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Willkommensgruß aus der Bundeshauptstadt

KULTURVEREINIGUNG / WIENER SYMPHONIKER / SHANI

22/02/18 Lang ist's her, da sandte Wien seine Symphoniker unter den jeweiligen Chefdirigenten jedes Frühjahr auf Reise durch die Bundesländer. An diese Tradition knüpften sie jetzt an. Mit ihrem neu designiert 1. Gastdirigenten Lahav Shani und Solo-Flötist Erwin Klambauer.

Von Horst Reischenböck

Das Hauptaugenmerk lag Mittwoch (21. 2.) im Großen Festspielhaus vorerst einmal eindeutig auf dem noch nicht 30jährigen Israeli Lahav Shani. Ihm eine große Karriere zu prophezeien fällt nicht schwer, wurde er doch jüngst nicht nur Chef der Philharmoniker in Rotterdam, sondern auch Nachfolger von Zubin Mehta beim Israel Philharmonic Orchestra. Er ist schon ganz oben.

Seit er 2015 die Wiener Symphoniker kurzfristig bei einer Tournee, auch mit einer Station in Salzburg, übernahm, stimmt auch mit diesen hörbar die Chemie untereinander. Was Mozart anlangt, kann sich Shani auf deren Wissen verlassen konnte. So schnurrte eingangs die Ouvertüre zu „Figaros Hochzeit“ KV 492 trotz allem komödiantischem Esprit doch nicht bloß wie ein zu rasch aufgezogenes Uhrwerk ab. Die Wiedergabe erinnerte in ihrer bewussten Ausformung und perfekten Balance vielmehr an Nikolaus Harnoncourts Aussage, der „Figaro“ sei unter allen drei DaPonte-Opern die langsamste.

Dem Orchesterpart im nachfolgenden G-Dur-Flötenkonzert KV 313 wurde gleichfalls liebevoll Aufmerksamkeit zuteil. Zumal es galt, des Kollegen Erwin Klambauer Solo entsprechend zu unterstützen. Er musizierte schon unter Sándor Végh in der Camerata und wechselte 2014 vom ORF-Symphonieorchester in die erste Flöten-Position zu den Symphonikern. Kopfsatz und abschließendem Rondo-Menuett setzte er, spielerisch verzierend, silbrige Glanzlichter auf. Besonders die Gesangszene des Adagio berührte ob Klambauers intimer Ausformung, zu der Lahav Shanis Hände auch die Mitstreiter am Podium beschworen.

Der verbindende Ansatzpunkt zur Sinfonie Nr. 5 in B-Dur von Sergej Prokofjew war übrigens ihr allererstes Thema, das auch einer Soloflöte anvertraut ist. Nebst Prokofjews ironisch-

„klassischem“ Erstling ist sie seine einzige, die einen steten Platz im Repertoire fand. Oft wird sie freilich immer noch als „sowjetisch“ missverstanden. Prokofjew stilisierte sie zwar aus zeitgleich zur Uraufführung publik gewordener Euphorie ob der Kriegswende spontan zur „Hymne an den freien und glücklichen Mann“. Das war nach seiner fatalen Rückkehr in die Heimat aber eher eine Flucht nach vorn, Selbsthilfe aus stalinistischer Repression. Die gipfelte letztlich makaber darin, dass Prokofjew und der Diktator dann am selben Tag starben. Des Komponisten Tod ging medial vollkommen unter.

Die sehr persönlichen Sätze gestaltete Lahav Shani zusammen mit den prachtvoll mitziehenden Wiener Symphonikern zu einem beeindruckenden Fresko. Nachdenklich türmte er das lyrisch anhebende Andante konsequent zu blechgepanzertem und vom Schlagwerk unterstützten kämpferischem Konflikt, der nur vordergründig optimistisch endet. Voll körperlichem Einsatz tanzte Shani wie ein Derwisch dann im rhythmisch glühenden Scherzo die Antwort. Mit Zitat aus dem damals gefordert positivem Ausgang in Prokofjews Balletts „Romeo und Julia“. Die von den Geigen schier überirdisch angestimmte Adagio-Kantilene wiederum entlehnte Prokofjew seiner Filmmusik zu Puschkins „Pik Dame“. Auf den nachhaltigen Trauermarsch inmitten darin mutet das quirlige Finale umso doppelbödiger.

Jubelnd dankte das Publikum dafür und für die reichlich gewährten Zugaben, den Marsch aus Prokofjews Oper „Die Liebe zu den drei Orangen“, gefolgt von zwei umtriebigen Strauss-Polkas.

Heute Donnerstag (22.2.) werden die Wiener Symphoniker im Großen Festspielhaus nochmals dasselbe Programm spielen. Am Freitag (23.2.) gastiert das SWR Symphonieorchester unter Aziz Shokhakimov. Auf das Dvorak-Cellokonzert mit Mischa Maisky folgt die erste Symphonie von Dmitri Schostakowitsch – www.kulturvereinigung.com
Bilder: www.wienersymphoniker.at / Marco Borggreve (1)

 

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