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Wie die Camerata abfährt ist eine Lust

CAMERATA SALZBURG / WIENER MEISTER

04/10/10 Unterhaltungsmusik anno 1773: Violine, Viola, zwei Hörner und Fagott - das zusammen mit dem Kontrabass einen geschmackigen Bass unterlegt - mischen sich zu einem geschmeidigen Klang für Musik, zu der man sich gerne vorstellt, im abendlichen Mirabellgarten zu flanieren.

Von Erhard Petzel

Mozarts Marsch KV 290 und das Divertimento KV 205 bieten durchaus eine Plattform, sich musikalisch reinzusteigern: Was die Musiker der Camerata beim ersten Abonnementkonzert Großen Saal am Freitag (1.10.) auch hingebungsvoll tun. „Wiener Meister" was das Motto.

Mit Heinz Karl Grubers „Nebelsteinmusik“, seinem zweiten Violinkonzert, aus 1988, hob der große Abend an für den Kopf und Motor des Ensembles, Alexander Janiczek auf der Solo-Violine. In heiterer Melancholie bewegt sich das Streichorchester zusammen auf einen Atem mit dem zugleich leitenden Solisten.

Die Sätze "This Is My Theme" und "Im Herzschlag" erweisen sich als homogene Stücke mit interessanten Binnenbewegungen und äußerst angenehmer Klangstruktur. Gruber hat ddas Violinkonzert seinem Lehrer Gottfried von Einem gewidmet: Das Werk bezieht sich auf thematisches Material aus Bergs Lyrischer Suite und aus Werken Einems.

Auch ohne Bezug zum „Nebelstein“ (einem Berg im Waldviertel) evoziert der erste Satz ein Gefühl des Wanderns. Während der Körper (Orchester) in Bewegung ist, findet in der Sologeige die Selbst-Reflektion des Ich statt, eng verschränkt mit den Impulsen des Körpers und den vielen unterschiedlichen Anlässen von Bewegung. Im zweiten Satz, zur Ruhe gekommen, scheint das ich zu sinnieren in einer (vielleicht) bukolischen Landschaft. Punktierte als Herzschlag. Nach dem kadenzartigen Andante nehmen Bewegung und Dynamik zu und münden in eine fulminante Stretta.

Nach der Pause das "Concerto Carintico per dodici archi op. 86" von Gottfried von Einem. Ein Unisono einer Cantilene zu Beginn erinnert an zigeunerisches Moll. Die den zwölf Streichern abgewonnenen Klänge sind da, wo sie dissonant eingetrübt sind, beharrlich als hohes Register definiert. Wo sich der satte Streicherklang ergibt, klingt es auch gleich einmal nach Schubert. Eine Musik, die 1989 noch ernsthaft mit Vorhalten arbeitet, eine Art teilweise eingeschrägter Klassik anbietet. Trotzdem kommt nicht der Eindruck des Abgestandenen auf. Der Bogen, der sich über drei Sätze spannt, und die Binnenbögen der Randsätze bedienen das Bedürfnis nach Abwechslung ebenso wie die Freude darüber, nach Hause zu kommen zu dem, was schon einmal angeklungen war.

Das knallende Finale dann mit Mozarts Symphonie C-Dur KV 338: ein prächtiges Feuerwerk ohne den geringsten Ansatz von ordinärem Gedonnere, ein lustreiches Ausleben gebändigter Kraft im selbstverständlichen Umkippen zu dezent auszieselierter Eleganz mit frischen Impulsen. Wie die Camerata hier abfährt ist eine Lust und lässt Mozart im Finalsatz wie Mendelssohn auftrumpfen. Hier hat ein Publikum keine Wahl, es muss begeistert sein.

Bild: Camerata Salzburg

 

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