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Quer durch die Jahrhunderte

KIRCHENMUSIKALISCHER HERBST

31/10/14 Fällt Ihnen auf Anhieb ein Komponist aus Liechtenstein ein? Josef Gabriel Rheinberger ist 1839, also vor 175 Jahren, in Vaduz geboren worden. Mit seinem Orgelkonzert beginnt am Allerheiligentag (1. November, 16 Uhr) der diesjährige „Kirchenmusikalische Herbst“.

Von Reinhard Kriechbaum

Rheinberger gehört zu den Komponisten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die nach Jahren des Vergessens zunehmend in das Bewusstsein von Musikpraxis und Musikforschung zurückgekehrt sind. Vor allem Chöre wissen seine Musik neuerdings vermehrt zu schätzen. Er zählte zu den gefragtesten Komponisten seiner Zeit, an den Verleger, Musiker und Chöre mit Kompositionsaufträgen herantraten. Sein umfängliches Oeuvre mit 197 Opus-Nummern, von Symphonien bis zu Chor- und Kammermusik, kündet davon. Als Hofkapellmeister des bayerischen Königs Ludwigs II. nahm er seit 1877 eine zentrale Position innerhalb der katholischen Kirchenmusik in Deutschland ein. Man könnte sagen: Für München war Rheinberger etwa das, was Bruckner für Wien war.

Rheinberger komponierte lateinische Messen und Motetten, die in ihrer Unabhängigkeit von den einengenden Vorschriften der cäcilianischen Kirchenmusikreformer seiner Zeit wegweisend waren. Zu seinen Kompositionsschülern zählten Engelbert Humperdinck, Ermanno Wolf-Ferrari und Wilhelm Furtwängler.

Nun also, zum Auftakt des „Kirchenmusikalischen Herbsts“, den die Erzudiözese in der ersten Novemberwoche wieder bei freiem Eintritt anbietet, ist Josef Gabriel Rheinbergers Orgelkonzert zu hören, mit Markus Stepanek als Solisten und dem Orchester Pro Musica Sacra unter Bernhard Gfrerer (1.11., 16 Uhr, Franziskanerkirche).

Beim „Kirchenmusikalischen Herbst“ gibt es in Kirchen der Salzburger Innenstadt wieder ein abwechslungsreiches Programm in der Kombination mit biblischen und spirituellen Texten.

Der Chor „Salto Vocale“ und das Ensemble „Concertino“ halten am Sonntag (2.11., 16 Uhr, Stiftskirche St. Peter) „Klingende Gottesbetrachtungen aus fünf Jahrhunderten“ bereit. Der weite stilistische Bogen ist ja das Besondere dieser Reihe: Die älteste Musik steuert die Virgilschola bei, eine Marienfeier aus dem spätmittelalterlichen Salzburg in der Margarethenkapelle im Friedhof von St. Peter (6.11., 19 Uhr).

Mit „Spirituellen Klängen aus aller Welt“ (4.11., 19 Uhr, St. Andrä) sind Chöre und Ensembles des Borromäums (unter Gerrit Stadlbauer und Moritz Guttmann) wahrscheinlich am weitesten in der Jetztzeit.

Außergewöhnlich: Vier Hände und vier Füße an einer Orgel – vierhändige Orgelklänge aus der Romantik gibt es in der Kollegienkirche (5.11., 19 Uhr). Mit meditativen Melodien am Violoncello (begleitet von einer Harfe) bewegt sich Michael Beckmann auf der seelenvollen Seite der Musik, wogegen man in einem Programm mit Chormusik protestantischer Komponisten um 1600 darüber nachdenken kann, was Salzburg entgangen ist – schließlich waren die Protestanten hierorts Leute, die man des Landes verwiesen hat. Dieses Programm gestaltet der Kammerchor der Dommusik unter der Leitung von Janos Czifra (8.11.,16 Uhr, Dom). Ebenfalls im Dom spielt die Barockgeigerin Annegret Siedel Solowerke von Bach.

Und zu guter Letzt: Mozarts Requiem mit der Stiftsmusik St. Peter unter Armin Kircher (9.11., 16 Uhr, St. Peter).

Programmdetails: www.kirchenmusikalischerherbst.at
Bilder: www.rheinberger.li (1); www.virgilschola.org (1); www.matthias-michael-beckmann.com (1)

 

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