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Ungefähr 1300 und 25 Jahre

HINTERGRUND / STIFTSMUSIK ST. PETER

08/11/21 Eigentlich sonderbar: Seit 696 gibt es die Erzabtei St. Peter – und die Stiftsmusik feiert trotzdem erst ihr 25-Jahre-Jubiläum? Das heißt natürlich nicht, dass es in diesem ältesten Kloster im deutschen Sprachraum nicht eine sehr, sehr lange Musiktradition gibt.

Aber die über 1300jährige Musikpflege im Stift ist weniger lückenlos dokumentiert als in anderen Klöstern. Immerhin: Im Stiftsmuseum (das integriert ist ins DomQuartier) kann man einiges sehen und erfahren darüber. Auch im Österreichischen Musiklexikon online kann man sich schlau machen. Im Skriptorium von St. Peter entstanden ab dem 12. Jahrhundert mit Neumen versehene liturgische Bücher, die eine große Rolle spielen in der österreichischen Musik-Überlieferung des Mittelalters.

Im 16. Jahrhundert lässt sich eine Kantorei zu St. Peter nachweisen. Sie Sänger wurden vorwiegend aus Schülern der Lateinschule des Klosters rekrutiert. Diese Musiker studierten meist an der Universität. Daher betrug deren normale Verweildauer in der Stiftsmusik kaum mehr als fünf Jahre. Abt Amand Pachler (1657-73) ordnete die musikalischen Funktionen neu, sodass ab dieser Zeit ein Kantor, ein Organist, ein Praebendist (meist ein Sänger, der beim Choralsingen mitwirken musste) und fünfzehn bis zwanzig Instrumentalisten und Sänger angestellt waren.

Vorzeigekomponist ist dann logischerweise der „Salzburger“ Michael Haydn. Über den Abt Dominicus Hagenauer, einen guten Freund Mozarts, gibt auch zwischen dem Genius loci und dem Kloster Verbindungen.

Während der Zeit des Cäcilianismus (im 19. Jahrhundert) garantierte St. Peter den Fortbestand der figuralen Kirchenmusik in Salzburg und eine beständige Aufführungspraxis auf sehr hohem künstlerischen Niveau. Im Jahre 1927 wurde die Stiftsmusik als Institution allerdings abgeschafft. Erst unter Erzabt Franz Bachler (1958-1997) hat der jung verstorbene Armin Kircher sie in der heutigen Form 1995 wiederbegründet. Seit 2016 leitet Peter Peinstingl die Stiftsmusik St. Peter. Es ist eine der Salzburger Kirchen, wo man das ganze Jahr hindurch regelmäßig repräsentative Musik in der Liturgie hören kann. Historische Aufführungspraxis ist ein Alleinstellungsmerkmal, und Musik speziell Salzburger Kleinmeister hört man auch immer wieder.

Im Rahmen des Kirchenmusikalischen Herbstes wurde nun am Sonntag (7.11.) in St. Peter das so genannte Schrattenbach-Requiems von Michael Haydn aufgeführt. Dieses Stück hat Mozart gut gekannt, und manche Idee vom Salzburger Haydn ist in sein eigenes Requiem eingeflossen. Im Anschluss an das Festkonzert verlieh Landeshauptmann Wilfried Haslauer im Rahmen eines Festakts das Verdienstzeichen des Landes Salzburg an zwei Leute, die sich Verdienste um die Stiftsmusik erworben hatten: Günther Firlinger war interimistischer Stiftskapellmeister des Stiftes St. Peter in Salzburg von September 2015 (Armin Kircher war überraschend verstorben) bis November 2016. Der Kontrabassist Martin Hinterholzer gehört zum Urgestein der Streichergruppe innerhalb der Stiftsmusik. In seiner Eigenschaft als Präsident der Johann Michael Haydn Gesellschaft verlieh Haslauer zu der Gelegenheit auch Ehrenmitgliedschaft an die beiden Salzburger Musikwissenschafter Ernst Hintermaier (Gründungsmitglied) und Gerhard Walterskirchen (langjähriger Generalsekretär), außerdem an Heinrich Spängler (langjähriger Kassier). Haslauer erinnerte bei dieser Gelegenheit auch an den 2019 verstorbenen Mäzen Herbert Batliner, der auch die Musik in St. Peter großzügig unterstützt hat. (Landeskorrespondenz/dpk-krie)

Die Stiftsmusik St. Peter – www.stift-stpeter.at 
Historisches über die Musikpflege im Erzstift – www.musiklexikon.ac.at
Bilder: Archiv (2); www.stift-stpeter.at (1)

 

 

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