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Im Vollen danebengegriffen

HINTERGRUND / MUSIKGESCHICHTE

20/10/17 Was hat es Luigi Gatti (1740-1817), dem aus Mantua stammenden letzten Salzburger Hofkapellmeister, schon geholfen, dass er Salzburgs Musik- und Kulturleben mehr als dreißig Jahre lang beherrschte. Es reden ja doch alle nur von Mozart, im günstigen Fall auch von Johann Michael Haydn...

In den letzten Jahren wurden Leben und Werk von Luigi Gatti, der heute so gut wie vergessen ist, ein wenig unter die Lupe genommen: Das Archiv der Erzdiözese Salzburg kooperierte zu diesem Zweck mit dem Conservatorio ‚Lucio Campiani‘ in Mantua. Es gab zwei wissenschaftliche Symposien (eines 2010 in Mantua, ein weiteres 2011 in Salzburg) und eine Reihe von Aufführungen von Werken Gattis.

Aus dem Blickwinkel der Geschichte betrachtet ist die musikalische Personalpolitik von Erzbischof Colloredo ja nicht wenig kurios: Er überging mit der Bestellung Luigi Gattis sowohl Leopold und Wolfgang Amadé Mozart als auch Michael Haydn. Dass Gatti heute in Italien Anerkennung findet, wogegen sein Name nördlich der Alpen in Vergessenheit geraten ist, illustriert obendrein unterschiedliche nationale Wahrnehmungs- und Rezeptionsweisen.

Der von seinen Zeitgenossen hoch verehrte Komponist wirkte in seiner ersten Lebenshälfte vornehmlich in Mantua, wo er zum Priester geweiht wurde. Neben seiner langjährigen Tätigkeit als Musiker der Mantuaner Hofkirche Santa Barbara gründete sein baldiger Ruhm vor allem auf der Komposition von Opern, die über Mantua hinaus ausstrahlten und am Höhepunkt seiner italienischen Karriere auch am Teatro alla Scala in Mailand aufgeführt wurden. Im Augenblick dieses Erfolges wurde Gatti von Hieronymus Colloredo für das Salzburger Hofkapellmeisteramt engagiert, das er am 1. Juli 1782 antrat und für 35 Jahre bekleidete. In Salzburg schuf Gatti ein umfangreiches OEuvre geistlicher und weltlicher Musik, in dem sich sein Herkommen aus dem italienischen Rokoko und der neapolitanischen Operntradition mit neuen Elementen des klassischen Stils verband.

Mit gehöriger Verspätung ist nun der Tagungsband vom Symposion in Mantua 2010 erschienen. Er hat den Titel „Luigi Gatti (1740-1817). La musica a Mantova e a Salisburgo tra Sette e Ottocento“. Am Samstag (21.10.) wird er um 18 Uhr im Foyer des Erzbischöflichen Palais (Kapitelplatz 2) vorgestellt. Den Tagungsband des zweiten Saltburger Gatti-Symposions von 2011 gibt es schon länger: seit 2013. „ unter dem Titel „Keine Chance für Mozart. Fürsterzbischof Hieronymus Colloredo und sein Hofkapellmeister Luigi Gatti (1740-1817)“ wurde 2013 publiziert, ebenfalls bei der Libereria Musicale Italiana in Lucca. (EPS/dpk-krie)

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