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Er wurde Wiener, nicht Salzburger

HINTERGRUND / BACHGESELLSCHAFT

02/05/21 In Salzburg gibt es eine Anton-Bruckner-Straße und in Obertrum einen Anton-Bruckner-Weg. Aber was hat der St. Florianer Meister eigentlich zu tun mit Salzburg? Es ist keine wirkliche Erfolgsgeschichte – aber immerhin: Es hat nicht viel gefehlt und Anton Bruckner wäre Salzburger geworden...

Von 1855 bis 1868 war Bruckner Domorganist in Linz. Das hatte kulturell damals nicht so hohes Ansehen, Bruckner-Stadt war's ja noch nicht. Also schielte der junge Kirchenmusiker in die Mozart-Stadt. 1841 war hier die Institution „Dom-Musikverein und Mozarteum“ gegründet worden. Zwei Mal bewarb Bruckner sich als deren Leiter. Dafür aber war Dirigieren eine Voraussetzung, und in dieser Disziplin hatte der Organist und Komponist damals noch wenig Erfahrung. Bruckners Kompositionen wurden zwar mit Beifall aufgenommen, jedoch konnte der etwas verschrobene und schüchterne Komponist als Dirigent nicht überzeugen. 1861 wurde ihm Hans Schläger vorgezogen, sieben jahre später bekam Otto Bach den Job. Das war vielleicht eh gut für die weitere Entwicklung Bruckners. Nach der zweiten Ablehnung versuchte er's in Wien und wurde noch im selben Jahr, 1868, Nachfolger seines ehemaligen Lehrers Simon Sechter als Professor für Musiktheorie und Orgelspiel am Wiener Konservatorium. Wer weiß, ob aus Bruckner in Salzburg der Symphoniker geworden wäre, als der er in die Musikgeschichte eingehen sollte.

In einem Konzert morgen Donnerstag (3.6.) in der Pfarrkirche Mülln spürt das Collegium Vocale unter der leitung von Klaus Eibensteiner den Verbindungen Bruckners mit Salzburg nach. Michael Haydn liefert einen Anknüpfungspunkt, denn Bruckner kannte und schätzte dessen geistliche Chormusik. Bruckner nahm auch eine weitere Domäne des Salzburger Haydn wahr. Michael Haydn gilt ja als „Erfinder“ der Männer-Quartette und des deutschen Männergesanges im Allgemeinen. Hans Schläger (1820-1885), der sich gegenüber Bruckner bei der Salzburg-Bewerbung durchsetzen konnte, war wie sein Konkurrent in St. Floran als Volksschullehrer tätig gewesen. Schläger gründete dort auch einen Männerchor und motivierte Bruckner, auch für diese Besetzung zu komponieren.

In dem Konzert werden obendrein Gesänge für Singstimme und Orgel und das Salve Regina von einem Oberösterreicher zu hören sein, der im Gegensatz zu Bruckner in Salzburg gut Fuß fasste. Josef Friedrich Doppelbauer (1918-1989) unterrichtete über ein Vierteljahrhundert lang am Mozarteum Orgel, Tonsatz, Komposition und kirchliche Komposition. „Das Konzept für dieses Konzert stammt noch aus der Feder Albert Hartingers, der an dieser Stelle auch seinem hochverehrten Lehrer für Tonsatz Josef Friedrich Doppelbauer seine Referenz erweisen wollte“, berichtet Virgil Hartinger, der jetzt die Bachgesellschaft leitet. (Bachgesellschaft/dpk-krie)

Bruckner und Salzburg. Konzert des Collegium Vocale Salzburg. 3. Juni, 19.30 Uhr, Pfarrkirche Mülln – www.salzburger-bachgesellschaft.at
Bilder: Wikimedia (1); Universität Mozarteum (1)

 

 

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