Finger weg von der Pappendeckel-Geige!

OSTERFESTSPIELE / DIE GESCHICHTE VOM SOLDATEN

20/04/11 Den Schweizer Dialekt hat sie drauf, mit ihren Eltern hat Isabel Karajan ja lange genug in St. Moritz gelebt. Und das ist ja so weit nicht weg von der Strecke „zwischen Chur und Walenstadt“, wo Igor Strawinsky und sein Textdichter Charles Ferdinand Ramuz ihren Soldaten dahinmarschieren lassen und ihm den Teufel an den Hals hetzen.

Von Reinhard Kriechbaum

altFreches, pointiertes Straßentheater inter-mural: Die „Kontrapunkte“-Reihe des Osterfestspiele wurde am Dienstag (19.4.) im „republic“ mit Igor Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ eröffnet. Eine Solo-Show für die Schauspielerin Isabel Karajan, die den Soldaten mit einschlägigem Idiom ausstattet und ihn mit einem gestelzt-snobistisch sich ausdrückenden Teufel konfrontiert. Der ist an des Soldaten Geige interessiert, Böse Leute haben bekanntlich keine Lieder und offenbar auch keine Musikinstrumente. Am Königshof, wo der Soldat nach der Musiktherapie an der Königstochter ein unbeschwertes Leben verbringen könnte (mit junger Dame und wiedergewonnener Geige), spricht man ein nasales Französisch-Deutsch.

altEs hat einigen Witz, wie Isabel Karajan in dieser Pawlatschen-Oper sprachspielerisch jongliert. Nicht mit feinen Tönen, sondern plakativ, aber das ist schon recht so für das „arme“ Theater, entstanden gegen Ende des Ersten Weltkriegs. Oper mit Straßentheater-Option sollte es ja sein. Eigentlich schade, dass man es nicht so umgesetzt hat. An einem wunderschönen Frühlingsvormittag wirkt das „republic“ schon ein wenig muffig, und sowohl Isabel Karajan als auch das pointierte Ensemble aus den Reihen der Berliner Philharmoniker hätten sich auch unter freiem Himmel gut durchgesetzt. Das wär doch was, wenn man mal mit der „Geschichte vom Soldaten“ durch die Stadt zöge – vielleicht ein Osterfestspiel-PR-Gag für die nächsten Jahre?

Einfachste Mittel: Drei Sessel für Soldat, Teufel und Vorleser, Requisiten aus Pappendeckel ausgeschnitten („Geige“ steht auf dem Ding, auf das des Teufels Begehr gefallen ist). Für den Soldaten stehen ein Paar klobige Wanderschuhe bereit, für den Teufel rote Stiefletten mit hohen Absätzen. Je einen Schuh zieht Isabel Karajan an, und im roten Mieder ist die temperamentvolle 51jährige ein recht batschierliches Teufelchen.

Stanley Dodds hat die sieben Berliner Philharmoniker dirigiert. Guy Braunstein an der Violine – der musikalischen „Hauptfigur“ - in einprägsamem Miteinander nicht nur mit dem Schlagzeuger Franz Schindlbeck. Das hatte Witz und rhythmische Prägnanz, vielleicht weniger dialogische Eigenart. Da erinnert man sich am Ort an eine Wiedergabe beim Herbstfestival der Universität Mozarteum 2007 mit Benjamin Schmid, Peter Sadlo und anderen – und das war schon noch um ein Eck pfiffiger, rhythmisch flexibler (damals war übrigens Helmuth Lohner der Sprecher).

Wiederholung am Ostersonntag, 24. April, um 11.30 Uhr im republic. – www.osterfestspiele-salzburg.at
Bilder: OSF