Ein Symphonieorchester aus lauter Kammermusikern

 

MOZARTEUMORCHESTER / SPIELZEIT 2014/15

08/04/14 Ivor Bolton bleibt der Chefdirigent des Mozarteumorchesters bis 2016. Derzeit werden Gespräche geführt, in welcher Form die Zusammenarbeit darüberhinaus fortgesetzt werden wird. Ivor Bolton hofft die Qualitäten seines Orchesters künftig auch in einem eigenen Kammermusikzyklus präsentiert zu wissen.

Von Heidemarie Klabacher

In seinen zehn Jahren beim Mozarteumorchester habe er englische Komponisten bisher „unbewusst“ eher vermieden: Er sei eher „Bruckner-cracy“ denn „Elgar-cracy“, sagte Ivor Bolton, der Chefdirigent des Mozarteumorchesters heute Dienstag (8.4.) bei der Programm-Präsentation zur Spielzeit 2014/15.

Nun sei es aber an der Zeit, so Bolton, für „ein großes Werk der englischen Musik“: In der vierten Sonntagsmatinee (1. März 2015) steht Edward Elgars Oratorium „The Dream of Gerontius“ für Soli, Chor und Orchester op. 38 auf dem Programm. Mit Sarah Connolly stünde, so Bolton, „die beste englische Mezzosopranistin seit Janet Baker“ auf der Bühne im Großen Festspielhaus, zusammen mit dem Tenor Allan Clayton und dem Bass Robert Hayward „ein großes englisches Team“. „The Dream of Gerontius“ erzählt eine Art „Jedermann-Geschichte“, der Bezug zu Salzburg sei also gegeben, sagt Ivor Bolton. Mitwirken wird der Salzburger Bachchor.

Die vier Sonntagsmatineen im Großen Festspielhaus sind ein Publikumsrenner und restlos ausabonniert. Besonders auf dieser Schiene versuche das Mozarteumorchester „die größte musikalische Bandbreite zu präsentieren, die möglich ist“, sagte Ivor Bolton im Orchesterhaus.

Mit Richard Strauss’ Zyklus „Vier letzte Lieder“ und „Don Quixote“ verneige man sich im Oktober vor dem Jahresregenten.

Im November wird der junge Dirigent Constantinos Carydis ein „russisches“ Programm leiten mit Claire Huangci als Solistin in Tschaikowskys Klavierkonzert und der 1. Symphonie von Schostakowitsch. Unter der Leitung von Thierry Fischer folgt im Jänner 2015 ein „französisches“ Kontrastprogramm mit Claude Debussys Prelude a l'apres-midi d'un faune, Berlioz’ Symphonie fantastique und den Wesendonck-Liedern des frankophilen Richard Wagner mit Angelika Kirchschlager.

Auch die Donnerstagskonzerte würden, so Bolton, die gewohnte Mischung aus „liebgewordenen Freunden“ und „jungen Talenten“ bringen: Trevor Pinnock, Michael Schoenwand, Jamie Phillips (Young Conductors Award-Träger 2013) – und Ivor Bolton heißen die Dirigenten der Zykluskonzerte im Großen Saal des Mozarteums.

Damit wird Ivor Bolton insgesamt fünf der zehn eigenveranstalteten Konzerte in Salzburg dirigieren. Wie die weitere Zusammenarbeit mit dem bis 2016 bestellten Chefdirigenten - dem designierten Musikdirektor des Teatro Real Madrid - aussehen wird, werde zur Zeit besprochen und im Sommer bekannt gegeben, sagte der interimistische Geschäftsführer des Mozarteumorchesters Thomas Wolfram. Die Geschäftsführersuche sei ebenfalls auf einem guten weg, mit acht Kandidaten werden Gespräche geführt. Die neue Geschäftsführung werde im Mai bekannt gegeben.

Kulturlandesrat Schellhorn war bei der Programmpräsentation anwesend und betonte die Wertschätzung des Landes Salzburg, das sich zum Mozarteumorchester als musikalischem Botschafter bekenne. Trotz schwieriger Lage werde das Mozarteumorchester nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Sechs von 91 Planstellen sind im Orchester derzeit nicht besetzt. Er hoffe, dass diese Stellen „nach Möglichkeit“ wieder aufgefüllt werden können, sagte Thomas Wolfram. „Wir sind realistisch genug, um zu wissen, dass wir ganz zufrieden sein können.“

Mit dem Jugendprogramm unter der Leitung der Musikpädagogin Monika Sigl-Radauer und dem Konzept der „Partnerschulen“, bei dem Kinder und Jugendlichen mit Orchestermusikern zusammenarbeiten, hoffe man „das Publikum für die Zukunft“ heranzuziehen.

Ivor Boltons Hauptwunsch – außer dem nach einer „fixen“ Oper für das Mozarteumorchester bei den Festspielen – gilt einem eigenen Kammermusikzyklus: „Wir haben mehrere hochkarätige Kammermusikformationen innerhalb des Orchesters. Wir sind ein Symphonieorchester aus lauter Kammermusikern.“

Die neue Spielzeit - www.mozarteumorchester.at
Bilder: MOS/Ben Wright; Marco Borggreve; Rosalie O’Connor; Peter Warren