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Bearbeitungen kontra Originale

MOZARTEUMORCHESTER / HERBERT SCHUCH, PAUL MEYER

24/04/15 Mit einem rein romantischem Programm, Carl Maria von Weber und Franz Schubert, verabschiedete sich am Donnerstag (23.4.) das Mozarteumorchester unter Chefdirigent Ivor Bolton in die Sommerpause. Als Solisten begeisterten der Pianist Herbert Schuch und Paul Meyer an der Klarinette.

Von Horst Reischenböck

Ein willkommener Einstieg, oftmals als zu leichtgewichtig für Programme angesehen: das als „Aufforderung zum Tanz“ bekannte Rondo brillant in Des-Dur op. 65 J 260 von Carl Maria von Weber. Dieses sein Klavierstück machte erst Hector Berlioz durch die kongeniale Instrumentierung mit ihren klar hörbaren Verbindungslinien zur eigenen Symphonie fantastique unter dem Titel „Einladung zum Walzer“ richtig bekannt. Den Walzer kosteten nach dem beschwörend von den Holzbläsern beantworteten Cellosolo zu Beginn Ivor Bolton und seine Mitstreiter im Großen Saal des Mozarteums voll Energie und beschwingt aus.

Franz Schubert wiederum verdankte seine erste posthume Popularität nicht zuletzt dem Einsatz von Franz Liszt. Er hat sich mehrfach mit der durch ihn so betitelten „Wanderer fantázia“, im konkreten Fall die orchestrierte Gestalt S.366 von Schuberts monothematischem C-Dur-Opus 15 D 760, auseinander gesetzt. Für Liszt war das ein Stück des Weges zur eigenen h-Moll-Klaviersonate (der übrigens Leó Weiner eine Orchesterfassung verpasste).

Herbert Schuch hat Schuberts Original schon verschiedentlich, auch in Salzburg, im Rahmen seines Schubert-Janáček-Zyklus gespielt. Anlässlich seiner vor zwei Jahren entstandenen Einspielung sagte er noch, dass ihm der von Liszt vorgenommene Ausbau zum Klavierkonzert „nicht sehr behagt“. Offenbar hat ihn die Begegnung mit Alfred Brendel bekehrt, vielleicht auch mit dessen Version dieser sinfonischen Transkription, die sowohl der Beethoven-Schüler Carl Czerny, noch im Alter, genauso würdigte wie Hans von Bülow und Ferruccio Busoni. (An letzteren erinnerte Schuch dann noch in einer zugegebenen Bach-Bearbeitung.)

Liszt verdeutlichte, das Werk natürlich mit eigenem opulenten Klanggewand befrachtend, was schon in Schuberts Klaviersatz orchestral gedacht schlummert. Herbert Schuch verwirklichte dies grandios zusammen mit dem Mozarteumorchester. Ausgehend mit vom ersten Einstieg retardierend die lyrischen Episoden einfühlsam auskostendem Spiel bis in die finale Fuge, die zwecks Durchsetzung gegenüber dem umgebenden Blechpanzer mörderisch virtuose Pranken fordert.

Gegenüber diesem fulminanten Ereignis hatte es Paul Meyer als Mitbewerber nach der Pause nicht leicht, um im Ersten Klarinettenkonzert f-Moll op. 73 J 114 von Carl Maria von Weber auf seine Weise Gleichgewichtiges gegenüber zu stellen. Meyer schmeichelte sich hingebungsvoll in Melodienseligkeit dieses Auftragswerks für den bayerischen König. Das Paradestück für sein Instrument hat Meyer nicht bloß in den Ecksätzen mit aller Wirksamkeit vorgeführt, sondern auch als die Romantik pur auskostende Zwiesprache mit dem blendend disponierten Horn-Terzett inmitten.

Ein schwungvoller, dankend angenommener Kehraus: Webers Sinfonie Nr. 1 in C-Dur op. 19 J 50 samt ihren animiert geblasenen Holzbläser-Soli. Von Ivor Bolton beflügelnd befeuert.

Bilder: www.herbertschuch.com (1); ks-schoerke.de (1)

 

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