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Der Sonne entgegen

KAMMERMUSIK IM WIENER SAAL / HYPERION ENSEMBLE

25/05/16 Zu den Fixstartern im Konzertangebot der Stiftung Mozarteum zählt seit Jahren der Auftritt des grenzüberschreitend besetzen Hyperion Ensembles. Einmal mehr begeisterte das nach dem Sonnengott – oder dessen Vater – benannte Sextett am Dienstag (24.5.) im Wiener Saal mit Mozart, Schubert und Dvorak.

Von Horst Reischenböck

Der Flug Richtung Sonnengott startete mit einem wahrhaft kapitalen Brocken – mit dem zweitlängsten Kammermusikwerk von Wolfgang Amadé Mozart. Er hat das Streichquintett C-Dur KV 515 gleichsam als „Gastarbeiter“ in Wien geschaffen. Ein Monumentalwerk, das keineswegs nur in „Mozart’scher Heiterkeit“ vorüberzieht. Nach der Exposition von fast Schubert’scher Dauer, in der es achtzig Takte lang auf den Eintritt des zweiten Themas zu warten gilt um danach „Figaro“ zitiert auszunehmen, loteten alle Beteiligten in der kurzen Durchführung tief-dramatische Gefilde aus.

Genauso partnerschaftlich dann das ruhig dahin fließende Andante mit dem gesanglichen Dialog zwischen erster Viola – dem von Mozart geliebten Instrument – in Händen von Firmian Lermer und der Geige von Primarius Werner Neugebauer. Der dann ins Menuetto überleitete, dessen dunklere Töne auch nicht unberücksichtigt blieben. Das Finale, das durch Themenwiederholung zu Beginn von der Sonatenhauptsatzform zum Rondo chargiert, wendet alles in absolut positives Licht und führt zu beglückendem Ausklang.

Franz Schuberts Kompositionen für Klavier zu vier Händen eignen orchestral anmutende Passagen. Dem spürte schon Joseph Joachim nach, als er dem „Grand Duo“ sinfonisches Gewicht verlieh. Ähnliches lässt sich aus manchen Passagen der vierteilig strukturierten Fantasie f-Moll D 940 heraushören. Und nicht nur Alfred Einstein hörte ungarische Anklänge: Auf dem Landgut der Eszterházy in Zseliz weilte Schubert zwei Sommer lang. Die Widmungsträgerin des Stücks, Tochter Karoline, war seine Schülerin. Er war in sie vielleicht auch verliebt - was den ambivalent melancholischen Duktus erklären könnte. Ensemble-Mitglied Firmian Lermer machte das Opus für Sextett-Besetzung dienstbar. Manchen Passagen, etwa der auf das lyrische Largo folgende vollmundige Scherzo-Abschnitt oder dem dadurch klar durchhörbar bis ins Fortissimo geführten Fugato gereicht diese Fassung durchaus zum Vorteil. Klara Flieders Kommando am ersten Pult irritierte allerdings gelegentlich durch spitze Töne im obersten Register.

Viel seltener als die Symphonie wird das Streichquintett „Aus der Neuen Welt“ gespielt. Dabei ist das Streichquintett Es-Dur op. 97 von Antonín Dvorak genauso publikumswirksam: Was das Hyperion Ensemble eindrucksvoll bewies und entsprechend lebhaft bedankt wurde.

Schuberts Fantasie f-Moll für Klavier zu vier Händen im Original spielen die Pianisten Maria João Pires und Julien Libeer am Dienstag (31.5.) im Großen Saal des Mozarteums, weiters erklingen Maurice Ravels „Le Tombeau de Couperin“ und Schuberts Sonate B-Dur D 960 - www.mozarteum.at

 

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