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Zwei bläserphilharmonische Chefköche

HINTERGRUND / BLÄSERPHILHARMONIE MOZARTEUM

09/03/23 In Zukunft wird man Konzertplakate und -einladungen ganz genau lesen müssen: Steht da Bläserphilharmonie Salzburg oder Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg? Ist nicht mehr dasselbe. Nachdem sich Hansjörg Angerer mit seiner blasenden Elitetruppe im Vorjahr gelöst hat von der Universität Mozarteum, gibt es jetzt zwei Ensembles fast gleichen Namens.

Von Reinhard Kriechbaum

Hansjörg Angerer war zwanzig Jahre lang bläserphilharmonischer Chefkoch an der Universität Mozarteum. Fortan wird die Bläsersuppe also in unterschiedlichen Küchen angerührt und warm gehalten. Dem universitären Ensemble, das am 18. März im Großen Saal des Mozarteums debütieren wird, steht Andreas Martin Hofmeir vor.

Warum überhaupt ein solches Orchester an der Universität Mozarteum? Instrumentalmusiker müssen im Srtudium auch Orchestererfahrung sammeln. Als Streicher ist es deutlich leichter, Platz in einem der „hauseigenen“ Ensembles zu finden denn als Bläser. Meist sind ja doch nur zwei Flöten, Oboen, Klarinetten und so weiter gefragt bei Symphonien. Auch angehende Dirigenten – es gibt ein Masterstudium und einen berufsbegleitenden Lehrgang „Blasorchesterleitung“ – brauchen ein Orchester zu Studienzwecken.

Andreas Martin Hofmeir über die Originalliteratur für sinfonisches Blasorchester (die ganz wenig zu tun hat mit jenem Repertoire, das die Blasmusikkapellen landauf, landab pflegen): „Für die Bläserinnen und Bläser ist das schon nochmal eine größere Herausforderung als manches Werk im klassischen Sinfonieorchester. Sich einmal in einem Klarinettentutti einfügen zu müssen, ist eine Erfahrung, von der man nur profitieren kann.“

Andreas Martin Hofmeirs Instrument ist die Tuba. Der Mozarteums-Professor ist musikalisch ein Grenzgänger, ein Grenzüberschreiter. Er war Gründungsmitglied der bayerischen Kult-Band LaBrassBanda, ist als Dirigent verschiedener Blasorchester tätig und erhielt sowohl als Kabarettist als auch als Musiker zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt den Bayerischen Staatspreis für Musik 2020. Im Jahr 2005 gewann er als erster Tubist in der Geschichte des Wettbewerbs den Deutschen Musikwettbewerb. 2013 wurde er, ebenfalls als erster Tubist, „Instrumentalist des Jahres“. Als Dirigent arbeitete Hofmeir unter anderem mit dem Jugendmusikcamp der Bläserjugend Baden-Württemberg, mit dem BASF-Auswahlorchester und der Audi Bläserphilharmonie.

Seit Oktober 2022 ist Andreas Martin Hofmeir also künstlerischer Leiter der Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg. Unter diesem Namen lief in den vergangenen zwanzig Jahren das Orchester des Horn-Professors Hansjörg Angerer. Eine wesentliche Zielsetzung war, die Originalliteratur für sinfonische Bläsermusik zu pflegen und mit Bearbeitungen neues Terrain zu erschließen. Jedenfalls war es dem ehrgeizigen Hansjörg Angerer ein Anliegen, Bläser-Sinfonik gleichwertig neben klassischen Symphonieorchestern zu positionieren. Dutzende CDs machten sein Ensemble zu einem der Vorzeige-Gruppen der Universität Mozarteum.

Sein Ensemble hat sich dann freilich weg entwickelt vom studentischen Orchester zu einem Melting pott führender Solobläser europäischer Orchester. Die Loslösung von der Universität Mozarteum hat also durchaus eine gewisse Logik. Dass jetzt zwei Ensembles beinah gleich heißen, ist wenig elegant und könnte das Publikum verwirren. Bemerkenswert auch: In der Presseaussendung der Universität Mozarteum wird mit keinem einzigen Wort erwähnt, dass die bisherige Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg als Bläserphilharmonie Salzburg fortbesteht.

Andreas Martin Hofmeir und die universitäts-eigene Bläserphilharmonie haben sich für ihr Debütkonzert viel vorgenommen, denn ein erklärtes Ziel des neuen Leiters ist, „mit Musik Stellung zu beziehen“ (was gar nicht verwunderlich ist bei einem, der auch als Musik-Kabarettist auftritt). KINDgeRECHT ist das Motto des ersten Programms. „Das Konzert soll die Augen öffnen, gegen welche Übergriffe sich die jüngste Generation nicht zu wehren imstande ist: Missbrauch, Gewalt, aber auch Missachtung. Besonders in der Frage, wie die Welt in ihrer Zukunft noch auszusehen vermag. Dieses Konzert gibt dem eine Stimme, eine Stimme ohne Worte. Und appelliert damit weniger an den Verstand als an das Gefühl“, betont Hofmeir. Auf dem programm steht Musik von zweitgenössischen Komponisten, Paul Hart, Mark Camphouse, Percy Aldridge Grainger und Morten Lauridsen. Auch eine Uraufführung ist dabei: „Mundtot“ Unaussprechliches für Sinfonisches Blasorchester von Jörg Duda. Der Münchner Kirchenmusiker und Komponist hat Hofmeier schon zwei Tuba-Konzerte gewidmet.

KINDgeRECHT. Konzert der Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg am 18.3.2023 um 19.30 Uhr im Großen Saal des Mozarteums – www.moz.ac.at
Die Bläserphilharmonie Salzburg – www.blaeserphilharmonie-salzburg.at
Bilder: Universität Mozarteum / Philippe Gerlach (1), Christian Schneider (1); www.blaeserphilharmonie-salzburg.at (1)

 

 

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