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Das letzte Goldfunkeln der Monarchie

HINTERGRUND / 100 JAHRE MOZARTEUM

10/09/14 „Die Konzertkarte aus dem Jugendstil-Kiosk titelten wir vor einigen Monaten, als das Buch „Jugendstil in Salzburg“ herauskam: Tatsächlich sind das Mozarteums-Gebäude und der Konzertsaal ein Ensemble aus spätem Münchner Historismus und Jugendstil, das seinesgleichen sucht. Es ist genau hundert Jahre alt.

Architektur, Kunst und Kunstgewerbe bilden eine Einheit – von der äußeren Form bis zur Innenausstattung. Der Kartenverkaufs-Kiosk ist nur ein Aspekt. Es lohnt sich, die kunsthandwerklich liebevoll gestalteten Gitter der Heizungsöffnungen genauer zu betrachten, die Medaillonbilder und Spiegel in den seitlichen Foyergängen und natürlich auch den Buffetraum als Ganzes, wo man sein Kaffee-Tässchen immerhin unter einem Makart-Bild leertrinkt. Die Türen zum Bastionsgarten hinaus: lupenreiner Jugendstil wohin man auch blickt…

Die Baugeschichte ist abwechslungsreich und spannend. Es ist die Geschichte einer erfolgreichen Initiative musikinteressierter Salzburger Bürger, die sich zum Ziel gesetzt hatten, ein modernes Konzertgebäude sowie eine Musikausbildungsstätte zu errichten. Trotz vieler Rückschläge konnte im September 1914 das Schulgebäude, welches auch die Bibliotheca Mozartiana beherbergt, mit den zwei Konzertsälen eröffnet werden. „Es ist das letzte unmittelbar vor Ausbruch des 1. Weltkrieges fertig gestellte Konzertgebäude, das die gesamte Stimmungslage der zu Ende gehenden Zeit in sich trägt“, erklärt Johannes Honsig-Erlenburg, Präsident der Stiftung Mozarteum.

Es ist ja fast eine Tragik, dass im selben Jahr der Eröffnung – 1914 – der Erste Weltkrieg ausgebrochen ist. Für die Kleinstadt Salzburg gilt natürlich nicht, dass damit die Gesellschaftsordnung, die sich in Sälen wie diesem spiegelte, passé gewesen wäre. Das Mozarteum (damals noch identisch mit der gleichnamigen Ausbildungsstätte) ist eine durch und durch gutbürgerliche Institution – eigentlich bis heute. Da sieht man den Goldglanz gerne.

Was überhaupt keine Frage und in der jüngsten Presseaussendung der Stiftung eigens festgeschrieben ist: Mit der Errichtung und Fertigstellung des Mozarteums im Sommer 1914 ist der Stiftung Mozarteum Einzigartiges gelungen: die Schaffung des ersten und heute noch idealen Aufführungsortes für das Orchester- und Kammermusikwerk Mozarts. Dass der so genannte „Wiener Saal“ nun eigentlich groß genug ist für die Kammermusikfreunde der Stadt, hätte man sich vor zwei Jahrzehnten nicht träumen lassen, als Streichquartette noch den Großen Saal mit vierfachem Platzangebot füllten. Jetzt wird dieser Raum, der in den achtziger Jahren gar keine große Rolle mehr spielte im Konzertleben, wieder optimal genutzt.

Auch das Unterrichtsgebäude ist als solches noch „in Betrieb“, wenn auch nicht mehr als Hauptgebäude der Universität Mozarteum. Die jetzt staatliche Einrichtung ist eingemietet.

Die Stiftung Mozarteum Salzburg feiert das Jubiläum ihres Hauses mit einem Festkonzert am 27. September und einem Tag der offenen Tür tags darauf.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs beeinflusste auch die Planung für die musikalische Gestaltung der Eröffnung des neuerrichteten Mozarteumsgebäudes in der Schwarzstraße im September 1914: Die aufwändig geplante Festwoche wurde kurzerhand abgesagt und durch ein bescheideneres Festkonzert ersetzt. „Das Eröffnungskonzert vom 27. September 1914 ist ein mahnendes und eindringliches Beispiel: Anstelle der zunächst geplanten Programmgestaltung hat die Kriegspropaganda Einfluss genommen, die Musik wurde dem Zeitgeschehen untergeordnet. Ein in ganz Europa einzigartiges historisches Konzert, das ‚original‘ im unmittelbaren Kontext zum Beginn des 1. Weltkrieges zur Aufführung gebracht wird.“, so Johannes Honsig-Erlenburg, Präsident der Stiftung Mozarteum. Karl Loewes Ballade vom Prinzen Eugen, „dem edlen Ritter“hatte damals natürlich einenj ganz unmissverständlichen Klang. Und am Ende des Festkonzerts stand natürlich nicht unser vertrautes „Land der Väter“ (egal ob mit oder ohne Müttern und Töchtern), sondern das „Gott erhalte“ und die deutsche Kaiserhymne „Heil Dir im Siegerkranz“.

Eine Rekonstruktion des Programms, das Vokalwerke von Mozart bis Wagner bot, gibt Gelegenheit, sowohl an den freudigen Anlass als auch an die tragischen Zeitumstände zu erinnern. Die Camerata Salzburg und der Salzburger Bachchor gestalten das Programm gemeinsam mit Sängern und Solisten. In einem vor dem Konzert angebotenen Round-Table-Gespräch mit dem Zeithistoriker Hofrat Manfried Rauchensteiner und dem Musikwissenschafter Thomas Hochradner, moderiert vom Wissenschaftlichen Leiter der Stiftung Mozarteum, Ulrich Leisinger, geht man auf die historischen Hintergründe ein und schlägt die Brücke zum Heute.

Am Tag der offenen Tür können die Besucher bei Führungen das Haus kennenlernen und dabei den Bau im Münchner Späthistorismus mit Elementen aus dem Jugendstil ebenso erleben, wie Auszüge aus den Kinderkonzerten der Stiftung Mozarteum im Wiener Saal oder Kurzkonzerte bei freiem Eintritt im Großen Saal. Alle 15 Minuten beginnt eine Führung, ab 10.15 Uhr Vormittag. Die Universität Mozarteum steuert eine Öffentliche Masterclass zum Thema „Auf dem Weg zum Sängerberuf“ bei. In der Orchestergarderobe kann man Filme aus der Mozart Ton- und Filmsammlung sehen, in den Räumen der Bibliothek wird die Digitale Mozartedition vorgestellt. (ISM / dpk-krie)

Festkonzert: Samstag 27. September, 19.30 Uhr, Großer Saal des Mozarteums
Tag der offenen Tür: Sonntag, 28. September, 10 bis 17 Uhr - Detailprogramm  www.mozarteum.at
Bilder: ISM / Christian Schneider (2); Jana Breuste (1)

 

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