Aus Salzburg nach Madrid

OSTERFESTSPIELE / HINTERGRUND / KOOPERATION

17/04/11 „Wir wissen, dass bloß zwei Opernaufführungen keine logische Sache sind“, sagt Sir Simon Rattle. Drei Jahre lang ist nun eine Kooperation zwischen Salzburger Osterfestspielen und dem Teatro Real in Madrid festgeschrieben. Dort wird es jeweils drei weitere Aufführungen geben.

Von Reinhard Kriechbaum

Die erste Produktion ist jene „Salome“, die gestern, Samstag (16.4.), im Großen Festspielhaus Premiere hatte. In Madrid wird sie freilich erst 2014 zu sehen sein. Den Auftakt dort macht „Parsifal“, der zu Ostern 2013 in Salzburg herauskommt und im selben Sommer noch in Madrid gegeben wird. Der dritte Titel im Kooperations-Paket: Bizets „Carmen“ hat 2012 zu Ostern Premiere, wird dann von den Festspielen im Sommer übernommen wird (allerdings mit den Wiener Philharmonikern) und wandert schließlich 2015 nach Madrid.

Das Entscheidende:  In Madrid spielen ebenfalls die Berliner Philharmoniker. „Der Organismus eines Theaters ist sehr wichtig für uns“, sagt Sir Simon Rattle. „Eine Oper fängt erst im Lauf mehrerer Aufführungen zu leben an.“ Es sei eine ganz andere Herausforderung: „Es geht nicht um laut oder leise, sondern darum, was das im jeweiligen Zusammenhang mit dem Bühnengeschehen bedeutet.“

Das „Jus primae noctis“ wird für Salzburg gewahrt, das sichert auch der Intendant des Teatro Real, Gérard Mortier, zu: „Die Salzburg-Premiere ist für das Überleben der Osterfestspiele entscheidend.“ Dass die Berliner Philharmoniker als Opernorchester nun nicht nur Alleinstellungsmerkmal für Salzburg zu Ostern, sondern Ende Juni/Anfang Juli auch in Madrid sind, kratze dort niemanden. „In Madrid ärgert sich kein Mensch, dass die jeweilige Premiere in Salzburg ist.“ Was Mortier in diesem Zusammenhang auch hervorhebt: „Die Eintrittspreise sind in Madrid niedriger, 250.- Euro maximal. Deshalb ist es logisch, dass die Premiere in Salzburg ist.

In einem Pressegespräch heute, Sonntag (17.4.) ist der Intendant der Osterfestspiele, Peter Alward, noch nicht herausgerückt mit seinen Salzburg-Plänen für 2014 und 2015. Aber man sei hinsichtlich der Kooperationen „sehr konkret im Gespräch“.

Die heuer aufgeführte „Salome“ ist ja nicht nur eine Kooperation mit Madrid, sie wird auch nach Oslo weitergereicht – dorthin allerdings ohne die Berliner Philharmoniker. Eine Frage im Pressegespräch war, ob die Sängerbesetzungen in Salzburg und in Madrid gleich sein werden. Grundsätzlich ja, bestätigte Gérard Mortier. Die Osterfestspiele seien „federführend“, die Sängerbesetzung für Mortier „eine Vertrauensfrage“: „Wir haben die gleiche Vorstellung, was Oper sein könnte und sein sollte.“

Eine praktische, aber wichtige Sache: Das Teatro Real hat eine ansehnliche Bühnenbreite von 18 Metern. Viele im Team – etwa Eva-Maria Wieser vom künstlerischen Betriebsbüro der Osterfestspiele oder der neue technische Direktor im Festspielhaus, Jürgen Höfer – sind mit Mortier über Jahre vertraut. „Wir sind eine Familie“, sagt Gérard Mortier.

Übrigens: Nicht nur die Osterfestspiele müssen sich ums Geld weitgehend selbst sorgen (nur acht Prozent des Budgets sind Förderungen der öffentlichen Hand). In Madrid sind die Kooperationen mit Salzburg vom Jahres-Opernbudget abgekoppelt und ruhen auf privatem Sponsoring, das in Madrid auch sonst hoch ist. Dort wird Oper nur zu 44 Prozent aus Steuergeldern subventioniert.

Bilder: Osterfestspiele Salzburg/Jim Rakete (1)
Zur „Salome“-Besprechung {ln:Jochanaan verschluckt sich an Marilyn Monroe}