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Zwischen Tragik und Lebensfreude

KULTURTAGE / MICHAEL HELTAU

24/10/11 „Statt Theater zu spielen“, kam Michael Heltau in den Großen Saal des Mozarteums. Und was tat er dort? Er spielte erst recht Theater - und war Kainz, Kortner, Nestroy oder Girardi. Der Grandseigneur des Entertainments schenkte mit seinem „Liederabend“ dem Publikum eine wundersame Reminiszenz an eine fast vergangene Zeit.

Von Christiane Keckeis

Theater-Lebens-Texte gehen nahtlos über in musikalische Nummern verschiedenster Genres: Wiener Lied, Musical, Chanson, Operette – Heltau wechselt zwischen den Stilen mit der traumwandlerischen Sicherheit dessen, der seit über fünfzig Jahren auf dem Theater lebt. Und da ist nichts von Selbstdarstellung, das ist berührend fast naives Sich-Hingeben an die Rolle, an den Text, an die Figur. Das Brel-Chanson vom „Franz“ in der Übersetzung von Werner Schneyder gerät zu einer bewegenden psychologischen Menschenstudie, das Lied zum „Vater der Gaukler“ wird zum bescheidenen Gebet des Bühnenkünstlers, der mutwillige Mephisto blitzt aus der „Mazurka des Teufels“ heraus, der Lebensübermut für eine „klane Draherei“ reißt ebenso mit, wie die verwirrte Seele am Ende des Spiels mit „Send in the Clowns“ berührt.

Und der Rollenwechsel geschieht dramaturgisch so geschickt, dass dem Publikum kaum Zeit zum Atemholen bleibt zwischen Melancholie und Koketterie, zwischen Tragik und restloser Lebensfreude. Nur nicht stehen bleiben, immer weiter, das Leben führt fort. Bis zum Vorhang. Bis zum Tod. Auch der Herr Gevatter klingt an, um dann sogleich wieder mit energischem „Jung san mer, fesch san mer“ vertrieben zu werden – und das kommt durchaus überzeugend und ohne jede Peinlichkeit über die Lippen des 78-jährigen Herrn, der unermüdlich sein zweistündiges Alleinunterhalter-Bühnenprogramm durchzieht und dann noch vier Zugaben drauflegt. Da kann sich die Jugend was abschauen.

Wunderbar sensibel agierten seine musikalischen Partner: Otmar Binder am Klavier, ein echter „Freak“, setzt jede Stimmung, jede Facette um, malt mit musikalischen Farben Szenen, die Heltau den Rahmen geben für sein Spiel. Die Akkordeonistin Maria Reiter hängt an Heltaus Lippen, um mit jedem Tempowechsel, jedem Ritardando, jeder dynamischen Schwankung mitzugehen, Alexander Lackner (Kontrabass) sorgt für den Drive, gelegentlich etwas sehr freizügig in der Intonation. Die Stimmung passt jedenfalls und selbst der ehrwürdige Saal des Mozarteums wird mit dezenter Lichtregie zum intimen Rahmen eines ebenso innigen wie unterhaltenden Abends.

Das Publikum weiß jedenfalls, was es an Michael Heltau hat, es ist ein Publikum, das seinem Weg schon länger folgt, viele treue Fans, die mitsummen, den Takt klopfen, sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischen und sich am Schluss mit Standing Ovations bedanken, bis der Burgtheater-Doyen dann endlich „Sag beim Abschied leise Servus“ anstimmt und die Zuhörerinnen und Zuhörer zum Chor werden lässt, während er selbst bescheiden in die Rolle des Souffleurs schlüpft.

Bild: Salzburger Kulturvereinigung


 

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