„an echt’s Weana Kind“

CAMERATA / SILVESTER- & NEUJAHRSKONZERT

02/01/12 Unter dem Motto „Wiener Schmäh“, versicherte sich die dazu von Konzertmeister Alexander Janiczek als „Stehgeiger“ angeführte Camerata Salzburg diesmal zusätzlich Peter Pikl als Fiaker: Der Erfolg war garantiert.

Von Horst Reischenböck

altDazu ging’s ein wenig klanglich spitz vorerst in Fritz Kreislers „Marche miniature viennoise“ hinein, ehe natürlich Johann Strauß Sohn der Hauptteil des Programms zukam. Darunter mit Polkas wie „’s gibt nur a Kaiserstadt, ’s gibt nur a Wien!“ und „Vom Donaustrande“ auch Raritäten. Sie wurden genauso spritzig serviert wie das die Schussfertigkeit der Schlagwerkerin unter Beweis stellende Gegenstück „Auf der Jagd“, nach dem man die „Champagner“-Korken knallen ließ.

Davor hatte Peter Pikl in bestem Wienerisch bemäkelt, dass ihm ein Orchestermusiker noch Fuhrlohn schulde, eher er das berühmte Fiakerlied anstimmte. Pikl räsonierte zu Conradin Kreutzers Bühnenmusik zum „Verschwender“ von Ferdinand Raimund über die Dummheit des Jagens und schlug mit „Wenn i amal stiab“ auch Wien melancholische Töne an, die Alexander Janiczek als einfühlsam gestaltender Solist der f-Moll-Violinromanze op. 11 von Antonin Dvo?ák später noch vertiefen sollte. Nach der Pausenumrahmung durch ein Ouvertürenpaar: Franz Schuberts „Der vierjährige Posten“ D 190 und die virtuos vor allem seitens der Blechbläser ausgekostet „Leichte Kavallerie“ seitens Franz von Suppé.

Adolf Müllers Couplet „Das ist alles nicht wahr“ zu Johann Nestroys „Die verhängnisvolle Faschingsnacht“ und das anonyme „Mir is alles ans“ reicherte Peter Pikl mit ein paar vergnüglichen Seitenhieben auf Salzburg und den Großen Mozarteumssaal an. Er amüsierte auch als singender „Nachtschwärmer“ in Hofkapellmeister Carl Michael Ziehrers gleichnamigem Walzer op. 466. Johann Strauß’ „Geschichten aus dem Wienerwald“, wurde subtil ausgebreitet. Nicht zuletzt durch die im Programmheft leider namentlich nicht genannte Zitherspielerin. Auf sie hätte man sich für Anton Karas’ „Harry Lime Theme“ eigentlich auch gefreut, doch da ist ihr das Solo durch den Arrangeur Herbert Berger verwehrt worden. Wobei die mit Joe Zawinul verknüpfte Medley-Melange „From Vienna to Birdland“ dann trotz allem sattelfesten Bigband-Sounds der Camerata doch auch die Erkenntnis brachte, um wie viel einfallsreicher, verschwenderischer früher Melodien ausgebreitet wurden.

Der Spaß des „Perpetuum mobile“ führte dann zum diesmal einstimmigen Glückwunsch-Chor fürs Neue Jahr. Wie gewohnt in den Camerata-Konzerten zum Jahreswechsel fungierte als letzter, zündender Rausschmeißer „Éljen a Magyar!“ op. 332.

Bild: Loganarts Management