Kampf und Sieg

MOZARTEUMORCHESTER / LUIGI PIOVANO

25/03/22 Anno 1999 war er bereits erfolgreich am Progetto Pollini der Festspiele beteiligt. Nun begeisterte Luigi Piovano mit dem Mozarteumorchester beim Donnerstagskonzert in der Großen Aula als Cellist und Dirigent mit Saint-Saëns, Rossini und Mendelssohn.

Von Horst Reischenböck

Pianisten und Geiger sind als Orchesterleiter längst nichts Ungewöhnliches mehr. Cellisten in Doppelfunkion als Solist und Dirigent sind deutlich seltner– abgesehen mal von Mstislaw Rostropovich oder Heinrich Schiff. In deren Fußstapfen wandelte Luigi Piovano, Solist des Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia. In einer unkonventionell angelegten Werkfolge, die mit dem für alle Ausführenden dankbaren Cellokonzert Nr. 1 a-Moll op. 33 des französischen Hochromantikers Camille Saint-Saëns anhub. Dessen Schaffen hat sich Piovano längst zur Gänze eigen gemacht. So inmitten und vornehmlich mit dem Rücken zum Begleitensemble platziert zählt zur Grundvoraussetzung jedoch größtes  Einvernehmen mit den Mitstreitern. Was ihm das Mozarteumorchester mit seinem aufmerksamen Konzertmeister als willig mitgestaltender Partner vom ersten Tuttischlag in den mehrfach in sich geteilten Einsätzer anbot.

Piovanos Antwort erfolgte darauf wie gefordert spontan, sowohl vehement wie virtuos, im weiteren Verlauf aber vielleicht im Eifer des Gefechts doch durch die eine Spur zu viel Vibrato gewürzt. So wie’s sich zu Lebzeiten des Komponisten noch nicht eingebürgert hatte. In den lyrischen Abschnitten brachte er die Qualitäten seines edlen Instruments zum Leuchten und versenkte sich danach dann vollends in den intimen Gesang des auf den Wellen der Streicher sich sanft wiegenden Schwans, den derselbe Saint-Saëns auch in seinem ironischen Karneval der Tiere auftreten lässt.

Gioacchino Rossinis buffoneske Ouvertüre L’Italiana in Algeri bot dann mit den ersten Streicherpizzikati gleich der Solo-Oboistin Gelegenheit, ihre Kantilene strömen zu lassen. Ein richtig spritzig begeisternder Rausschmeißer in die Pause, dem Luigi Piovano entsprechend Feuer unter dem Hintern zündete.

Dritter Programmpunkt war die Symphonie Nr. 3 a-Moll op. 56 von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Mit ihren Klangfresken schloss die Schottische den Kreis zur Ausgangstonart. Düster und melancholisch auf der Grundierung durch die Bratschen stimmten sie die Bläser ausgewogen als in sich verschworene Gemeinschaft an, ehe sich im weiteren Verlauf aus ihnen speziell der erste Klarinettist schmiegsam emanzipieren durfte und konnte. Kriegerisch wurde die Auseinandersetzung rund um die Binnensätze ausgespielt, wobei sich Gedanken an die nach wie vor latente Unabhängigkeitsbestrebung des stolzen Volks im Norden Britanniens irgendwie zwangsläufig aufdrängten.

Ahnte Mendelssohn unterschwellig auch bereits davon? Nach den ausgetragenen Gefechten aller Mitglieder des hoch motivierten Mozarteumorchesters steuerte Piovanos impulsiver Taktstock jedenfalls zielstrebig in den Alles befreiend friedvollen Hymnus hinein. Langanhaltend bedankt.   

Bild: MOS / Musacchio. Ianniello e Pasqualini