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Die Landkarte ist eindeutig nicht weiß

HINTERGRUND / MUSIKUM / POP-AUSBILDUNG

08/02/16 „Singen war schon immer 'cool' – und wird es auch bleiben!“, heißt es in einer Stellungnahme des Musikums. Man reagiert dort deutlich verschnupft auf die jüngst vom Kulturverein Kunstbox in Seekirchen hinausposaunten Pläne, eine „Vocal Pop Academy“ ins Leben rufen zu wollen.

Von Reinhard Kriechbaum

„Es entspricht nicht der Realität, dass es in Salzburg keine Ausbildungsstätte für den Bereich populärer Musik geben soll“, so Michael Seywald, Landesdirektor des Musikum Salzburg. „Vielmehr bietet das Musikum landesweit und speziell in der Stadt Salzburg für rund 340 Schülerinnen und Schüler eine hochkarätige Ausbildung in den Bereichen Jazz, Rock und Pop.“

Da gehe es um die Fächer Vocals, Saxophon, (E-) Gitarre, Drums, Keyboard, Jazz-Piano und Acoustic Bass. „Unsere Lehrerinnen und Lehrer haben nicht nur an Musikuniversitäten studiert, einige von ihnen unterrichten dort selbst“, betont Michael Seywald hervor.

Wie stellt sich diese Sache aus der Perspektive vor Ort da? Also im Musikum Seekirchen (damit verbunden die Gemeinden Eugendorf, Hallwang, Henndorf, Köstendorf, Neumarkt und Straßwalchen). Mit der Aussage, Populärmusik sei ein „weißer Fleck“, wurde dessen Direktor Harald Sowa nämlich bei dem Pressegespräch vergangene Woche im Emailwerk zitiert. Auf DrehPunktKultur-Nachfrage lässt er das so keineswegs so stehen: „Die Landkarte ist eindeutig nicht weiß!“ Gerade nicht im Bereich Gesang: An seiner Musikschule unterrichtet schließlich die profilierte Jazzsängerin Doro Hanke. „Das ist erstklassig“, sagt Harald Sowa und verweist auch auf die Klassen Jazzklavier und Schlagwerk in seinem Haus. „Speziell im Jazz- und Popularmusikbereich werden im Musikum Seekirchen derzeit vierzig Jugendliche ausgebildet.“

Sowa erinnert auch daran, dass die Spezialisierung auf einen bestimmten Stilbereich erst nach zwei oder drei Ausbildungsjahren geschehe. In Wirklichkeit würden deshalb allein in Seekirchen deutlich mehr Kinder und Jugendliche als die genannten vierzig auch in Richtung Populärmusik unterwiesen. Es gebe zwei Singschulen (in Eugendoprf und Seekirchen), wo man unterschiedliche Stilbereiche berücksichtige. Man kooperiere in diese Richtung auch mit Schulen in Neumarkt.

Dass Seekirchen - und damit eine künftige „Vocal Pop Academy“ - mit der S-Bahn günstig zu erreichen sei, sagte man bei dem Pressegespräch des Kulturvereins Kunstbox. Die S-Bahn fährt freilich auch in Salzburg quasi vor die Türe des Musikums. Ludwig Nussbichler, Direktor des Musikum Stadt, hält es für einen „bedeutenden Schritt“, dass Jazz, Rock und Pop am Musikum in der Stadt Salzburg seit dem Umzug in das neue Haus in der Schwarzstraße zentral unterrichtet werden können. Für Nussbichler ist die Popularmusik ein wichtiger Teil einer modernen Musikschule: „Das bedeutet auch, dass diese in jeder Gesangs- und Instrumentalausbildung eine Rolle spielt, ist sie doch die Musik der Jugend.“

Ludwig Nussbichler sieht vor allem die musikalische Bildung der Schüler im Zentrum der pädagogischen Arbeit: „Wesentlich ist immer die Motivation der Schüler hin zu einem künstlerisch anspruchsvollen Ausdruck und zu kreativem Gestalten!“

„Das Selbstbewusstsein des Musikum ist durchaus gerechtfertigt, schaffen es doch AbsolventInnen der Talenteschmiede selbst im sehr anspruchsvollen Jazz-Bereich immer wieder, einen Studienplatz an den renommierten Musikuniversitäten in und außerhalb Österreichs zu ergattern.“ So heißt es in einer Aussendung des Musikum Salzburg.

Zurück nach Seekirchen: Wie denkt der Musikum-Leiter Harald Sowa über die Optionen einer „Vocal Pop Academy“, wie sie dort angedacht wird vom Kulturverein Kunstbox? „Es ist ein Unterschied zwischen einem Lagerfeuer-Kurs zur Gitarre am Wochenende und einer Musikschule“, gibt der Pädagoge zu bedenken. Er habe den Eindruck, dass die Emailwerk-Betreiber nicht nur die Kosten einer solchen Einrichtung unterschätzten, sondern auch die Verantwortung gegenüber den Jugendlichen. Immerhin heißt es, die „Vocal Pop Academy“ solle auch auf ein Studium an Musikuniversitäten vorbereiten: „Will ich junge Menschen von A nach B führen, gilt es Verantwortung zu übernehmen – da brauche ich Spezialisten!“ Für Kooperationen sei er immer offen, sagt Harald Sowa, „aber gleich eine eigene Schule...“

Das nächste kräftige Lebenszeichen des Ausbildungsbereichs Jazz, Rock, Pop am Musikum Salzburg Stadt - „Jazz, Rock, Pop in Concert“ am 15. April um 19 Uhr im Steinway Saal des Musikum - www.musikum-salzburg.at
Bilder: Musikum Salzburg (2); www.dorohanke.com
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