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Wenn die Geigen Mozart zuhören

OSTERFESTSPIELE / KONZERT FÜR SALZBURG

18/04/14 Die beiden Osterfestspiel-Dirigenten Christian Thielemann und Christoph Eschenbach in anderthalb Konzertstunden am Pult der Staatskapelle Dresden. Ein Wunschkonzertprogramm am frühen Abend, das so früh aus war, dass man danach auch noch was Vernünftiges anstellen konnte. Essen gehen zum Beispiel, was ja auch bekennende Christenmenschen – weil Gründonnerstag – haben tun dürfen.

Von Reinhard Kriechbaum

Inhaltlich passendere Musik als das „Ave verum“ gibt es nicht am Gründonnerstag. Also hat man den Salzburger Bachchor auch noch eingeladen für ein paar Musik-Minuten. An der Podiumsrampe hat er in gemischter Aufstellung Position bezogen, von ganz links bis ganz rechts, und wir wissen jetzt: Fünfzig Menschen (beinah Schulter an Schulter) braucht es, um dieses ansehnliche Strecke zu füllen.

Und wie soll das funktionieren, der Chor vor dem Orchester? Die kurz aufflackernde Frage wurde gleich beantwortet: Mozart hat das „Ave verum“ zwar für Chor und Streicher geschrieben, aber bei einem Konzert mit Event-Charakter soll man es ja, bei Gott, nicht übertreiben mit der Philologie. Also wurde das Orchester einfach weggelassen. Warum soll es Mozart im Großen Festspielhaus besser gehen als im Umfeld ärmlicher Kirchenchöre landauf, landab? Die Staatskapelle saß da und hörte zu.

A propos weglassen. Vor einem Dreivierteljahrhundert war es noch üblich, einzelne Sätze von Werken aufzuführen (in älteren Konzertführern kann man lesen, dass man vom Bruch-Violinkonzert „leider immer nur den langsamen Satz“ zu hören kriegt). Diesmal einen schnellen, und zwar das Allegro von Mozarts Oboenkonzert C-Dur KV 314. Dürfen’s denn das?

Verschweigen sollte man nicht, dass für die „Cosi fan tutte“-Ouvertüre (unter Thielemann) und für die ihm gar bärbeißig geratene zweite „Rosenkavalier“-Walzerfolge echte Osterfestspiel-Preise nicht angebracht gewesen wären. Jene fürs „Konzert für Salzburg“ liegen zwar auch noch in etwa beim Doppelten, was lokale Konzertanbieter verlangen, aber nur bei einem Drittel der Festival-Konzertpreise. Ein bisserl was muss man schon springen lassen, wenn man in die Welt der Schönen und Reichen hineinhören will.

In der Dirigenten-Wertung ist der Abend eindeutig für Christoph Eschenbach ausgegangen. Wunderbar waren die solistischen Beiträge von Stimmführern der Staatskapelle: Völlig unprätentiös in der Gestaltung, mit kostbarem Ton über alle Lagen der Cellist Norbert Anger in der Romanze für Violoncello und Orchester F-Dur, die Richard Strauss als Neunzehnjähriger geschrieben hat. Sollte man öfter aufführen. Céline Moinet, die Solo-Oboistin des Orchesters, hat bravourös den einen Mozart-Konzertsatz musiziert, immer eine Spur pfiffiger, gewandter und auch manchmal im Schlag dem Orchester voraus. Leider nicht namentlich genannt auf dem Programmzettel war der Hornist Robert Langbein. Die Mondscheinmusik aus „Capriccio“ ist ja ein verkapptes Hornkonzert, bis das Orchester als Ganzes mondtrunken drauflos schwelgt.

Für Thomas Hampson ist Hanna-Elisabeth Müller eingesprungen. Fein, dass man diese junge Sopranistin, die sich als Zdenka in „Arabella“ so nachhaltig einführte, nun noch einmal hören durfte. Von Strauss sang sie „Das Rosenband“ und – ganz delikat – das anfangs nur vom Streichquartett und dann mit fein untermischten Holzbläsern begleitete „Meinem Kinde“. Nach der Pause dann Paminas Arie „Ach ich fühl’s“ und das „Dove sono“ der Figaro-Gräfin. Sofort zuschlagen, wenn es gilt, diese Rolle zu besetzen! Auch wenn Hanna-Elisabeth Müller altersmäßig natürlich noch eher eine Susanna wäre.

Bilder: Osterfestspiele / Matthias Creutziger

 

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