Zwei mal Achtzig

KULTURVEREINIGUNG / MOZARTEUMORCHESTER / LEOPOLD HAGER

25/09/15 Es war das Konzert zu Leopold Hagers achtzigstem Geburtstag und zugleich sein achtzigstes Konzert bei der Kulturvereinigung. Ein musikalisch-salzburgisches „Hochfest“ also mit dem Mozarteumorchester und dem Salzburger Bachchor - noch dazu am „Rupertitag“.

Von Horst Reischenböck

In gewisser Weise wollte man am Mittwoch (24.9.) im Großen Festspielhaus auch den Landespatron Rupert würdigen – und eröffnete das Festkonzert mit Sakralmusik: Mit dem „Psalm 2“ des zwanzigjährigen Leopold Hager. Es sollte nicht Hagers letztes Opus bleiben, doch dürfte die beharrlich verfolgte Dirigentenkarriere ihn vom Komponieren abgehalten haben. Während seiner Tätigkeit in Luxemburg hat er wenigstens einige seiner Werke auf Tonträger festgehalten, aber leider nicht veröffentlicht.

So packend, wie Leopold Hagers Vertonung des zweiten Psalms aus dem Alten Testament anhebt, verbietet sich jeglicher Gedanke an das abqualifizierende Diktum „Kapellmeistermusik“. Ganz im Gegenteil: Die Luther-Worte „Warum toben die Heiden und die Völker reden so vergeblich“ sind ausdrucksstark tonmalerisch umgesetzt und wurden vom Salzburger Bachchor exzellent - wenn auch nicht restlos textverständlich - gestaltet. Da wäre ein dem Programmheft beigelegtes Textblatt samt Text, der nicht unbedingt Allgemeingut ist, hilfreich gewesen. Kontemplativ, voluminös und textverständlich verströmte der Bariton Markus Volpert die ihm anvertrauten Momente.

Es folgte die „Alt-Rhapsodie“ op. 53 von Johannes Brahms. Auch hier wäre ein Textblatt wünschenswert gewesen! Denn trotz der luzideren Fraktur des Werks ist die zugrunde liegende „Harzreise im Winter“ von Johann Wolfgang von Goethe genauso wenig geläufig. Brahms schrieb sich Liebesfrust von der Seele. Und der Sopranistin Svetlana Lifar gelang es beeindruckend, den Menschenhass, „der sich aus der Fülle der Liebe trank“ plausibel werden zu lassen, um sich letztendlich von den Männerstimmen des Chors assistiert doch noch in positivere Gefilde zu retten. Unterstützt wurden die Vokalisten vom Mozarteumorchester in voller Übereinstimmung mit Leopold Hagers leidenschaftlicher Hingabe.

Über den wie stets von Alois Glaßner perfekt vorbereiteten Salzburger Bachchor weitere Lobeshymnen zu verbreiten, hieße Eulen nach Athen tragen. Seine Qualitäten bewies der Bachchor einmal mehr und zwar acapella - im Alleingang für den Brahms-Antipoden Anton Bruckner. Das berühmte Graduale „Locus iste“ WAB 23 - „Diese Stätte ist von Gott schaffen“ - erklang unter Hagers beredten Händen geradezu phänomenal fein abgestimmt in der Dynamik. Was freilich ein paar Unbeeindruckte nicht davon abhielt, spontan Hände zum Applaus regen zu wollen.

Von Aufbau und Inhalt her komplexer ist die Motette „Os justi“ WAB 30 - „In des Gerechten Mund ist Weisheit“ - basierend auf den Versen 30 und 31 aus Psalm 36. Kein Wunder, dass Bruckner damals, als er sich in Salzburg zweimal vergeblich um den Posten des Direktors der Musikschule Mozarteum bewarb, den Chor heillos überforderte. Anno 2015 aber war es gedanklich ein vielschichtiger Anknüpfungspunkt – auch Bruckners „Siebte“. über die schon zu berichten war.                                        

Das Konzert wird heute Freitag (25.9.) im Großen Festspielhaus wiederholt - www.kulturvereinigung.com
Bilder: Casa da Música / João Messias / KünstlerSekretariat am Gasteig