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Beckenschlag statt Paukenwirbel

KULTURVEREINIGUNG / MOZARTEUMORCHESTER / LEOPOLD HAGER

24/09/15 Achtzig Jahre jung, voller Elan und im Vollbesitz seiner Kräfte: So präsentierte sich Leopold Hager am Mittwoch (23.9.) am ersten seiner drei Abende mit dem Mozarteumorchester bei der Kultureinigung im Großen Festspielhaus. Auf dem Programm Schuberts „Fünfte“ und Bruckners „Siebte“.

Von Horst Reischenböck

Bis 1981 war Leopold Hager Chefdirigent in Salzburg. Klar, dass von „seinen“ damaligen Musikern heute niemand mehr dem Mozarteumorchester angehört. So beschert ihm das wesentlich verjüngte Mozarteumorchester ein Geburtstagsständchen der besonderen Art - beglückend auch für das Publikum.

Mit Wolfgang Amadé Mozart hatte Leopold Hager einst international Reputation gewonnen. Dennoch gab er statt mit Mozart mit Franz Schuberts den Auftakt: Schubert hat in der beinah kammermusikalische Intimität seiner „Fünften“ - B-Dur D 485 - wie nirgends sonst seiner überschwänglichen Liebe zum Genius loci freien Lauf gelassen.

Vom ersten Heben des imaginären Vorhangs zum Allegro an arbeitete Leopold Hager aus den kantablen Melodien dynamisch subtil zart abschattierte Details heraus. Im Andante setzte er durchaus auch dramatische Akzente, um sich umso beschwingter dann dem lebhaften Menuett und dem Schluss-Satz zu ergeben. Begeistert folgten ihm die Streicher - im Klangbild immer wieder bekrönt durch die Soloflöte von Bernhard Krabatsch.

Nach diesem nicht gering zu schätzenden „Leichtgewicht“ gab es einen kapitalen Brocken in Gestalt von Anton Bruckners Sinfonie Nr. 7 E-Dur WAB 107: für das Mozarteumorchester seit langem eine Welt, in der es sich heimisch fühlt. Darauf konnte Leopold Hager trefflich aufbauen. Unter Hagers präziser Zeichengebung wuchs der Kopfsatz organisch aus dem warm von den Celli intonierten Hauptthema heraus – und weiter in den die feierlich-tragische Episode am Ende der Reprise bis zur prachtvoll vom Blech beschlossenen Gloriole.

Die paarweisen Tenor- und Bass-Tuben fügten sich orgelnd in den – von Bruckner selbst so bezeichneten – „Klagegesang“, zum Andenken an den „hochseligen, heiß geliebten unsterblichen Meister Richard Wagner“.

So wie Leopold Hager diese Steigerungswellen gestaltend auskostete, erübrigten sich auch alle Gedanken über den Beckenschlag, den Bruckner auf Anregung von Artur Nikisch, des Dirigenten der Uraufführung, nachträglich auf einem Extrablatt einfügte: Hier wirkte er absolut logisch, ja geradezu zwingend.

Nach dem dämonisch dahin tanzenden Scherzo geriet das energisch schlank angegangene Finale zur bekrönenden Apotheose, in der sich nochmals die Kräfte aller Beteiligten grandios bündelten. Ein denkwürdiges Ereignis, zu Recht lebhaft bejubelt.

Am Donnerstag (24.9.) und am Freitag (25.9.) spielt das Mozarteumorchester unter Leopold Hager den Psalm 2 von Leopold Hager, die Alt-Rhapsodie von Johannes Brahms sowie zwei Motteten und nochmals die "Siebte" von Anton Bruckner. Es singt der Salzburger Bachchor – www.kulturvereinigung.com
Bild: Kulturvereinigung

 

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