Beste Laune in der Aula

MOZARTEUMORCHESTER

10/09/21 In der Saison 2021/22 ist die Große Universitätsaula das Ausweichquartier des Mozarteumorchesters für die Donnerstagskonzerte. Der Große Saal im Mozarteum ist ja wegen des Neubaus des Pausentraktes weitgehend geschlossen.

Von Paul Kornbeck

Bei aller Kritik an der leider seit 2004 verunstalteten Optik der „Aula Academica“ – die akustischen Verhältnisse sind für nicht zu groß besetzte Werke der Wiener Klassik sehr gut, die Atmosphäre ist tauglich. Offensichtlich findet auch das Abonnementpublikum darin genügend Platz. Dass am Donnerstag (9.9.) das Auditorium nicht ganz besetzt war, ist wohl der Tatsache geschuldet, dass zwischen dem Ende der Festspiele und Ende September immer noch ein Teil des Salzburger Publikums – das Klassik-Publikum hat meist keine schulpflichtigen Kinder mehr! - auf Urlaub weilt. Das voll besetzte Podium verdeckt, zumindest vom unteren Teil des Zuschauerraums aus betrachtet, das hässliche Magazintor in der weißen Wand, die früher die Rückwand der Aula gewesen ist. Und die große Mehrzahl der Leute im Saal genoß mit Freude die (derzeit noch?) geltende Maskenfreiheit.

Doch „hier gilt's der Kunst“ und der wurde an diesem Abend bestens gedient. Jörg Widmanns Konzertouvertüre „Con brio“ gab dem Abend das Motto und knallte, trotz Beethoven-Besetzung des Orchesters und reduzierter Streichermenge, ordentlich und an die akustischen Grenzen gehend in den Saal. Widmanns effektvolle Hommage verwendet die für Beethoven typischen harten Tuttischläge und allerlei melodisches Material, welches sinnfällig mit Geräuschhaftem verschränkt wird. Das Orchester spielte das unter Riccardo Minasi mit Bravour, der Applaus war eher endenwollend.

Das Mozarteumorchester hat es eigentlich nicht notwendig, mit billigen Sprüchen wie „Best Mozart“ zu werben, denn es ist in der Tat eines der allerersten Mozart-Ensembles – und, mit Verlaub, Rankings in der Kunst sind ein Unding. Wichtiger ist, dass Mozarts herrliches Klavierkonzert C-Dur KV 503 unter der anfeuernden Leitung des charismatischen Chefdirigenten Riccardo Minasi auf höchstem Niveau musiziert wurde, mit gebührend dramatischen Akzenten und in gutem Einvernehmen mit dem Solisten Till Fellner. Der Wiener Pianist, einer der großen Stillen im Lande, verzauberte mit seinem weichen, doch wenn es drauf ankommt auch energischen Anschlag, mit poesievollem Ausdruck und exzellenter Technik. Besonders schön erklang der dritte, weit in die Romantik weisende Satz. Die Zugabe war eigentlich ein weiterer Programmpunkt, denn Till Fellner spielte die zwölfminütige c-Moll-Fantasie KV 475 und erfüllte und erfühlte sie mit ernster Melancholie und vielen kostbaren Details.

Nach der Pause ging mit Beethovens Vierter Symphonie die Post ab. Riccardo Minasi, fast ein moderner Toscanini, versteht den Originalklang nicht asketisch trocken, sondern voll Feuer und eben „con brio“. Dabei vernachlässigt er nicht die lyrischen Episoden. Das sicht- und hörbar hoch motivierte Orchester glänzte in allen seinen Gruppen. Wunderbar nuancierend erfreuten die Bläser, straff und klangschön die Streicher; Solopauker Christian Löffler verdiente sich ein Sonderlob, so markant und dennoch gefühlvoll setzte er die wichtigen Akzente seines Parts. Insgesamt ein bejubelter Konzertabend, nach dem man in bester Laune in die laue Spätsommernacht trat.

Bild: tillfellner.com / Ben Ealovega