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Vollendung und Abschied – leider!!!

HERBERT SCHUCH / SCHUBERT-JANACEK-ZYLKUS

21/01/15 Sie waren Höhepunkte im Konzerjahr 2014/15 - die insgesamt sechs Konzerte von Herbert Schuch im Rahmen seines Schubert-Janáček-Klavierzyklus im Solitär. Nach fast auf den Tag genau einem Jahr fand der Zyklus mit den drei großen „letzten“ Klaviersonaten von Franz Schubert seinen bewegenden Abschluss.

Von Heidemarie Klabacher

In fünf Konzerten seit Jänner des Vorjahres hat der Pianist Herbert Schuch Werke von Franz Schubert mit Werken von Leos Janacek nicht nur „verknüpft“, sondern oft geradezu klanglich miteinander verschmelzen lassen: „Herbert Schuch hat nun aber zwischen die vier Impromptus von Franz Schubert zwei Nummern aus Leos Janaceks Zyklus ‚Auf verwachsenem Pfade’ hineingeschwindelt. So folgte auf den überirdisch zart verklingenden Impromptus Nr. 1 c-Moll von Schubert die Nr. 1 Es-Dur aus der zweiten Serie von Janaceks ‚Po zarostlem chodnicku’: zwei Werke, zwei Zeiten – und doch eine einzige Stimmung.“ Daran sei mit diesem Selbstzitat erinnert. Erinnert sei auch an die überwältigende Wirkung von Herbert Schuchs „Tonarten-Dramaturgie“, wenn Werke aus zwei verschiedenen Zeiten, aber in der gleichen Tonart aufeinander folgten.

Nun hat Herbert Schuch den letzten Abend im Schubert-Janacek-Klavierzyklus gegeben - und allein Franz Schubert gewidmet. Auf dem Programm standen unter dem Motto „Vollendung und Abschied“ die Sonaten c-Moll D 958, A-Dur D 959 und B-Dur D 960, die legendäre „Trias“ der im Jahr 1828 vollendeten Sonaten.

Und wie schon bei seiner überwältigenden Wiedergabe der „Wandererfantasie“ oder an den vielen Wegmarken „Auf verwachsenem Pfade“ hat Herbert Schuch auch innerhalb der großen Form immer wieder die Zeit still stehen und den Zuhörer den Atem anhalten lassen. Dies etwa gleich mit dem ersten Satz der c-Moll-Sonate, in die Schuch hineingesprungen ist, wie in einen schroffen Geröllabhang – um noch innerhalb des Satzes auf überaus sanften Matten zu landen.

Der zweite Satz weitete sich quasi von der gesanglichen traurigen Klage eines Individuums zum Bild für das Leid „des Menschen“. Wie ein besonders unruhiges Gretchen am Spinnrade ließ Herbert Schuch den Faden des Menuetto Allegro sich spinnen und aus dem Spinn- ein Schicksalsrad werden. Während er im vierten Satz Allegro alle Facetten des Aufbegehrens schillern ließ. Vom bockigen fast neckischen Trotz bis hin zum wilden Um-Sich-Schlagen – mit dem Drang, sich selbst und die Welt zu vernichten.

Wie in einem einzigen kleinen Thema die ganze Welt enthalten sein kann – mit der ganzen Skala menschlicher Emotionen und Befindlichkeiten – zeigte Herbert Schuch etwa auch mit dem atemberaubend delikat abgehandelten Thema im Rondo Allegretto der A-Dur Sonate.

Viel Pedal bei gleichzeitig großer Transparenz und Klarheit im Anschlag fielen im Kopfsatz der B-Dur Sonate auf. Sonst ist hier besonders aufgefallen, dass Schuch mit seiner Wiedergabe scheinbar nicht „auffallen“, aus keinem Rahmen „fallen“ und das legendäre Stück eben nicht neu erfinden wolle: Unprätentiös und vollkommen natürlich wie in einem über Jahr und Zeit gebildeten Flussbett ließ er virtuos die virtuosen und die gesanglichen Passagen aufeinander folgen. Die Zeit still stehen ließ er mit dem gar nicht extrem langsam zelebrierten zweite Satz Andante, in dem jeder einzelne der mit der linken Hand „oben“ angeschlagene hohen Töne wie das Aufblitzen eines neuen Sternes war.

Schade, dass es vorbei ist. Herbert Schuch spielt bei den Salzburger Festspielen 2015 am 21. Juli ein Solistenkonzert mit Werken von Bach/Busoni bis Murail.

Bilder: Universität Mozarteum

 

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