Dreißig Jahren Jazzit steht nichts im Wege

ZWANZIG JAHRE JAZZIT

13/01/22 „Andreas Neumayer aufhören? Das ist, wie wo der Benni Raich zurückgetreten ist, nur noch schlimmer.“ Sagt der Jazz-Pianist Andreas Tentschert. Andreas Neumayer, Leiter, Pionier und Motor des Jazzit, wird 2023 in Pension gehen. Die Stelle ist auf der Website schon ausgeschrieben. Und das große Fest Zwanzig Jahre Jazzit – geplant um den 15. Februar herum – auf Anfang Mai verschoben.

Von Heidemarie Klabacher

„Orte wie das Treibhaus in Innsbruck oder das Jazzit sind unverzichtbar. Ohne Jazzit kann man in Salzburg nicht leben. Die Künstler brauchen solche Orte, wo man mit Vierzehn, Fünfzehn erstmals hingeht, einen Workshop besucht, wo man zuhört, ein Bier trinkt und um drei Uhr Früh eine Band gründet.“ Soweit Andreas Tentschert, Mitglied etwa der Formation Triol und Jazzbeauftragter am Mozarteum. Er betont: „Strukturförderung ist wichtiger als Projektförderung. Das ist viel nachhaltiger, als wenn ich zweitausend Euro für eine CD kriege, die dann eh niemand kauft.“ Was für die Musiker zählt: „Probenräume. Eine Bühne.Vielleicht sogar ein Studio. Die Bar und das Bier.“ Und, an die Adresse des Jazzit: „Ihr braucht's einen Flügel.“ Wär' ein schönes Geburtstagsgeschenk eines Sponsors an das Jazzit zum „Zwanziger“.

Aber Sponsoren gibt es keine mehr: „Unser einziger verbliebener Sponsor ist die Trummer Brauerei.“ Diese mietet übriges das Jazzit-Gebäude von der KPÖ und ver-mietet weiter an das Jazzit. Dieser Tage sei der Mietvertrag für weitere zehn Jahre verlängert worden: „Dreißig Jahren Jazzit steht nichts im Wege.“ Es gebe ein paar weitere Räume im Haus, auf die das Jazzit Vor-Mietrecht habe, falls diese leer würden... Man spitzt auf weitere Probenräume. Vielleicht sogar ein Studio...

Trummer Brauerei also. „Alles andere Sponsoring hat sich in den letzten Jahren komplett aufgelöst“, berichteten Andreas Neumayer, Kassier, Geschäftsführer, Künstlerischer Leiter, und Vereinsobmann Willi Tschernutter. Anfrage an Banken? „Da kommt nicht einmal mehr eine abschlägige Antwort.“ Von 370.000 Gesamtbudget kommen gut sechzig Prozent von Stadt, Land Bund. „Das Land hat aufgeholt, Bund ist noch sehr ausbaufähig. Die nehmen uns noch nicht für ganz voll, halten uns in Sachen Jazz vielleicht noch für provinziell.“

Andreas Tentschert, der an der Universität Mozarteum Jazz unterrichtet, hat nicht nur ein pianistisches Intro zur Programmpräsentation heute Donnerstag (13.1.) im Jazzit gespielt (auf verstimmtem Klavier, wie er monierte). Er ist quasi eine der Bezugspersonen des Jazzit zu einem wichtigen lokalen Kooperationspartner, der Universität Mozarteum. Das ist natürlich „eine klassische Musik Uni“, aber er, Tentschert, und einige andere seien „dran, dass der Jazz dort ein wenig stärker wird“. Auch das Musikum ist ein wichtiger lokaler Partner. Die Musikvermittlungs-Projekte des Jazzit für Jugendliche gehen zurück im Jahr 2006 und sind seither eine Erfolgsschiene, aktuell besonders die Reihe All About That Jazz: „Schulklassen kommen zu uns ins Haus und erleben hier eine Musikstunde der anderen Art mit Liveband und Sängerin.“ Da macht sich natürlich die Pandemie bemerkbar. „Wenn die Schüler raus dürfen, funktioniert das total gut.“ Auch die Jazzit Sessions, jeden Dienstag seit 2003 bei freiem Eintritt, „laufen wie geschmiert“. Diese Reihe ist wichtig für den Publikumsnachwuchs, lockt besonders studentisches Publikum, „das wir auch zu den Konzerten bringen können“.

Programm, lokale, nationale und internationale Acts, Kooperationen... „Wir sind auf einem gutem Weg. Es muss nur alles wieder möglich sein“, sagten Tschernutter und Neumayer. In den ersten zwanzig Jahren Jazzit wurden insgesamt 3950 Veranstaltungen mit 421.000 Gästen gezählt. „Die letzten zwei Jahre haben uns ziemlich zurückgehaut.“ 2019, im letzten repräsentativen Jahr waren es 311 Veranstaltungen und 28.455 Gäste. Davon blieb 2021 ein Drittel mit 104 Veranstaltungen und 8.232 Gästen. Wohl konnten viele Highlight-Konzerte stattfinden, „aber Club Melange oder andere partyähnliche Konzerte waren nicht möglich“.

Die Flucht nach vorne angetreten ist man auch gleich mit dem Jubiläums-Fest: „Am 15. Februar 2002 haben wir das Jazzit eröffnet.“ Zwanzig Jahre später sollte da ein fünftägiges Festival steigen, das wurde verschoben auf Anfang Mai. Geblieben ist, am 12. Februar, das Konzert Rydmen.

Zu den Besonderheiten seiner zwanzig Jahre als Leiter zählt Andreas Neumayer das Festival Take The A-Train, „auch ein Kind des Jazzit“. Trotz Pandemie ist es gut weiter gelaufen, heuer findet bereits die achte Ausgabe statt. Das Heizkraftwerk als neue Location mit großem Freigelände werde beibehalten.

Wie es nach der Ära Neumayer weitergehen soll? Das Leitbild des Jazzit mit starker lokaler Verankerung und lokalen Kooperationspartnern ist festgeschrieben. Der/die Neue könne selbstverständlich „eigene Spuren ziehen“. Aber, so Vereinsobmann Willi Tschernutter, das Jazzit dürfe kein allgemeiner Musikclub werden. „Das Jazzit ist kein Club für alles mögliche. Der Schwerpunkt ist und bleibt Jazz und improvisierte Musik.“

www.jazzit.at
Bilder: Stills vom Pressegespräch