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Wuchtig heftig drängend

PHILHARMONIE SALZBURG / ELISABETH FUCHS

08/05/22 Immer wieder stellt Elisabeth Fuchs sich und ihrem Orchester besonders fordernde Aufgaben. So galt der der jüngste Einsatz im – durchwachsen besetzten – Großen Festspielhaus Mahlers ausufernder Zweiter. Gesungen haben ein eigens zusammengestellter Projektchor und die Solistinnen Alina Adamski und Vesselina Kasarova. Absolut respektabel.

Von Horst Reischenböck

Schon mit dem ersten vehementen Einsatz der zwölf Celli und sieben Kontrabässe im dreifachen Forte konfrontierte die groß besetzte Philharmonie Salzburg das Auditorium unmissverständlich damit, worum es Gustav Mahler ging: Elisabeth Fuchs kostete vehement die Dynamikvorgaben und vielfältigen Tempoanweisungen dieses vom Umfang her überbordenden Trauermarsches aus. Ihre Vorgaben wurden von allen Instrumentalgruppen – zu beiden Seiten vom umfangreichen Schlagwerk und den Paukengruppen umrahmt – präzise und bewegend umgesetzt.

Da der Chor schon zu Beginn hinter dem Orchester Platz genommen hatte, dienten nach diesem emotional aufwühlend erdachten und auch so präsentierten Einstieg die vorgeschriebenen mindestens fünf Minuten Pause nur zum Warten auf den Auftritt der Solo-Sängerinnen. (Und zum – gedankliche Reflexion störenden Räuspern und Husten. Wie angenehm ruhig war es doch zu Zeiten der Maskenpflicht gewesen!)

Das schicksalhafte Scheitern des zu Grabe getragenen Helden überführte Elisabeth Fuchs im Andante moderato in beinah zu positive Gefilde, indem Sie voll beschwingtem Elans den Zusatz in der Partitur Sehr gemächlich. Nie eilen ebenso ignorierte, wie die dem dritten Satz zugedachte Anweisung ruhig fließende Bewegung. Dieser verlor seine seine auskomponierte Finesse an rastlos groteske Überzeichnung. (Gilt auch für die böse Karikatur im eingebetteten Lied Des Antonius von Padua Fischpredigt.) Der Altistin Vesselina Kasarowa misslang leider etwas die Intonation im Urlicht des nachfolgenden Liedsatzes. Auch ihr bulgarisch gefärbtes Deutsch irritierte einigermaßen.

Das rückte jedoch Elisabeth Fuchs durch die brutale Vehemenz, mit der sie das Finale vom vollen Tutti aufschreien ließ, spontan in Vergessenheit. Impulsiv, mit energischen Zeichen, führte sie wie vorgeschrieben sehr scharf rhythmisiert und wuchtig, heftig drängend das Orchester ins Getümmel der Dies Irae-Anklänge und des von Ferne herüber klingenden Großen Appells der wackeren Hornisten. Diesen beantwortete schließlich der groß besetzte Chor perfekt misterioso im dreifachen Piano mit der Zuversicht des „Auferstehen“ – überhöht vom bekannt strahlenden Sopran der Polin Alina Adamski.

Bilder: PhS / Erika Mayer

 

 

 

 

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