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Steilvorlage mit Schumann

MOZARTEUMORCHESTER / BLOXHAM / ZIMMERMANN

25/02/22 Jonathan Bloxham ist kurzfristig für den erkrankten Ivor Bolton eingesprungen. Mit Verve gestaltete der junge Steil-Aufsteiger das allein Robert Schumann gewidmete Donnerstagskonzert am Pult des Mozarteumorchesters. Im Programm-Zentrum begeisterte Stargeiger Frank Peter Zimmermann.

Von Horst Reischenböck

Eine Rarität gleich zu Beginn: Schumanns selten gespielte Ouvertüre h-Moll op. 136 Hermann und Dorothea. Goethe hat seine – ursprünglich durch eine Episode aus der Salzburger Protestanten-Vertreibung angeregt – Story in die Zeit Napoleons verlegt. Flucht vor des Tyrannen Truppen? Unbegreiflicherweise derzeit brandaktuell! Schumann jedenfalls hat das Singspiel nicht geschrieben. Es blieb bei der Ouvertüre, deren Frankreich-Bezug aber auf Schritt und Tritt Anklängen an die Marseillaise zu hören ist.

Nach dieser schwungvoll genommenen Einstimmung stand Schumanns spät wiederentdecktes und deswegen ohne Opuszahl veröffentlichtes Violinkonzert d-Moll auf dem Programm. Für Yehudi Menuhin, der für die posthume Uraufführung 1937 vorgesehen war, war dieses Werk der missing link zwischen Beethoven und Brahms. Das Manuskript besaß Widmungsträger Joseph Joachim (der übrigens in Aigen wohnte). Der erst 22-Jähriger sah jedoch wahnhafte Züge und gedankliche Ermattung. Vielleicht irritierte ihn aber einfach der für Geige mitunter unbequem gestaltete Solopart, den Paul Hindemith dann erleichterte...

1937 jedenfalls fand das Violinkonzert Eingang ins Repertoire und international zahlreiche Interpreten. Wie am Donnerstag (24.2.) in der Großen Aula Frank Peter Zimmermann, der mit vollmundigem Ton in den Kopfsatz einstieg und sich dann hingebungsvoll in die lyrischen Passagen versenkte. Zuletzt kostete er in bester Übereinstimmung mit Dirigent und Orchester den überschwänglichen Jubel des Finales aus. Musizierte Freude, die sich auch im Auditorium verbreitete. Den Auftritt bekrönte Zimmermann mit Johann Sebastian Bachs Sarabande aus der Partita h-Moll BWV 1002.

1841 war für Schumann das Jahr der Sinfonien. Es entstanden die „Frühlings-Sinfonie“ und die Symphonie Nr. 4 d-Moll op. 120. Das Mozarteumorchester unter der Leitung von Jonathan Bloxham spielte die erste Fassung. Brahms bestand einst darauf, die Musikwelt auch mit der Urgestalt der Vierten bekannt zu machen. (Übrigens zum Missvergnügen von Schumanns Witwe Clara, die als Pianistin auch in Salzburg gastierte – noch ein indirekter Salzburg-Bezug in diesem Konzert.)

Der selten selten zu hörenden Erstfassung der Vierten also galt der volle Einsatz von Orchester und Dirigent. Was von Schumann später geglättet wurde, tritt hier mit jugendlichem Feuer auf und widerspricht der (seltsamen) Ansicht, Schumann hätte nicht instrumentieren können. Vom genauen Gegenteil zeugten etwa das prächtig aufröhrende Horn-Quartett oder der elegante Einsatz der Klarinette, die im Ur-Scherzo stärker ins Bewusstsein dringt. Jonathan Bloxham übertrug bis in den dahin stürmenden Schluss hinein schwungvoll federnden Puls auf alle Beteiligten. Ein rundum gelungenes Debüt, das Fortsetzung finden sollte!

Bilder: Kaupo Kikkas (1); Hänsler Classik (1)
Zum Porträt Ein steiler Karrierestart

 

 

 

 

 

 

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