Im Klavier-Ton der Zeit

HAMMERKLAVIER-FESTIVAL

10/06/13 Die Salzburger Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft besteht seit dreißig Jahren. Aus diesem Anlass findet erstmals ein Festival statt, das dem Hammerflügel gewidmet ist. Am Donnerstag (6.6.) spielte Bart van Oort auf dem Michael-Haydn-Flügel des Salzburg Museums.

Von Horst Reischenböck

Der gebürtige Niederländer Bart van Oort gewann 1986 die Mozart Fortepiano Competition im belgischen Brügge. Der Professor am Konservatorium Den Haag  hält derzeit einen zweitägigen Gastkurs an der Universität Mozarteum und bescherte sich selbst ein schönes Geburtstagsgeschenk, indem er im Gottfried Salzmann Saal des Salzburg Museums, im 3. Stock der Neuen Residenz auf dem originalen Hammerklavier von Joahnn Michael Haydn konzertierte.

Johann Evangelist Schmid, ab 1786 Hoforgelbauer in Salzburg, baute das Instrument 1803. Schmidts Hammerklaviere wurden von den Zeitgenossen sehr geschätzt, Leopold Mozart schenkte seiner Tochter Nannerl eines zur Hochzeit (1784).

Ein historisches Instrument zu spielen, ist auch für einen Könner eine Herausforderung. Birgt doch ein 210 Jahre alter Flügel nicht bloß zusätzlich differenzierte Klangmöglichkeiten als ein noch so gekonnter, werkgetreuer Nachbau, sondern auch Risiken. Da mag vielleicht die eine oder andere Taste just im momentanen Augenblick doch nicht so ganz...

Doch was zählt das schon, sitzt inspirierter und inspirierender Musiker wie Bart van Oort vor der Klaviatur? Er hat nicht zuletzt neben absoluten Raritäten wie den Nocturnes von John Field das gesamte Klavierwerk des Genius loci eingespielt. Hier nun richtete er das Augenmerk vornehmlich auf den jüngsten Bach-Sohn Johann Christian. Auf dessen Knien saß einst der junge Mozart, und drei seiner Sonaten op. 5, 1768 in Amsterdam gedruckt, hat Mozart zu Konzerten adaptiert.

Bart van Oort widmet sich gerade der Einspielung von Johann Christian Bachs Sonaten op. 17. Die Nummer zwei (c-Moll) daraus, ein aufregend explosives Stück, ist ein bislang so gut wie unbekannter Beitrag zum „Sturm und Drang“. Darauf folgte unmittelbar Mozarts Fantasie derselben Tonart KV 475 gegenüber, in einer so eben nur auf einem Hammerklavier zu verwirklichend  differenzierten Gestaltung: dramatischen Bässen stellte van Oort subtil verinnerlichten Gesang gegenüber und ließ es in der Mitte auch voluminös virtuos aufrauschen.

Ludwig van Beethoven veröffentlichte seine beiden Rondos in C- und G-Dur von 1797 bzw. 1802 erst später unter der Opusnummer 51. Wie Bart van Oort zu beweisen suchte, mag in diesen unter Joseph Haydns „Aufsicht“ komponierten Stücken wohl auch Johann Christian Bach nachklingen. Dem wurde dann mit der B-Dur-Sonate op. 17 Nr. 6 nochmals Reverenz erwiesen, und Haydns Doppelvariationen der f-Moll-Fantasie Hob. XVII/6 setzten dann einen Schlusspunkt.

„Das tanzende Fortepiano“ heißt ein Programm, das Wolfgang Brunner am nächsten Samstag (13.6., 17 Uhr, Kleines Studio der Universität Mozarteum) auf einem Hammerflügel von Conrad Graf (ca.1830) spielen wird. Das Hammerklavier-Festival beschließt am Christine Schornsheim, Professorin für historische Tasteninstrumente an der Musikhochschule München (18.6., Michael Haydn Museum, im Rahmen der 5-Uhr-Konzerte). - www.5-uhr-konzerte.com
Das Programm des ersten Salzburger Hammerklavier-Festivals zum Download
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