Musikalische Entdeckungsreise

SINFONIEORCHESTER DER UNI MOZARTEUM / JOHANNES KALITZKE

19/03/18 Ein nicht unwesentlicher Aspekt der Ausbildung am Mozarteum besteht darin, den Musikernachwuchs mit Werken abseits vom Mainstream bekannt zu machen. Einmal mehr erstklassig umgesetzt wurde dieser Anspruch unter der Leitung von Johannes Kalitzke mit der Kammersymphonie von Franz Schreker.

Von Horst Reischenböck

Das Werk von Franz Schreker erlebt dieser Tage eine Renaissance und so wird immer wieder manch zu Unrecht vergessene Trouvaille zutage gefördert. Am Freitag (16. 3.) im Großen Studio war es Schrekers „Kammersymphonie“.

Die Gattungsbezeichnung geht zurück auf Arnold Schönberg in bewusster Abkehr von der überbordend groß besetzten Symphonik der Spätromantik. Schönberg selber fand in seiner frei tonal verbliebenen ersten Mustervorlage noch mit 15 Instrumenten das Auslangen. Schreker (einst übrigens Dirigent der Uraufführung von Schönbergs „Gurreliedern“) schrieb in unmittelbarer Nachfolge bereits ihrer 23 vor, darunter Harfe, Celesta und Harmonium (im Großen Studio war das ein Keyboard). Wobei beide Letztere gegenüber den Streichern kaum durchdrangen. Schreker selbst stockte ja den Streicherapparat zusätzlich auf, was die mitunter solistische Aufsplitterung noch ohrenscheinlicher verdeutlichte.

In Summe vermitteltet die Interpretation durch Johannes Kalitzke und das Sinfonieorchester der Universität Mozarteum den Eindruck einer Sinfonie für ein groß dimensioniertes Kammerorchester - formidable durch die Bläsersolisten und den kurzfristig eingesprungenen Paukisten Andreas Aigmüller vom Mozarteumorchester. Schrekers Kammersymphonie – einsätzig aus impressionistischem Wassergeplätscher des Klaviers aufsteigend, gegliedert in fünf Teile – tendiert stilistisch wahrlich viel weniger zur „Wiener Schule“, als etwa zur Klangwelt eines Richard Strauss. So süffig wie zu dieser Gelegenheit ausgeführt, wäre das Werk durchaus eine Bereicherung des Repertoires.

Nach der Pause richtete sich der Fokus allein auf die hohe Qualität der Streicherausbildung am Mozarteum: Dokumentiert anhand des Doppelkonzertes von Arvo Pärt „Tabula rasa“. Solisten waren Muahmmedjan Sharipov und Yukiko Uno, derzeit Studierende bei den Professoren Harald Herzl bzw. Pierre Armoyal und längst Wettbewerbs-preisgekrönt.

Lehnt sich das eröffnend verspielte „Ludus“ an barocke Vorbilder wie Antonio Vivaldi oder Johann Sebastian Bach an, so ist in „Silentium“ die Stille förmlich mit Händen greifbar. Perfekt und wirkungsvoll ausgespielt von den Solisten, assistiert von den Klängen des präparierten Klaviers – ein Widerschein des früheren Continuos. Die Begleitung war durch Johannes Kalitzke bis in letztes Verklingen hinein einfühlsam gestaltet.

Bild: www.uni-mozarteum.at