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Ein Herz und eine Seele

KULTURVEREINIGUNG / BBC SCOTTISH SYMPHONY / DAUSGAARD

23/05/19 Zum Saisonstart 2019/20 lud die Kulturvereinigung das BBC Scottish Symphony Orchestra zu einem dreitägigen Gastspiel in das Große Festspielhaus. Unter der Leitung des dänischen Dirigenten Thomas Dausgaard und in Begleitung der „Grand Dame des Klaviers“, Elisabeth Leonskaja, sind an diesen Konzerttagen Werke von Schumann, Brahms, Elgar und Bartók zu erleben.

Von Horst Reischenböck

Beethoven geriet ein geplantes Klavierkonzert zur achten Sinfonie. Bei Johannes Brahms war‘s umgekehrt. Ein Symphonie wurde das erste Klavierkonzert, eigentlich eine Symphonie für Klavier und Orchester. Im Dezember 1856 schrieb Brahms an Clara Schumann: „Ich schreibe dieser Tage den ersten Satz des Concertes ins Reine. Auch male ich an einem sanften Portrait von Dir, das dann Adagio werden soll.“ Elementare orchestrale Kraft und dunkle Mollstimmungen prägen das Werk, welches sich im Finale zu heller Dur-Fröhlichkeit durchringt. Elisabeth Leonskaja, die große russischösterreichische Klavierpoetin spielte das grandiose Werk am Mittwoch (22.5) und wird es heute Donnerstag (23.5.) ein zweites mal geben.

Skrupulös goss Brahms vorerst pianistische Ideen für ihn unbefriedigend in sinfonische Form und ließ das Ganze erst nach langer Anlaufzeit in zum Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 d-Moll op.15 werden. Das ist nicht nur die Tonart des von ihm besonders geliebten Mozart-Konzerts, sondern auch dessen Requiems und bekanntlich Beethovens Neunter - aus deren Schluss Johannes Brahms übrigens in der ersten Solo-Kadenz seines eigenen Finales zitierte. Der so entstandene Koloss fordert die Ausführenden. Wobei Thomas Dausgaard in der ausgedehnten Tutti-Exposition vorerst allen Nachdruck auf das eingeschriebene Maestoso setzte, den kämpferisch auszutragenden Konflikt solange hintan stellte, bis Elisabeth Leonskaja nach ihrem poco più moderato Einstieg den Fehdehandschuh aufnahm und voluminös beidhändig die fordernden Oktavtriller in die Tastatur meißelte.

In bestem Einvernehmen mit dem BBC Scottish Symphony Orchestra meditierte sie dann durch das nachfolgende Adagio perfekt in subtil abschattierte Regionen hinein. Bartòk nannte so etwas später religioso. Brahms hingegen, solch emotionaler Äußerung abhold, eliminierte das Wort Benedictus, das ursprünglich darüber stand. Grand Dame Elisabeth Leonskaja stieg dann vehement mit dem aufmüpfig umgedeuteten Seitenthema aus dem Kopfsatz zum Auftakt ins rhythmisch pulsierende Finale ein, das zu guter Letzt Brahms‘ abgrundtiefe Ironie gerade doch noch ins Positive dreht. Ein von Allen bravourös absolviert beeindruckender Kraftakt, entsprechend bedankt und seitens BBC dokumentiert worden ist.

Sir Edward Elgar, oft als „englischer Brahms“ apostrophiert, verbindet mit diesem maximal die Äußerlichkeit, dass auch er erst relativ spät seine Erste – die Symphonie Nr. 1 As-Dur op. 55 – komponierte, die vor 111 Jahren uraufgeführt wurde. Dausgaard legte sich temperamentvoll ins Zeug, voller Hingabe von der Keimzelle an, dem ersten melancholisch getönten Marsch, den zum Schluss des vierten Satzes die von den Blechbläsern gekrönte Apotheose der Coda überhöht.

Davor stehen ein auch eher martialisches Scherzo in fis-Moll, dessen Trio den ausgezeichneten Holzbläsern Gelegenheit bot, ihr Können zu präsentieren. Als Zugabe und Reverenz vor dem Chefdirigenten nordischer Herkunft gab‘s Jean Sibelius‘ Andante festivo und, wirkungsvoll als Rausschmeißer gezündet, die instrumental aufgemotzten traditionellen Eightsome Reels, bei denen nur der Kilt fehlte.

Heute Donnerstag (23.5.), folgt auf das Brahms-Konzert Béla Bartóks Konzert für Orchester Sz 116. Am Freitag (24.5.) kommen vor der Elgar-Sinfonie Bela Bartóks Bilder aus Ungarn und, mit Elisabeth Leonskaja, das Klavierkonzert a-Moll op. 54 von Robert Schumann - www.kulturvereinigung.com
Bilder: KV / MarcoBorggreve; ThomasGrøndahl

 

 

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