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Ehzeitig die Reißleine gezogen

OSTERFESTSPIELE

12/03/20 Man hat sehr schnell die Reißleine gezogen, aber es ist wohl der einzig vernünftige Schritt in der derzeitigen Situation: Auch die Salzburger Osterfestspiele werden nicht stattfinden. „Wir beugen uns den medizinischen und gesundheitlichen Notwendigkeiten", so die Aufsichtsrats-Vorsitzende der Osterfestspiele, Sarah Wedl-Wilson.

Die Absage hat der Aufsichtsrat heute Donnerstag (12.3.) am Nachmittag beschlossen. Es würde sonst wohl zu knapp und zu kostspielig: Bis 3. April läuft ja das Verbot der Regierung von Veranstaltungen für über hundert Menschen. Eine Verlängerung angesichts der zunehmenden Sars-CoV-2-Infektionen ist durchaus zu befürchten. Am Samstag 4. April hätten die Osterfestspiele mit Verdis Don Carlo begonnen.

„Auf Basis der bestehenden Rechtslage und der Entwicklung der letzten Tage sowie der seriösen Erwartungen für die nächste Zukunft mussten die Generalversammlung, der Aufsichtsrat und die Geschäftsführung der Osterfestspiele Salzburg GmbH am 12. März 2020 mit großem Bedauern feststellen, dass die Osterfestspiele 2020 undurchführbar sein werden, zumal eine bescheidmäßige Untersagung in Aussicht gestellt wurde“, heißt es seit heute Nachmittag auf der Homepage der Osterfestspiele. „Selbstverständlich leisten wir unseren Beitrag zu den behördlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sowie zum Schutze unserer Kundinnen und Kunden, der Künstlerinnen und Künstler und der Bevölkerung.“

Weniger optimistisch und ein wenig geschraubt heißt es weiter: „An der Erarbeitung der erforderlichen Grundlagen zur Ermöglichung der angestrebten Rückzahlung für die bereits bezahlten Karten und der gleichzeitigen Abdeckung der anderen Verbindlichkeiten der Osterfestspiele Salzburg GmbH wird gearbeitet.“

Landeshauptmann Haslauer verwies nach der Sitzung darauf, dass auch der amtsärztliche Dienst eine Absage empfohlen habe. Diese dürfte bereits am Freitag von der Bezirksverwaltungsbehörde – der Stadt Salzburg – ausgefertigt werden. Die Absage, so Haslauer nach der Sitzung gegenüber der Presse, sei gemäß Paragraf 15 Epidemiegesetz erfolgt.

Dass die Osterfestspiele auf eigenes Betreiben hin behördlich untersagt werden, ist ein kluger Schachzug. So erspart man sich aller Voraussicht nach eine schöne Stange Geld an Künstlerhonoraren und Entschädigungen. Wie hoch der wirtschaftliche Schaden trotzdem ist, kann man jetzt natürlich noch nicht annähernd beziffern. Für Stadt und Land ist er schon wegen der Umwegrentabilität beträchtlich. 2019 haben die Osterfestspiele 18.800 Karten verkauft. Das ist natürlich nicht zu verwechseln mit der Besucherzahl, weil ja viele Besucher die Oper und die drei Konzerte der Staatskapelle Dresden en Bloc buchen. Für die Region Salzburg erbrächten die Osterfestspiele eine Umwegrentabilität von 15 bis 20 Millionen Euro pro Saison, so Peter Ruzicka in einem Interview im Herbst des Vorjahres. Für ihn wären die nun abgesagten Osterfestspiele die letzten als künstlerischer Leiter gewesen.

Die Sächsische Staatskapelle hat übrigens auch daheim in Dresden dienstfrei: Auch in der Semperoper sind – dort sogar bis 19. April – sämtliche Vorstellungen abgesagt. (dpk)

Bild: Landesmedienzentrum / Melanie Hutter (1); dpk-krie (1)

 

 

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