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Vom Venedig und seinen Musik-Gesprächen

STIFTUNG MOZARTEUM / IL GIARDINO ARMONICO

08/11/17 Es war venezianische Musik, mit der Giovanni Antonini und „Il Giardino Armonico“ ab 1985 die Podien erobert haben. Vivaldis „Tempesta di mare“ war so etwas wie das Leit-Stück einer damals neuen, die Affekte der Barockmusik ausreizenden Generation von „Alttönern“.

Von Reinhard Kriechbaum

32 Jahre später, Dienstag (7.11.) im Großen Saal des Mozarteums: wieder venezianische Musik, das Ensemble in kleinster Besetzung. Erstaunlich eigentlich, dass bei einem Konzert eines so prominenten (und am Ort gut eingeführten) Originalklangensembles trotzdem der Balkon gesperrt bleiben kann im Großen Saal des Mozarteums. Doch nur überschaubare Zugkraft.

Mit den Gesten und Affekten geht Il Giardino Armonico nach wie vor so um, als ob die jeweiligen Musik-Diskussionen gerade auf dem Höhepunkt stünden. Selbst vergleichsweise zahme Stücke wie jene von Tomaso Albinoni bekommen durch gestalterische Nachschärfung einigen Biss. Über die Ausdruckspalette der Epoche verfügen diese Musiker ja wie im Schlaf, und ergraut sind höchstens die Haare einiger Musiker – das Temperament ist ungebrochen, der Umgang damit freilich disziplinierter als in den „wilden“ Jahren des Beginns. Unterdessen bedienen ja Heerscharen von Alte-Musik-Spezialisten das gleiche Feld, mit Überraschungseffekte allein ist es also nicht getan.

Den Anschluss hat Il Giardino Armonico gut gefunden, nur sein Leiter Giovanni Antonini scheint, wenn er zur Blockflöte greift, ein wenig überrollt zu sein von heutigen technischen Standards: Vivaldis berühmtes Sopranino-Konzert (C-Dur RV 443) kann man durchaus weniger manieriert, dafür klanglich ausgefeilter und raffinierter angehen.Sehr eigenständig gedacht hingegen das nicht minder geläufige Altblockflötenkonzert F-Dur RV 442: Da schien Antonini als Solist vor allem im ersten Satz einzutreten in einen Wettbewerb an Feinheit, in auffallend zurückhaltendem Tempo. So wurden gar wundersame malerische Wirkungen im Zusammenspiel erreicht.

Der interessanteste Teil des Programms war der Beginn mit einer Sonate „con tre violini“ von Giovanni Gabrieli, einem Blockflöten-Solostück von Giovanni Bassano und einer Streichersonate von Dario Castello. Sie alle waren um und nach 1600 quasi infiziert vom neuen Genre Oper, und was die Meister der Monodie um Monteverdi den Sängern an rhetorischer Ausdrucksmöglichkeit erschlossen, haben diese Instrumentalkomponisten nachzuahmen versucht und eben den Spielern quasi in die Finger geschrieben. Damals wurde also das Musik-Vokabular des Barocks entwickelt – schön, das von Il Giardino Armonico so sprechend und mit Verve vorgeführt zu bekommen.

Die Tournee „Vivaldi in Venedig“ führt die Musiker heute in die Lagunenstadt, morgen nach Berlin, in den Tagen drauf ins dänische Aaalborg, zurück nach München und wieder weit nordwärts nach Upsala (Schweden). So schaut der Reisebetrieb heute auch für „Alttöner“ aus.

Bild: www.ilgiardinoarmonico.com / Decca / David Ellis

 

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