asdf
 

Geklotzt, nicht gekleckert

OSTERFESTSPIELE / THIELEMANN

12/04/22 Es ist der Sächsischen Staatskapelle Dresden im letzten Jahr ihrer Oster-Präsenz nicht zu verdenken, dass sie daheim Erprobtes mit nach Salzburg nimmt – wie Béla Bartóks Violakonzert zusammen mit „Capell-Virtuos“ Antoine Tamestit und Richard Strauss' Alpensymphonie.

Von Horst Reischenböck

Vom Schwanenritter zum Schwanengesang... Der Gedanke drängt sich auf, ist doch das Violakonzert Sz 120 BB 128 Bartóks Opus ultimum nur in Skizzen hinterlassen. Baróks jüngerer Freund Tibor Serly unterzog sich der mühsamen Aufgabe, diese zu ordnen und in spielbare Form von drei pausenlos aufeinander folgenden Sätzen zu gießen. Béla Bartók gilt neben Paul Hindemith und William Walton als absoluter Meilenstein der Literatur für Bratscher aus dem vergangenen Jahrhundert. Diese leiden ja nicht an einer Repertoire-Überfülle, zumal ihr Instrument immer im Schatten der Violine stand. Vollkommen zu Unrecht, was Antoine Tamestit vom ersten Ton seiner Stradivari, mit dem er thematisch in Bartóks Werk einführte, einmal mehr bewies. Satt voluminös in der Tiefe wie in leuchtender Höhe, mit packend virtuosem Ansatz im rhapsodischen Kopfsatz. Nachdem Tamestit sich der Meditation des relativ kurzen Adagio religioso ergeben hatte, tänzelte er durch das rhythmisch geprägte mitreißende Finale – von der Sächsischen Staatskapelle Dresden unter der Leitung von ChristianThielemann, dem schon beim Auftritt nach der Pause Bravo-Rufe entgegenschallten, tatkräftig im besten Einverständnis unterstützt.

1915 hatte die damalige Sächsische Hofkapelle Richard Strauss‘ Alpensinfonie - Tondichtung für Großes Orchester op. 64 uraufgeführt. Ob übrigens damals die von Strauss gewünschte Anzahl Ausführender – er verlangte zusätzlich „hinter der Szene 12 Hörner, 2 Trompeten und 2 Posaunen“ – zur Verfügung standen, mag bezweifelt werden. „Im Notfall aus dem Orchester zu besetzen“, war die Devise.

Sonnenaufgang. Wanderung neben dem Bache. Am Wasserfall. Auf blumigen Wiesen, der Alm, Irrwegen, dem Gletscher, schließlich auf dem Gipfel. Dann Nebel, Stille, Gewitter und Sturm beim Abstieg... Fünfzig Minuten Gipfelsturm und Klangmalerei gespeist aus Strauss‘ eigenen Bergerlebnissen, die in der Jugend in Bayerns Heimgarten wurzeln. Im Salzkammergut wird übrigens die Ansicht kolportiert, den letzten Anstoß bewirkte das Erklimmen des Losers... Dem opulenten Tonfresko und seiner meisterlichen Instrumentation blieben die Dresdener mit ihrem zu recht als Strauss-Spezialisten gerühmten Leiter Christian Thielemann nichts schuldig. Die Partitur differenziert dynamisch ausgeleuchtet. Prächtig sonor klangen Hörner und Wagner-Tuben. Strahlend glänzten Trompeten neben den Posaunen, vor denen sich die Holzbläser über dem süffigen Streicherfundament kraftvoll verbreiteten. Das Ganze lediglich durch die wabernd aus den Lautsprechern dringenden Klänge der Orgel marginal getrübt (da gäbe es Besseres).

Der Triumph nach dem verdämmernden Abstieg im Sonnenuntertag war total, die Zustimmung des Publikums einhellig und langanhaltend.

Bilder: OFS / Erika Mayer
 

 

 

 

 

 

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014