Von alten Magiern und fröhlichen Kriegstreibern

KULTURVEREINIGUNG / MOZARTEUMORCHESTER / AXELROD

25/09/14 Ohrenbetäubendes Kriegsgetöse dröhnt im Großen Festspielhaus. Zartbesaitete suchen hektisch ihre Baldriantropfen. Und kaum bringen der Magier Uranus und der Mystiker Neptun etwas Entspannung in die Gehörgänge, bricht auch schon der Krieg der Sterne aus…

Von Stefan Reitbauer

„Der Mensch ist eine Sonne. Seine Sinne sind seine Planeten“, sagt der Dichter Novalis. Und der Musikschriftsteller Kurt Pahlen meint sinngemäß: Als Gott, der nach freiem Willen Sternbilder in der Unendlichkeit des Weltalls schafft, erscheine Mozart uns gewöhnlichen Sterblichen im Finale seiner Symphonie Nr. 41 C-Dur, „Jupiter“ genannt. Beim Herbstauftakt der Kulturvereinigung im Großen Festspielhaus mit dem Mozarteumorchester steht Mozarts sonnenstrahlendes symphonisches Meisterwerk im Zentrum. Und „Die Planeten“ von Gustav Holst ziehen als einzelne Geschichten und emotionale Stimmungsbilder ihre Bahnen.

Zu Beginn führt John Axelrod, einer der letzten Schüler Leonard Bernsteins, das Mozarteumorchester Salzburg sicher durch die Symphonie Nr. 41. Ohne Umschweife, solide und homogen wird musiziert. Scheint im Allegro vivace des ersten Satzes noch ein wenig die Vorsicht zu regieren, entwickelt sich davon ausgehend ein energievoller Spannungsbogen bis in den vierten Satz. Molto, molto allegro endet dieser – und tatsächlich: John Axelrod lässt in einem Höllentempo die Streicher virtuos brillieren.

Die Bläser (speziell die Holzbläser) dürfen das im ersten Teil des Konzerts nicht. Ein unverhältnismäßiges Übergewicht an Streichern erstickt so manchen kecken Farbklecks. Selbst das Blech, das sich wohl schon Gehör verschaffen könnte, wurde offenbar zur Ruhe gemahnt. So bleibt ein klangschöner, aber weichgespülter Mozart als trotz allem strahlende Ouvertüre zur folgenden Parade der Planeten.

Gustav Holst komponierte „Die Planeten“, Suite für großes Orchester, in den Jahren 1914 bis 1916. Einer Fassung für zwei Klaviere folgte die in unseren Tagen weitaus bekanntere orchestrierte Version. Holst zielt in seinen Klangbildern nicht auf das äußere Erscheinungsbild der Himmelskörper, sondern vielmehr auf die charakterliche Ausdeutung ihrer göttlichen Namensgeber.
Das Mozarteumorchester bewegt sich lustvoll und sicher in diesem gewaltig anmutenden Klanggebilde. Die martialischen Klänge des Mars gipfeln in ohrenbetäubendem ekstatischem Getöse. Die Friedensbringerin Venus beruhigt mit versöhnlicheren Klängen, bevor Merkur und Jupiter die Dezibelskala wieder ordentlich in die Höhe schrauben.

Doch bei allem Spektakel und Gebraus folgt John Axelrod einer klaren Interpretationsidee, reizt dynamische Akzente aus, zeigt Kontraste auf und vermittelt dem Publikum sicht- und hörbar seine eigene große Freude an der musikalischen Arbeit. Im letzten Satz der Suite, „Neptun, der Mystiker“ dürfen sich die Salzburger Chorknaben & Chormädchen über ihren lange erwarteten Kurzauftritt freuen. Aus dem Off erklingen die feinen Kinderstimmen. Recht sicher intonierend transportieren sie ihre mystische Botschaft.

Ein groß aufspielendes Mozarteumorchester mit dem legeren, aber sehr stilsicheren John Axelrod beschließt den Abend mit Themen aus „Star Wars“ von John Williams. Das Publikum ist entzückt, die Musiker zufrieden. Die Chorknaben spielen beim Abgang mit einem Laserschwert. Die Eindrücke des Abends vermischen sich. Ohrwürmer von alten Magiern und fröhlichen Kriegstreibern bleiben von einem spektakulären Konzert.

Das Mozarteumorchester unter der Leitung von John Axelrod wiederholt sein Planeten-Konzert am Donnerstag (25.9.) und am Freitag (26.9.) in den Kulturvereinigungs-Zyklen Musik der Meister und Welt der Musik - die weiteren Konzerte dieser Saison - www.kulturvereinigung.com
Bild: KV