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Esprit und Charme mit Tiefgang

UNIVERSITÄT MOZARTEUM / FRANZÖSISCHES BAROCK

27/01/12 Opulente Filme und aufwändige Inszenierungen, forschendes Interesse und praktische Umsetzung auf den Podien trugen mit dazu bei, dass sich die französische Barockmusik als fixer Bestandteil des Konzertrepertoires etabliert hat. Die Universität Mozarteum ist mit ihrer Abteilung für Alte Musik lebhaft vertreten und präsentiert sich als kompetenter Exekutor am Puls der Zeit.

Von Erhard Petzel

Feudale französische Freudenklänge aus der Zeit Ludwigs XIV. und XV. ertönten am Donnerstag (26.1.) im Solitär. Unter dem Motto „Croissant Francais“ spielten Studierende und Lehrende unter der Leitung von Vittorio Ghielmi, dem neuen Professor für Gambe am Institut für Alte Musik.

Zu hören gab Werke der Creme des Repertoires für alte französische Besetzung. Volles Orchester zu Beginn und am Schluss: je zwei Blockflöten und Barockoboen, je drei erste und zweite Violinen, fünf Alt-Gamben, Cello, Bassgambe und Kontrabass, Barockfagott und Cembalo - ein auch heute noch (bzw. wieder) durch seine Klangfarben beeindruckendes Orchester.

Dessen bediente sich Jean Baptiste Lully mit seiner Comédie-Ballet-Musik zum Bürger als Edelmann von 1670. Die Majestät von Ouvertüre und dem inzwischen wohlbekannten Marsch wird durchsetzt von flottem Blockflötengezwitscher in der Canarie, während sich deren glatter Klang in einer Air mit dem schimmernden der Gambe über dem Fundament des Fagotts lieblich mischt. Dass diese Musik Scaramouchen und Arlequins bewegt hat, müsste zur Wahrnehmung heute allerdings visualisiert oder gestisch verstärkt werden.

Registerweise raffiniert durchgearbeitet erweist sich Marc-Antoine Charpentiers Sonate à huit in vergleichsweise kammermusikalischer Besetzung. Zum schwellenden Gleiten der Flöten und Violinen kommt der fordernde Impuls der Theorbe. Cello und Violone werfen sich in gegenseitiger Ergänzung auf ihre Aufgabe, um jeweils einmal dem Anderen den Vortritt zu lassen, wenn der im lieblichen Rezitativ mit der Theorbe flirtet, bis das Continuo in die Sarabande oder die Bourrée einsteigt. So wie die Blockflöten aus ihrem Solo durch den Wechsel des Satzcharakters vom Tutti geschluckt werden, sind die Sätze hier angelegt.

Schon vorklassisch ein dreisätziges Concerto in D-Dur von J.B. de Boismortier mit Unisono-Passagen und hoch virtuosen Ritornellen. Monsieur de Sainte-Colombe bedient sich im Concert à deux violes esgales „Tombeau Les Regrets“ des sechsten Buches der Aeneis, wenn er Musik auf den Tod eines Menschen schreibt. Im Springtanz beschreibt er die Freuden des Elysiums, bis diese in stimmigen Klangflächen zerfließen.

Nach Jean-Féry Rebels Fantasie Les caractères de la danse, einem höchst erfolgreichen Sampler von kurzen Teilen unterschiedlicher Tänze, ist der laute Applaus mit Rufen durchmischt, sodass sich der Maitre eines effektvollen Rameaus als Rausschmeißer bedient. Die Studenten und Lehrer des Mozarteums haben als Ensemble wie als Solisten überzeugt.

Es ist nicht so lange her, dass Mainstream-Musiker über Barockmusik die Nase rümpften und ihre Ausdruckskraft anzweifelten. Auch wenn sich ihre Affekte weniger leicht als romantische Emotionen vermitteln, ist sie zweifellos im Mainstream angekommen. Erfreulich, vor Ort Musiker zu wissen, die auf hohem Niveau Altes zur lebendigen Tradition gestalten.


 

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