Nach und nach gewachsen

25 JAHRE PHILHARMONIE SALZBURG

22/03/23„Fuxin, hör mal zu: Ein Geiger ohne Geige ist wie ein Dirigent ohne Orchester.“ Sagte einst der Lehrer zur Schülerin – und diese stampfte naiv und begeistert ihren eigenen Klangkörper aus dem Boden. Naiv ist sie nicht mehr, dafür begeisterter denn je. Elisabeth Fuchs und ihre Philharmonie Salzburg feiern 25 Jahre.

Von Heidemarie Klabacher

Offiziell gefeiert wird von 5. bis 19. Oktober. „Mitten im Orchester“ sitzen wird das Publikum in der neuesten Konzertreihe. Aula, Großer Saal und Festspielhaus sind weiterhin die Locations der verschiedenen Zyklen für jedes Alter. Kinder und Jugendliche sind der Pädagoin Elisabeth Fuchs seit jeher das zentrale Anliegen. Die ebenfalls von ihr gegründeten Kinderfestspiele (mit Orchesterwoche und mehreren Zyklen das ganze Jahr über) bringen seit jeher Klassiker wie Peter und der Wolf oder Karneval der Tiere auf die Bühne, aber auch, mittels gratis verteilter CD, in die Familien. Brandheu ist die Möglichkeit, die auf der CD von den Darstellern gesprochenen Texte via Talkyfy selber aufzunehmen und auf CD speicher und können. Sie habe eine eigene App programmieren lassen, berichtete Elisabeth Fuchs: Kinder, Eltern, Großeltern werden zu Sprecherinnen und Sprecher eigener Hörspiele. Den Anfang macht Karneval der Tiere, komplexer sei Peter und der Wolf...

In der derzeit in Salzburg schwelenden Diskussion um eingesparte und neu zu gründende Kinder- und Jugendorchester ist Elisabeth Fuchs natürlich ein Joker. Die Gründerin der Kinderfestspiele ist ja längst auch Gründerin und Leiterin eines eigenen Orchesterprojekts für Kinder und Jugendliche. Sie hält sich „naturgemäß“ derzeit bedeckt: „Nach Wegfall von Mozart-Kinderorchester und Landesjugendorchester“ sei man „im Gespräch“, sagte Elisabeth Fuchs heute Mittwoch (22.3.) im Rahmen der Pressepräsentation des Jubliäums-Programms. Der Bedarf sei gegeben. Allein ihr eigenes Kinder- und Jugendorchesterprojekt „schafft achtzig Anmeldungen“. Im gesamten Bundesland komme man „locker auf dreihundert, 350 Interessente“. Mit Musikum und Stifung Mozarteum als möglichen Kooperationspartnern sei „man in guten Gesprächen“. Fuchs selber lässt sich derzeit nur ein „gerecht fördern und Vielfalt unterstützen“ entlocken, stellt aber fest: „Wir laden El Sistema aus Lateinamerika ein und haben in Salzburg kein eigenes Jugendorchester...“

Seit 25 Jahren jedenfalls besteht die als „Junge Philharmonie“ gegründete heutige Philharmonie Salzburg. Sei zwölf Jahren probt man „in einem feuchten Keller in der Pfarre St. Paul“. Nun habe man erstmals, so Fuchs, ein adäquates eigenes Probenlokal zum Greifen nah in Aussicht. 800 Quadratmeter umfassen die Räumlichkeiten im ehemaligen Theater Metropolist im Nonntal. Drei Millionen Euro kostet der Umbau. Der Plan erfahre ein „großes Wohlwollen der Politik“. Für die Anschaffung von Notenpulten oder Konzertstühlen, Pianino oder Flügel und weiterer Infrastuktur wurde ein Spenden-Auffruf gestartet.

Von 5. bis 19. Oktober feiern die Philharmonie Salzburg und der 2019 gegründete Chor der Philharmonie das 25 jährige Bestehen mit „Krimi-Lesungen mit Musik und Tanz, märchenhaften Kinderkonzerten und eineraußergewöhnlichen Show mit zwei der weltbesten Harfenistinnen, Evelyn Huber und HipHarp Deborah Henson-Conant“, fasst Elisabeth Fuchs die Bandbreite zusammen. „Als Highlight spielen wir im Großen Festspielhaus unser Jubiläumskonzert Held:Innenleben & Adiemus mit Strauss und Jenkins.“

Ähnlich vielfältig sei das Jahresprogramm betont die Chef-Dirigentin und Dramaturgin eigener Programme: „Zusammen mit Rising Stars wie Elias Keller oder Cosima Soulez Larivière und namhaften Stars wie der Improvisationskünstlerin und Pianistin Galina Vracheva, dem Hornisten Radovan Vlatković, dem Gitarristen Cecilio Perera oder dem Geiger Sergey Malov bringen wir die großen Klassiker zum Erklingen.“ Im neuen Abozyklus Mitten im Orchester verbinde man Tradition in einem einzigartigen Setting: Mitten in das Orchester „eingebettet“ (vermutlich aber schon sitzend) erleb „das Publikum die Orchesterklänge hautnah“. Neben den klassischen Programmen gibt es auch in der Jubiläumssaison Crossover-Projekte. Der Chor der Philharmonie Salzburg etwa musizier mit dem Südtiroler Multi-Instrumentalisten Herbert Pixner. Die größten Hits der legendären Rock-Band Queen werden in der Show A Symphonic Tribute to Queen gefeiert.

Auf den Musikvermittlungs-Schienen stehen neben den symphonischen Schüler-, Kindergarten- und Familienkonzerten dreihundert Workshops, „heuer zum Thema Peter und der Wolf“ auf dem Programm. 2022 war der Startschuss für das Orchesterprojekt Kinder- und Jugendphilharmonie und das Blockflötenprojekt für Volkschulkinder. Beide können weitergehen: „Für die Kinder- und Jugendphilharmonie Salzburg sind in der neuen Saison wieder drei große Projekte geplant: eine Orchesterwoche in den Sommerferien, ein Faschingskonzert und ein großes Sommerkonzert“, berichtet Elisabeth Fuchs. Beim Sommerkonzert der aktuell noch laufenden Saison 2022/23 werden im Juni achtzig Kinder und Jugendliche gemeinsam mit dem Gesangstrio Die Hollerstauden in der Salzburgarena auftreten, erinnert die leidenschftliche Orchesterpädagogin und Musikvermittlerin. „Und auch das Blöckflötenprojekt für Salzburgs Volksschulkinder geht in die zweite Runde.“ Fünftausend  Holzblockflöten samt Notenheften wurden beim ersten Durchgang im Herbst verteilt.

193 Auftritte absolvierten die Philharmonie Salzburg samt Chor und Kinder- und Jugendphilharmonie, im Jahr 2022, 62 davon für Kinder. 88 000 Gäste besuchten die Konzerte der Philharmonie Salzburg und der Kinderfestspiele, davon 72 Prozent ihm Rahmen von Eigenveranstaltungen in Salzburg und Zell am See.

Jubliäumssaision  2023/24 – alle Termine und Informationen – www.philharmoniesalzburg.at
Bilder: Stille aus dem Stream vom Pressegespräch (2); Franz Neumayer; Erika Mayer