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Unser Paul – und die Art, alle Gesetze der Musik einzuhalten

HINTERGRUND / PAUL HOFHAIMER WERKAUSGABE

09/05/14 Paul Hofhaimer und Radstadt. Paul Hofhaimer und Salzburg. Die übliche Gedankenverbindung gehört dringend erweitert. Etwa um: Hofhaimer und Salamanca, Rom, Nîmes oder Mechelen. In diesen Städten haben sich über die Jahrhundert einige der wenigen erhaltenen Exemplare des Erstdrucks der Odenvertonungen des Radstädters gefunden. Jetzt – nach bald fünfhundert Jahren - gibt es eine aktuelle Neuausgabe der „Harmoniae poeticae“.

Von Heidemarie Klabacher

„Das Exemplar im Escorial wurde 1543 in Salamanca für Prinz Philipp II. von Spanien von seinem Lehrer Calvete de Estrella gekauft. Als eines der wenigen Bücher aus den Beständen des Escorial zeigt es Gebrauchsspuren.“

Aus „druckfrischen“ Notenblättern singt dagegen das „Hofhaymer Ensemble“ bei seinem Konzert am Montag (12.5.) in der Margarethenkapelle im Friedhof von St. Peter! Der Salzburger Musikwissenschaftler Grantley McDonald hat in der Reihe „Denkmäler der Musik in Salzburg“ als dritten Band der „Paul Hofhaimer Ausgabe Sämtlicher Werke“ dessen Vertonungen lateinischer Gedichte vorgelegt. Die „Harmoniae poeticae“.

„Das sind Vertonungen von antiken lateinischen Gedichten, sowohl von den heidnischen Dichtern Horaz, Catull, Ovid und Vergil, wie auch vom frühchristlichen Hymnendichter Prudentius“, erzählt Grantley McDonald im Gespräch mit DrehPunktKultur. „Musikalisch sind sie eher schlicht, aber die Sänger müssen sich viel Mühe geben, die extrem komplexen Versmaße richtig vorzutragen. Darauf haben die Humanisten des 16. Jahrhunderts viel Wert gelegt!“

Vielleicht weisen die neuen Noten, aus denen das „Hofhaymer Ensemble“ singen wird ja doch auch schon „Gebrauchspuren“ auf? Bleistifteinträge, Betonungszeichen über Silben vielleicht, Bindebögen über Linien… Begleitet werden die Vokalisten von Marc Lewon auf der Laute und von Heribert Metzger an Orgel und Regal, die vielleicht da und dort Fingersätze in die Noten geschrieben haben. Selbst die sorgfältigste und kritischste Werkausgabe muss Papier bleiben, wenn niemand daraus musiziert. Erst „Gebrauchspuren“ zeugen davon, dass die Musik lebt.  Aber nicht nur Noten stehen in diesem neuen Band der „Paul Hofhaimer Ausgabe Sämtlicher Werke“.

„Der Erstdruck der Harmoniae poeticae enthält auch den sogenannten Libellus, der die wichtigste biographische Quelle für Hofhaimer darstellt“, sagt der Experte von der Universität Salzburg. Er schildert es anschaulich und ein wenig boshaft in seiner Einführung: „Seit mehr als drei Jahrzehnten hatte Hofhaimer, dessen Talent fast ebenso groß war wie seine Eitelkeit, Gedichte, Briefe und Ehrenbezeugungen an seine Person gesammelt.“

Einige dieser Briefe seien spontan von Bewunderern und Freunden übermittelt, andere wiederum von führenden literarischen Persönlichkeiten des frühen 16. Jahrhunderts von Hofhaimer angefordert worden. „Dem Wunsch des Komponisten entsprechend“, habe Johannes Stomius, ein Freund des Hofhaimers, diese Lobschreiben für den Druck zusammengestellt - und sie dessen Dienstgeber und Förderer, Kardinal Matthäus Lang, gewidmet.

Es ist nicht wenig Latein im dritten Band, aber Herausgeber und Verfasser geben sicherheitshalber die Übersetzungen dazu. Und so stößt man gleich in der Widmung an Matthäus Lang auf köstliche Passagen: „Da ich nun aber einsah, dass die Nachwelt niemals lauter schnarcht, als dann, wenn man Angehörige ehrenwerter Künste preisen muss, die einem ebenbürtig oder überlegen sind … so jammerte es mich, dass man, sei es aus Ignoranz, sei es aus Undankbarkeit unserer Zeitgenossen, Pauls nicht mehr gedenkt … und ich wollte in irgendeiner Weise wenigstens einen Schatten von ihm vor dem Vergessen bewahren.“

Der Aufruf wurde über die Jahrhunderte weg nicht vergessen. Die „Paul Hofhaimer Ausgabe Sämtlicher Werke“ ist in der Reihe „Denkmäler der Musik in Salzburg“ gut geborgen und auf einem guten Weg. Man sei fast fertig, so Grantley McDonald, es müsse nur mehr ein passender Herausgeber für die Hofhaimer’schen Lautentabulaturen gefunden werden.

Grantley McDonald hat also die lateinischen Oden Hofhaimers zum ersten Mal in einer wissenschaftlichen Edition vorgelegt. Insgesamt umfasst der Band 35 Vertonungen von Hofhaimer. Dazu kommen Vertonungen von Ludwig Senfl oder Gregor Peschin.

Paul Hofhaimer sei im Jahr 1537 quasi mitten in der Arbeit an den Oden verstorben, schreibt Grantley McDonald: „Während sich seine Familie über die bescheidene Verlassenschaft stritt, blieben die letzten Kompositionen des Meisters zunächst unpubliziert.“

Johannes Stomius hat sich mit dem musikalischen Nachlass Hofhaimers wirklich alle Mühe gegeben. Er schreibt 1539 in seiner Widmung an Erzbischof Lang über den Komponisten Hofhaimer über die Poetischen Harmonien: „Es gibt also ein paar ganz neue, in Notenschrift gesetzte Choralmelodien, die es wirklich wert sind, irgendwann einmal herausgegeben zu werden.“

Harmoniae poeticae – Konzert im Rahmen der Präsentation des III. Bandes der Paul Hofhaimer Ausgabe Sämtlicher Werke  am Montag (12.5.) um 19.30 in der Margarethenkapelle im Friedhof der Erzabtei St. Peter – Einführungsvorträge halten Andrea Lindmayr-Brandl und Grantley McDonald – Es singt das Hofhaymer Ensemble
Bilder: DMS/Paul Hofhaimer Ausgabe Sämtlicher Werke/Band III (3); Archiv (1)
 

 

 

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