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Er hatte seinen eigenen Gusto

SYMPOSION / LUIGI GATTI

08/03/11 Wer war Luigi Gatti? Auch die meisten Musiker und Musikforscher würden passen. Obwohl Luigi Gatti (1740-1817) von 1782 bis zur Säkularisation 1803 21 Jahre lang Fürsterzbischöflicher Hofkapellmeister und somit direkter Vorgesetzter von Leopold Mozart und Michael Haydn war, ist er heute kaum bekannt.

Von Michael Malkiewicz

altAuch während und nach der Übernahme Salzburgs durch die Bayern und Habsburger wirkte er bis zu seinem Tod 1817 weiterhin als Musiker vor Ort, wo er auf dem Sankt Sebastians-Friedhof – übrigens in derselben Kommunengruft wie Leopold Mozart – seine letzte Ruhestätte fand.

Zu seinem 270. Geburtstag gab es nun erstmals ein seinem Leben und Wirken gewidmetes Symposium, das an seinen beiden Wirkungsstätten in Mantua (Dezember 2010) und Salzburg stattfand und an dem über dreißig Forscher aus Österreich, Italien und Deutschland teilnahmen. Die beiden Symposien fanden in enger Zusammenarbeit der RISM Arbeitsgruppe (Eva Neumayr, Lars Laubhold) mit dem Salzburger Konsistorialarchivs (Thomas Mitterecker) und dem Conservatorium in Mantua (Alessandro Lattanzi) statt. Die von Ernst Hintermaier ins Leben gerufene RISM Arbeitsgruppe erschließt, als notwendige Voraussetzung für die Herausgabe und Aufführung von Musik, sämtliche musikalische Quellen des Salzburger Domarchivs bis 1800.

Obwohl Luigi Gatti lange Zeit in Mantua als Sänger und Organist in Santa Barbara und anschließend – ab Juli 1782 – fast eine Ewigkeit am Salzburger Dom wirkte, hat er anscheinend kaum Spuren hinterlassen, die über das rein dienstliche Leben hinausgehen. Private Details, mit denen wir aus der Mozart-Korrespondenz und diversen Tagebüchern überschüttet sind, suchen wir bei Gatti, der als Priester auch nicht am familiären Treiben der Salzburger Bürgerschaft auffallend teilnahm, vergeblich. So konnten auch in den beiden Symposien kaum neue Details zu seinem Leben erhellt werden.

Umso mehr lag der Schwerpunkt auf seiner Musik, die sich zu einem Großteil in Archiven in Salzburg, Florenz und Ostiglia erhalten hat. Dort schlummern seine Kompositionen überwiegend bis heute, da sie kaum in Editionen erschlossen sind. Umso verdienstvoller war es daher, dass an beiden Orten der Tagung der Aufführung seiner Werke ein großer Anteil zukam. In Salzburg gab es ein Kirchenkonzert, zwei Kammerkonzerte sowie am Sonntag als krönenden Abschluss die große Festmesse von 1782 zur damaligen 1200-Jahrfeier des Erzbistums im Salzburg Dom.

In den Konzerten und Vorträgen kam eindeutig zum Vorschein, dass Gattis Musik einen Vergleich mit Mozart und Michael Haydn nicht zu scheuen braucht. Er war kein Plagiator, sondern vielmehr eine eigenständige Persönlichkeit mit eigenem Stil. Seine Werke genügen nicht nur den Ansprüchen der Gebrauchsmusik für Kirche und Kammer, sondern gehen weit darüber hinaus.

Das Ensemble Scaramouche mit Werner Neugebauer an der Spitze führte am Samstag (5.3.) selten gespielte Werke von Luigi Gatti, Michael Haydn und Mozart auf. Ein Klarinettentrio, ein Oboenquartett und ein Trio für Violine Violoncello und Kontrabass von Gatti sind nicht nur in der Besetzung ungewöhnlich, sondern fordern auch allen Spielern höchste Virtuosität und technisches Können ab, was auf die hohe Qualität der Musiker damals in Salzburg schließen lässt. Gerade in den kammermusikalischen Werken konnten wir Gatti als Komponist mit viel Witz und überraschenden Wendungen kennen lernen, der nicht nur Kurzweil bietet, sondern mit seinen wunderschön tiefsinnigen und romantisch anmutenden langsamen Sätze auch emotional verzaubern kann.

Eines steht fest. Dieses Symposium war seine Mühen wert. So bleibt zu hoffen, dass Gattis Werk in baldiger Zukunft verstärkt Aufmerksamkeit findet.

Zum Kommentar {ln:Wirklich keine Chance für Gatti?}
Zur Hintergrund-Geschichte Der letzte Salzburger Hofkapellmeister
Bild: Archiv

 

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