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Von Heiligen, Euphorischen und Ironischen

KULTURVEREINIGUNG / GÜRZENICH ORCHESTER / GAFFIGAN

16/01/15 Ein Programm, ganz der deutschen Romantik verschrieben, präsentiert das Gürzenich-Orchesters Köln unter James Gaffigan und mit dem Pianisten Kirill Gerstein und füllt das Große Festspielhaus mit einem Klangteppich aus Freude, Trauer, Melancholie und Euphorie. Ein wahres Wechselbad der Gefühle, dem man sich gerne aussetzt.

Von Sascha-Alexander Todtner

Die musikalische deutsche Romantik ist unweigerlich mit dem Namen Robert Schumann verbunden. James Gaffigan und das Gürzenich Orchester Köln haben beim Gastspiel im Großen Festspielhaus am Donnerstag (15.1.) den unsteten Geist dieser Epoche eingefangen und zum Leben erwachen lassen.

Die einzige Oper des Romantikers Schumann führt bis heute ein Schattendasein in den Konzertsälen und auf den Bühnen dieser Welt. Mit der Ouvertüre zur Oper „Genoveva“ op. 81 eröffnet James Gaffigan das Konzert, um die Welt Schumanns in acht Minuten zu präsentieren. Und das macht das Gürzenich Orchester überzeugend. Ein voller graziler Streichklang, der manchmal im Konflikt mit den etwas nasal und dünn klingenden Holzbläsern steht, lotet unter der Leitung Gaffigans alle emotionalen Nuancen der Ouvertüre um die Heilige Genoveva zwar nicht immer aus, aber berührt im Finale, wenn das ganze Orchester im intensiven Schwung der Virtuosität vollkommen aufgeht.

Wenn Richard Strauss’ Burleske für Klavier und Orchester d-Moll erklingt, ist eine Veränderung spürbar. Nicht nur durch das virtuose Spiel des Solisten Kirill Gerstein, der dieses Werk zwischen Tradition und Moderne vollkommen auslotet: Die tänzerischen Tempi scheinen den Dirigenten und das Orchester in eine andere Sphäre zu heben. Tänzerische Leichtigkeit und symphonische Schwermut – all dies vereint dieses kleine virtuose Stück. Und es ist verzeihbar, wenn neben dem hervorragenden Spiel des Pianisten Gerstein das Orchester etwas blass wirkt.

Und auch im nächsten Stück zeigt sich der konzeptionelle Gedanke des Programms - sich ganz und gar der deutschen Romantik in allen Facetten zu widmen: Carl Maria von Webers Konzertstück für Klavier und Orchester f-Moll op. 79 erzählt die Geschichte einer trauernden Dame, die von ihrem Kreuzritter träumt, der im Momente schrecklicher Vorahnung plötzlich unversehrt zurückkehrt. Aber nicht nur die zur Grunde liegende Geschichte ist ein Traum, sondern vor allem die pianistischen Interpretation durch Kirill Gerstein, die zwischen Trauer und Freude alle Register sprengt und zusammen mit dem Orchester einen sanfter Traumteppich im Larghetto affettuoso und Allegro appasionato webt. Die Euphorie, Energie und Freude des Marsches spiegelte sich schließlich im tosenden Applaus des Publikums.

Die dem Konzert den Namen gebende Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 97 „Rheinische“ von Robert Schumann knüpft an das Stück Carl Maria von Weber an. Die Lebensfreude im ersten Satz „Lebhaft“ mit dem triumphierenden Einsatz der Hörner lässt die Kraft der Musik spürbar und lebendig werden.

Schumanns Musik schwebt im zweiten und dritten Satz wie ein Schiff an einem wunderschönen Sommertag über den Klangfluss, den Gaffigan und das Gürzenich Orchester Köln an diesem Abend im Festspielhaus entspringen lassen. Das Dirigat fühlt sich wie die Klang gewordene leichtfüßige musikalische Ehrfurcht vor dem Genius des Romantikers Schumann an.

Der vierte Satz „Lebhaft“ lässt vor den Augen des Publikums Welten entstehen, die zwischen Melancholie und sakralen Momenten schweben und ein Wechselbad der Gefühle auslösen. Ein Wechselbad der Gefühle, welches im fünften Satz mit einer unglaublichen Euphorie die Symphonie beschließt. Diese Euphorie springt dann im Finale auf das ganze Orchester über, auch auf die etwas zu lauten Posaunen in der Stretta. Ja, hier zeigt sich Stärke von James Gaffigan und dem Gürzenich Orchester Köln – eine derartig nuancierte und zugleich emotionale mitreißende Interpretation von Schumann ist selten zu hören. Dieses Konzert ist ein Wechselbad der Gefühle, aber eines, dem man sich gern aussetzt.

Das Konzert „Die Rheinische“ mit James Gaffigan, Kirill Gerstein und dem Gürzenich Orchester Köln wird heute Freitag (16.1.) bei der Kulturvereinigung im Großen Festspielhaus wiederholt - www.kulturvereinigung.com
Bilder:Salzburger Kulturvereinigung (1); www.kirillgerstein.com / Marco Borggreve (1)

 

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