Intensive Gespräche zu sechs und zu acht. Julia Fischer ist keine Musikerin, die sich in den Vordergrund spielt. Zwar nimmt sie gelegentlich die Führungsposition ein, aber es war instruktiv zu beobachten, wie partnerschaftlich sie den Kolleginnen und Kollegen Freiraum lässt. Im Streichsextett aus „Cappriccio“ ist es ja unmittelbar die Gleichgestimmtheit, die den Reiz des von Pult zu Pult wandernden Motivspiels ausmacht. Damit ist ein betörender Auftakt gelungen, auch im tonlichen Charme.
Schönbergs „Verklärte Nacht“ bietet natürlich ganz andere emotionale Möglichkeiten. War es Einbildung, oder konnte man schon im eröffnenden „Schritt-Motiv“ unmittelbar ablesen, dass da zwei Menschen nebeneinander gehen, die fühlen, dass demnächst existenzielle Fragen des Paar-Seins auf sie zukommen? Von dieser Wiedergabe hat man mitnehmen dürfen, wie Musik aus ihrer dialogischen Struktur heraus zu leben beginnt, wenn sie herausgeholt wird aus der Routine. Irgendwie wirkte in der „Verklärten Nacht“ in dieser Musiker-Konstellation jede Episode neu überlegt, jede Stimme auf ihre Gesprächsangebote neugierig befragt. Rhetorische Erkundungsfreude und der Gleichklang von Orchester-Partnern haben eine alles andere denn alltägliche Synergie ergeben.
Zu acht schließlich nach der Pause in Sachen Mendelssohn: Die „Con fuoco“-Vorschrift im ersten Satz des Oktetts wurde so ernst genommen wie im langsamen Satz die Optionen, die hohen Streicher betörend sanft flirren zu lassen. Überhaupt: Es wurde dann eine eher hintersinnige, ruhige Wiedergabe. „… und alles ist zerstoben“ heißt es in Goethes Walpurgisnachtstraum aus dem Faust, der Mendelssohn zum berühmten „Elfen-Scherzo“ inspirierte. Es war hier tatsächlich ein Zerstäuben, kein Auseinanderstieben. Und man durfte sich im Finalsatz eingeladen fühlen, den Heimweg der Elfen noch ein wenig zu beobachten – so sanft und gefühlig kam da manches Motivspiel.