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Zwei bis acht Hände für Debussy

SOMMERAKADEMIE MOZARTEUM /OLIVIER GARDON

17/08/10 "Hommage à Claude Debussy": Mit diesem Vorschlag des Pianisten Olivier Gardon sei er sofort einverstanden gewesen, so berichtete Alexander Müllenbach, der Direktor der Sommerakademie.

Von Karl Winkler

Und so waren im Solitär am Montag (16.8.) Klavierstücke zu hören, die hierzulande eher selten in einem Konzert am Programm stehen. Zunächst traten drei japanische Studentinnen aus Olivier Gardons Klasse vor das Publikum und verbeugten sich artig. Dann teilten sich Akiko Sakuma, Miki Fujii und Ayumi Sugiyama die Arbeit an Debussys 12 Etüden, und sie machten es so, dass es wohl nach Hingebung, aber nicht nach Arbeit aussah.

Mit sehr schönem Anschlag widmete sich Sakuma den ersten vier Studien, nahm schon in der ersten - "Für die fünf Finger" - einige der später zum Hauptthema gemachten Arpeggien vorweg und vergaß bei aller romantischen Empfindung nicht auf den mitkomponierten Witz, holte in der Sexten-Etüde auch noch einiges an klangvollem Pathos heraus. Mit etwas herberem, trockenerem Ton befasste sich Fujii mit den folgenden vier Stücken, sie ist noch auf dem Weg zur freien Klangentfaltung, die sie ohne Zweifel erreichen kann, wie ihr leuchtender Diskant erwarten lässt. Der in diesen letzten Meisterwerken für Klavier, die Debussy 1915 herausgab, geforderten Deutlichkeit, speziell bei den an Couperin erinnernden "Verzierungen", kam ihre Art sehr entgegen. Dass sie in der "Etude pour les huit doigts" gelegentlich schon auch den Daumen mitspielen ließ, ist ja nicht verboten und entspricht sogar den Hinweisen des Komponisten, der sich recht süffisant dazu äußerte, warum er keinerlei Fingersatz angebe.

Die Vielfalt komplexer Klangstudien hat schließlich Ayumi Sugiyama wunderbar bewältigt. Nach den schlackenlos gemeisterten Repetitionen der neunten Etüde fügte sie in der zehnten - für die gegensätzlichen Klangwerte - einen Weichzeichner hinzu, steigerte in der wohl eingängigsten, der Arpeggien-Etüde, noch die Vielfalt und zeigte in der abschließenden Akkordstudie alle Möglichkeiten vom Raunen bis zu blitzender Schärfe.

Olivier Gardon hatte die ideale Verteilung der 12 Stücke auf seine drei Studentinnen und deren Stärken gefunden. Nach der Pause setzte er sich selbst an den Flügel, um - aufmerksam von seinen nun im Publikum sitzenden hochbegabten Schülerinnen beobachtet - mit größter Konzentration eine durch und durch ausgefeilte Wiedergabe der beiden Images-Zyklen zu präsentieren. Das Glitzern der Spiegelungen im Wasser, die strenge Pracht der Huldigung an Rameau, der kontrollierte Sturm des einfach nur "Mouvement" betitelten dritten Bildes: All dies gelang ihm makellos. Im Schlussakkord der eine herbstliche Landschaft evozierenden "Cloches à travers les feuilles" entwickelten die einzelnen Töne gar noch im Verklingen ein Eigenleben und traten abwechselnd in den Vordergrund.

Nach diesem musikalischen Höhepunkt ging es zurück in die romantisch geprägte Anfangszeit des Komponisten. Akademie-Direktor Alexander Mullenbach gesellte sich zu seinem ehemaligen Studienkollegen (beim legendären Sancan in Paris), und mit Eifer und Vergnügen spielten die beiden Maestri die "Petite Suite", die Debussy nach seiner Rückkehr aus Russland 1888/1889 in Paris herausgegeben und selbst uraufgeführt hat, damals mit seinem Verleger Durand an seiner Seite.

Die Freude an diesem gelungenen Abend bedurfte noch eines Ventils zum Ausklang. Und weil man auch zu viert am Flügel sitzen kann, wenn die Beteiligten schlank genug sind, legte Gardon ein schmales Heft auf und bat seine drei Schülerinnen noch einmal zurück auf die Bühne. Es erklang eine Art Jahrmarktsmusik von Albert Lavignac, ein flotter Marsch für Klavier zu acht Händen, der jedes Orchestrion in den Schatten stellte und das Konzert in großer Heiterkeit beendete.

Der Newsletter der Internationalen Sommerakademie Mozarteum
Bild: http://oliviergardon.free.fr/

 

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