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Unbedingt Zeit lassen!

STIFTUNG MOZARTEUM / DIALOGE 2015

24/06/15 Wenn die „Zeit“ das Schlagwort abgibt, dann muss man sich diese schon nehmen. Zum Beispiel für das Zweite Streichquartett von Morton Feldman, dessen Aufführung „je nach Spielweise“ zwischen dreieinhalb und fünfeinhalb Stunden beansprucht. Auch für flinke Interpretationen braucht’s da also Sitzfleisch…

Von Reinhard Kriechbaum

Bei den nächsten „Dialogen“ der Stiftung Mozarteum, die eine Spur früher im Jahr stattfinden als gewohnt – vom 25. Bis 29. November nämlich – wird das oenm zwei Mal dieses Werk spielen. Jeweils vor überschaubarer Publikumskulisse. Nicht, weil sich keiner dafür interessiert, sondern weil man die Galerie MAM in der Salzburger Residenz als Spielort auserkoren hat, und die ist bekanntlich nicht so groß. Mit Mario Mauroner kooperiert man, weil bei den Dialogen 2015 auch wieder ein bildender Künstler mit von der Partie ist: Constantin Luser, Jahrgang 1976, zeigt seine Kunst in der Galerie und macht auch etwas fürs Mozarteums-Foyer. Seine Objekte wirken leicht, schwebend, und seine filigranen Zeichnungen machen sich ganz wunderbar im Dialoge-Heft. So schöne Publikationen wie die Stiftung macht eben kaum jemand.

Morton Feldmans Slow-Motion-Musik zieht sich also durch das fünftägige Festival. Ihn interessiere, wie er einmal schrieb, die Zeit „in ihrem unstrukturierten Zustand“. Er experimentierte quasi „mit der Art, wie Zeit existiert, bevor wir unsere Klauen hineinschlagen, unsere Ideen und Vorstellungen“.

Da Musik sowieso wesenhaft mit Zeit zu tun hat, war es wohl nicht schwierig, einen zeitgenössischen Komponisten als Gegenpart zu finden. Beat Furrer ist es geworden, auch von ihm ist in fast jedem Konzert ein Werk zu hören. „Jedes Verklingen eines Tones ist bereits ein Drama für sich“, sagt der Schweizer. Er ist Leiter des Klangforums Wien, das natürlich auch zu Gast sein wird.

Die „Dialoge“ (es werden die elften sein) sind wieder sehr auf mediale Grenzüberschreitung und Überschneidung künstlerischer Sparten aus. So kooperiert man für einen Abend unter dem Motto „Zeit-Bild“ sowohl mit der Szene als auch mit dem SEAD. Der belgische Choreograph Etienne Giulloteau arbeitet mit Tänzern vom „bodhi project“ des SEAT, das oenm spielt, Anne-Catherine Kunz schafft die Kostüme und Hans Meijer sorgt fürs Licht. Zwischen Musik von Feldman und Furrer gibt’s da auch Mozart.

Beat Furrer schreibt auch ein Auftragswerk, eines für Sopran und Posaune. Dafür hat man die Sopranistin Golda Schultz verpflichtet (sie singt heuer im „Rosenkavalier“ der Festspiele die Sophie). Sie ist auch Teil des hochrangigen Solistenquartetts fürs Mozart-Requiem, das traditionellerweise am Ende der „Dialoge“ steht. Ivor Bolton dirigiert es, der Salzburger Bachchor singt an dem Abend auch A-cappella-Musik von Beat Furrer.

Neben den Konzerten wird es bei den Dialogen wieder ein Filmprogramm, eine Lounge im Wiener Saal, die Präsentation eines Jugendprojekts von KlangKarton, einen Workshop in Zusammenarbeit mit dem Programmbereich ConTempOhr am Schwerpunkt „Wissenschaft und Kunst“, Einführungs- und Künstlergespräche geben.

Festival „Dialoge“ der Stiftung Mozarteum zum Thema „Zeit“ - 25. bis 29. November. Der Generalpass kostet 88 Euro – www.mozarteum.at
Bilder: ISM / Markus Rössle (1); David Furrer (1); Gregor Rohrig (1)

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