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Alle 32

SOLITÄR / BEETHOVENZYLKUS / PETER LANG

26/01/12 Das „Alte Testament“ für Pianisten ist Johann Sebastian Bachs „Wohltemperiertes Klavier“. Das „Neue Testament“ sind die 32 Klaviersonaten Ludwig van Beethovens: Peter Lang präsentiert seine Beethoven-"Exegese" in ingesamt acht Konzerten bis Mai nächsten Jahres.

Von Horst Reischenböck

Alle Beethoven-Sonaten? Wann hat sich in Salzburg ein Interpret so konsequent mit diesem Kosmos auseinandergesetzt? Ich kann mich in den letzten 45 Jahren jedenfalls nicht daran erinnern. Allein deswegen ist Peter Langs Projekt ein bedanktes Unterfangen. Wie groß Interesse und Nachholbedarf sind, zeigte der randvoll besetzte Saal: Jubel für Peter Lang beim Auftakt zum achtteiligen Konzertzyklus am Mittwoch (25. 1.) im Solitär.

„Appasssionata“: Darunter verstehen Pferdeliebhaber etwas anderes, als Klassikfans. Selbst wenn der Name dieser Sonate nicht von Beethoven stammt:  Peter Lang stellte den ersten Abend seines Zyklus unter diesen Titel und fokussierte seinen Ablauf zielgerichtet auf dieses, auch innerhalb von Beethovens Schaffen, zentrale Werk.

Am Beginn die Sonate Nr. 1 in f-Moll op. 2, die Beethoven Haydn widmete, um diesen damit gleich auf eigenständige Art zu übertrumpfen. War doch bis dato noch kein Kopfsatz so lapidar geprägt. Ihn entschlüsselte Lang nicht so sehr von den spitzfingrigen Akkorden des Auftakts her. Weit eher orientierte Lang sich - wie auch im nachfolgenden Adagio - an den lyrischen Momenten. Er ließ im Trio des gemütvoll tänzerisch bestimmten Menuetts Reminiszenzen an Bachs „Inventionen“ wach werden und „stürmte“ dann genauso kontrolliert durch das Finale. Erst an der Grenze zum wirklichen Prestissimo schienen er gedankliche Querverbindungen - über Jahrzehnte hinweg zur „Coriolan“-Ouvertüre wach werden lassen.

Wie denn überhaupt Peter Langs gestalterisches Konzept vorerst von den jeweiligen Schlüssen her bestimmt dünkte. So auch in der der Sonate Nr. 11 B-Dur op. 22, die im langsamen Satz „großen Ausdruck“ fordert und verträumte Naturstimmungen evoziert. Nur unterschwellig ließ Peter Lang „militärisches Kolorit“ zu, auch wenn Sonate Nr. 11 dem Offizier Johann Georg Graf von Browne zugedacht war.

Zeit, um mit dem allem in der Mittellage gelegentlich etwas irritierenden Klang des Steinway anzufreunden. Ihm entlockte Lang nach der Pause weitaus aufhellender strukturell durchhörbare Töne. Das gilt für die Interpretation der zweisätzigen Sonate F-Dur op. 54 (die Beethoven möglicherweise aus übrig gebliebenen Material zur vorangegangenen „Waldstein“-Sonate zog). Gilt vor allem aber für die Sonate Nr. 23, op. 57 „Appassionata“, die auch den Bogen zum f-Moll des Anfangs schlug.

Warm, fast schon überirdisch schön die Variationen inmitten, gefolgt vom dynamisch präzise geschichteten permanenten Sog in die finalen Abgründe. Den dadurch emotional aufgestauten stürmischen Beifall kalmierte Lang mit dem Andante cantabile aus Mozarts Sonate KV 300h. Auf Fortsetzung am 26. März darf man sich freuen!

Beethoven-Zyklus - Termine  peter.lang.at
Bild: peter.lang.at

 

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