Schlag nach bei Shakespeare

KULTURVEREINIGUNG / WASEDA SYMPHONY ORCHESTRA TOKYO 

27/02/18 Alle drei Jahre tourt das traditionsreiche Studentenorchester durch Deutschland und Österreich. Heuer haben sie vor allem Romantisches aus Deutschland, aber auch Rhythmisches aus ihrer Heimat im Gepäck. Am Sonntag (25.2.) gastierte das Waseda Symphony Orchestra Tokyo bei der Kulturvereiniung im Großen Festspielhaus.

Von Horst Reischenböck

Es ist ein nahezu einmaliger Klangkörper, seit seiner Gründung 1913 gebildet von Generationen von Studenten der Waseda Universität in Tokyo - die allerdings ganz anderen Studien nachgehen: Musik wird an dieser Uni nicht unterrichtet. Die Mitglieder des Waseda Symphony Orchestra Tokyo sind also hingebungsvolle Musikliebhaber, die sich ihr Repertoire nebenher erarbeiten. Das Programmheft 2018 listet 270 Mitglieder auf. Kein Wunder, dass im Rahmen eines Konzerts nicht nur einzelne Positionen, sondern ganze Instrumentengruppen ausgetauscht werden können.

 Zur Einstimmung erklang Otto Nicolais Ouvertüre zu „Die lustigen Weiber von Windsor“ – in ihrem Anspruch durchaus kein Einspielstück zum Aufwärmen, sondern ein facettenreiches Werk, das unter den beschwörenden Händen von Dirigent Kazufumi Yamashita zärtlich angestimmt zu blühend pastosen Klängen erweckt wurde.

Richard Strauss bot schon zu vergangenen Gelegenheiten dankbare Vorlagen. Diesmal stand die nicht eben leicht zu realisierende und für Zuhörer nicht immer leicht verdauliche Sinfonia domestica op. 53 auf dem Programm: Ein dreiviertel Stunde komponiertes Komponistenleben, die Strauss‘ Kollege Norman del Mar „bombastischer Unbescheidenheit“ bezichtigte. Tatsächlich werden bei bloß vordergründigem Verfolgen des „Programms“ Gedanken an Shakespeares „Viel Lärm um Nichts“ wach. Doch die musikalische Schilderung von Strauss' Familie inklusive Gattin und Kind ist handwerklich grandios gemacht.

Der Komponist hat sich selbst als „Hausherren“ und pater familias ein fünfgliedriges Thema zugedacht: leicht nachvollziehbar zwischen gut gelaunt, verträumt, mürrisch, feurig und lustig. Das wurde von den Mitgliedern des Waseda Symphony Orchestra ausgespielt zwischen Celli, Holzbläsern und Trompeten. Die Dame des Hauses, Pauline Strauss, charakterisieren zornige Geigen, die von der Konzertmeisterin zu Klarinettenklängen dann angenehmer umgedeutet wurden. Das Kind wird in dieser häusliche Symphonie von der zarten Oboe d'amore gezeichnet. Schön ausgeleuchtet führte dann die Zweisamkeit von Mann und Frau im Adagio zur Liebesszene, auf die mit Glockenschlag Punkt Sieben das großartig ausgedehnte Finale als Doppelfuge anhebt: Erstklassig, wie die jungen Damen und Herren diesen in sich verschachtelten Kontrapunkt aufschlüsselten. Das war professionellen Ensembles absolut ebenbürtig.

Mit Shakespeare ging's nach der Pause weiter. Pjotr Iljitsch Tschaikowskys Fantasie-Ouvertüre „Romeo und Julia“, in gewohnt überarbeiteter Zweitversion ohne Opusnummer, bot eingängigere Kost. Auch sie wurde opulent in süffigem Klangbild serviert. Zum Abschluss lieferte Maki Ishiis „Mono Prism“ japanische Töne: 22 Minuten flächig, von zwei Tam Tams grundiert und durch fünf entsprechend trainiert muskelbepackte Taiko-Trommler rhythmisch akzentuiert. Standing Ovations.

Am 2. März gastiert das Waseda Symphony Orchestra Tokyo in der Elb Philharmonie in Hamburg - www.elbphilharmonie.de
Bild: www.elbphilharmonie.de