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70 Jahre junge Musik

INTERVIEW / 70 JAHRE MUSIKUM

16/11/18 „Kein Grashalm wächst schneller, wenn man ihn zieht.“ In diesem Aphorismus resümiert der pädagogisch-künstlerische Direktor des Musikum, Michael Seywald, im Gespräch mit DrehPunktKulturfeinsinnig seine langjährige Lehrerfahrung. Die Musikschule feiert ihr 70-jähriges Bestehen mit einer groß angelegten Matinée.

Von Franz Jäger-Waldau

„Vor siebzig Jahren haben die ersten Salzburger Kinder und Jugendlichen in den damaligen Volksmusikschulen, aus denen später das Salzburger Musikschulwerk und das heutige Musikum entwickelt wurden, einen Musikunterricht besucht“, erklärt Michael Seywald, der pädagogisch-künstlerische Landesdirektor des Musikum. Seitdem waren es weit mehr als 100.000 junge Menschen, die mit Musik ihr eigenes Leben und das der Gesellschaft bereichert haben.

Nicht nur für das Musikum Salzburg ist 2018 ein Jubiläumsjahr, auch Michael Seywald darf heuer auf eine zwanzigjährige Tätigkeit zurückblicken. Und er tut dies mit der Gewissheit, dass der ursprüngliche Aufrag des Musikum unverändert geblieben ist: die Schüler und Schülerinnen für Musik zu begeistern und ihnen einen Rahmen für ein reichhaltiges kulturelles Leben zu bieten. Das Musikum unterscheide sich dadurch von anderen Einrichtungen, dass die Entwicklung des Menschen dem Nutzen der Ausbildung vorgehe, so Michael Seywald. Der Nutzen ergebe sich dann ganz von selbst, er resultiere in und aus einer fundierten Individualität.

„Kein Grashalm wächst schneller, wenn man ihn zieht“, umschreibt der Direktor das Lehrprinzip: Flexible Unterrichtsformen, damit die verschiedenen Ziele der Schüler und Schülerinnen bedient werden können. In einer digitalen Welt sei es zu einer Seltenheit geworden, dass sich Erwachsene mit einzelnen jungen Menschen über längere Zeitspannen persönlich beschäftigen. Eine einstündige „analoge“ Unterrichtseinheit am Musikum stelle daher für die Kinder eine wertvolle Quelle zur Kultivierung ihrer Identitäten dar. Zur interkulturell vermittelnden Rolle der Musik verweist Seywald auf die Praxis: „Musik braucht keinen Dolmetscher. Beim Musizieren muss man sich einander zuwenden und respektieren, gemeinsam sein und zuhören.“

In einer Umsetzung des Ganztagsschulmodells sieht Seywald aber eine Gefährdung für die zukünftige Realisierbarkeit dieser Ziele: Es fehlten die Rahmenbedingungen für eine effektive Integration der musikalischen Erziehung innerhalb des restriktiven Unterrichtsmodells sowie der notwendige zeitliche Freiraum für eine individuelle Entfaltung der Schüler. Sein Wunsch ist, dass die Mechanismen von Schule und Musikschule allgemein besser ineinander griffen.Das Bildungssystem müsse mehr Rücksicht auf die Sonderstellung des Musikerlebens nehmen, zumal sichl Österreich im öffentlichen Diskurs gerne damit rühme.

Mit einem vielfältigen Programm feiert das Musikum am Sonntag (18.11.) von 11 bis 15 Uhr im Orchesterhaus, im Schauspielhaus und im Haus der Volkskulturen sein Jubiläum. Musizierend, singend und tanzend spannen Salzburgs junge Musiker aus Stadt und Land einen breiten Klangbogen von der Volksmusik über die Klassik bis zu Pop, Rock und Jazz.

Nach der Eröffnung, die vom jungen Bläserensemble „Los Brassos“ und den „Salzburger Chorknaben und -mädchen“ umrahmt wird, erwarten die Besucher ab 11.30 Uhr Beiträge zahlreicher Instrumental- und Vokalensembles, Blockflötenorchester, Blasorchester, Streichorchester, Popbands, Jazzensembles oder  barocke Tänze. Im Großen Saal des Orchesterhauses werden groß besetze Ensembles und Orchesterprojekte zu hören sein. Auf der Bühne des Schauspielhauses werden neben Volksmusik verschiedene Bläserensembles und Schlagwerkformationen auftreten. Im Foyer des Hauses der Volkskulturen wird nach den feinen Klängen von Gitarren- und Vokalensembles ein Flötenorchester mit japanischer Trommel-Begleitung Exotisches beisteuern. Ab 13.30 Uhr wird die „Jam-Time“ mit diversen Bands des Musikum bis hin zum Cross-over Projekt „Bodenständig“ – einem Mix aus Volksmusik, Jazz, Pop und Rock für Stimmung sorgen.

Weitere Informationen zur Veranstaltung - www.musikum.at
Bilder: Musikum (2); Universität Mozarteum/Christian Schneider (1)

 

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