Von Leid und Versöhnung

HINTERGRUND / KONZERT / SYNAGOGE

16/11/23 Seit 2015 veranstaltet die IGNM (Internationale Gesellschaft für Neue Musik) Salzburg im Zweijahrs-Rhythmus im November gemeinsam mit der Israelitischen Kultusgemeinde in der Synagoge in der Lasserstraße musikalische Gedenkstunden unter dem Motto Erinnern für die Zukunft.

Zu dem Anlass hört man Musik zeitgenössischer Salzburger Komponisten. In diesem für die jüdische Gemeinschaft so einschneidenden Jahr – nach jüdischer Zeitrechnung 5784 – scheint ein Konzert in der Synagoge freilich aus Sicherheitsgründen nicht angeraten. So hat man sich entschieden, die musikalische Gedenkstunde am kommenden Sonntag (19.11.) um 16 Uhr im Bösendorfersaal der Universität Mozarteum zu veranstalten.

Die 1901 eingeweihte und 1968 nach weitgehender Zerstörung in der Nazi-Zeit wiedereröffnete Synagoge ist für Stefan David Hummel, den Leiter der IGNM Salzburg, freilich der passendere Ort für das Konzert. Die Synagoge sei sei der IGNM die Jahre hindurch als „intensiv berührender Ort ans Herz gewachsen, der mit der religiösen Dimension auch eine Fülle an leidvollen menschlichen Schicksalen – aber auch immer wieder zwar bescheidenen, aber doch hoffnungsvollen Aufbrüchen – bewahrt“, sagt Hummel. Es gehe ja auch bei diesen Konzerten unter dem Motto Erinnern für die Zukunft um das Sichtbar-Machen einer langen, tiefen und unverzichtbaren spirituellen und kulturellen Tradition. Aber ebenso um erlittenes Leid wie auch um die Bereitschaft zu Vergebung und Versöhnung, doch auch um Mahnung zur Wachsamkeit und Verantwortung für eine bessere Zukunft.

„All dies wurde von Hofrat Marko Feingold, dem langjährigen Präsidenten der Kultusgemeinde, exemplarisch verkörpert und vorgelebt“, erinnert sich Hummel. Zwei Konzerte der Reihe Erinnern für die Zukunft habe er noch miterleben können, das dritte im November 2019 konnte dann nur mehr im Gedenken an Marko Feingold stattfinden, der zuvor im September im Alter von 106 Jahren verstorben war. Sein Amt übernahm daraufhin seine Gattin Hanna Feingold, die im Frühjahr 2023 von Herrn Elie Rosen abgelöst wurde.

Im diesjährigen Konzert werden Werke von Anna Skladannaya, Shane Woodborne, Johannes Krall, Klemens Vereno, Werner Raditschnig und Stefan David Hummel aufgeführt.

The small collection of deep emotions heißt ein Stück, das die Salzburger Komponistin und Cellistin Anna Skladannaya für sich selbst geschrieben hat. Sie bearbeitet in diesem Stück ihr Instrument sogar mit zwei Bögen. Sie hebt auch das Stück threnos - allen friedfertigen opfern von Johannes Krall aus der Taufe. Weitere urauifführungen sind Rest in Peace für Viola von Stefan David Hummel und Nichts aus Nichts – Klangprozesse für Akustikgitarre von Werner Raditschnig. Das Konzert umrahmen Liedvertonungen von Shane Woodborne (Wir lagen in Wolhynien im Morast auf Texte von Theodor Kramer) und Klemens Vereno (Nur einen Gruß von dort her nach Bruno Hillebrand). (IGNM/dpk-krie)

Konzert am Sonntag (19.11.), 16 Uhr im Bösendorfersaal der Universität Mozarteum – www.musicaustria.at
Bilder: www.discogs.com (1); IGNM Salzburg (1); www.raditschnig.com (1)