asdf
 

Klare Klang-Zeichnungen

25/10/17 Das Gastspiel des renommierten Ensemble Trio Jean Paul am gestrigen Dienstag (24.10.) im Wiener Saal war ein eigenartiges Erlebnis. Licht und Schatten herrschten vor, und das nicht nur in den Werken.

VON GOTTFRIED FRANZ KASPAREK

Der Pianist Eckart Heiligers, der Geiger Ulf Schneider und der Cellist Martin Löhr sind natürlich hochkarätige Musiker. Sie spielen mit größter technischer Perfektion, sonorem Klang und einer Lautstärke, die manchmal zu wenig Rücksicht auf den Raum nimmt. Ist es der unbedingte Drang nach Perfektion, welcher ein Stück wie das Es-Dur-Trio von Ludwig van Beethoven vor allem als gelungene Strukturanalyse erscheinen lässt?

Da passt eigentlich alles, da werden alle Noten gespielt und da wird die Form vollendet dargestellt, aber die Seele der Musik hat es schwer. Das Trio versteht Musik vor allem als tönende Rhetorik, weniger als emotionale Äußerung. Nun ist das Stück an sich forsch, energisch, ja trotzig. Aber muss das so hart akzentuiert sein? Dem herrlich volkstümlichen dritten Satz sagten schon Beethovens Zeitgenossen „himmlische" Kantabilität nach, doch der Ländler bleibt diesmal in bloßer Rhythmik stecken, das Pathos bleibt kalt, die Leidenschaft wirkt allzu sehr gezügelt.

Das Bild – und auch der Applauspegel! – wandelt sich immerhin nach der Pause zum Besseren. Die vom Komponisten autorisierte Version des Streichsextetts op. 36 von Johannes Brahms für Klavierstrio, die Theodor Kirchner mit untrüglichem Geschmack und Können hergestellt hat, klingt, als wäre die Musik für diese drei Instrumente geschrieben worden. Dass es sich dabei auch um die melancholische Verarbeitung einer unglücklichen Liebe handelt, wird wenigstens dezent wahrnehmbar. Das Trio Jean Paul bleibt seiner eher trockenen Sichtweise zwar treu, lässt aber mehr romantische Artikulation zu. Mitunter wirkt das auch sehr fein, in glasklarer Helligkeit und mit federndem Schwung. Vom im Programmtext zu recht angesprochenen „Elfenzauber" im befreienden Rondo-Finale bleibt freilich nur eine klingende Zeichnung mit scharfen Konturen. Eine durchaus mögliche Interpretation, die man mögen kann oder auch nicht. In jeder großen Musik schlummern ja stets mehrere Wahrheiten.

Der Applaus wird bedankt mit einem wie gestochen musizierten Haydn-Andante. Die Kühle eines Herbstabends, in die man nachher tritt, passt gut zum Konzert.

www.mozarteum.at
Bild: triojeanpaul.de

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014