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Ein "weißes Stück Papier" mit beruhigenden Zahlen

HINTERGRUND / OSTERFESTSPIELE / SPONSORING

29/03/10 Klar doch: Für den CEO der Vontobel-Bank, die seit dreizehn Jahren die Osterfestspiele als einer der Hauptsponsoren unterstützt, war es "enorm ärgerlich", von den Finanzmachenschaften dort zu erfahren. "Weil wir das Geld ja für die Kunst kanalisiert hatten."

Von Reinhard Kriechbaum

altAber Vontobel-Chef Herbert J. Scheidt versicherte am Montag (29.3.) in einem Pressegespräch in Salzburg auch, dass an der Sponsortätigkeit der Schweizer Privatbank (mit starker Österreich-Repräsentanz) nicht gerüttelt werde. Man sei realistisch genug, um zu wissen: "Der Griff in die Kasse ist überall Realität." Nun heiße es also "nach vorne schauen".

Wo für die Bank nun genau die Schmerzschwelle liegt, wo der Image-Schaden den Gewinn aus der Sponsortätigkeit übersteige, hat Scheidt natürlich ebenso wenig preisgegeben wie die konkrete Summe, die in die Osterfestspiele fließt. "Wir haben immer Vertrauen gehabt in die Qualität der Musik", sagt Scheidt diplomatisch.

Der Vontobel-CEO will die Politik aber sehr entschieden in die Pflicht genommen wissen, denn aus Zürcher Sponsor-Perspektive habe es ärgerlich lange gedauert, bis Stadt und Land ihrerseits bezeugt hätten, dass sie zu den Osterfestspielen stehen (indem die entsprechenden Förder- bzw. Ausfallssummen zugesichert wurden). "Wir erwarten, dass sich die Politik entsprechend einsetzt und Commitment zeigt", stellt er den Verantwortungsträgern von dieser Seite die Rute ins Fenster. Und wenn sie das nicht täten? Das wäre "eine unerfreuliche Situation, zu der es die Politik sicherlich nicht kommen lassen sollte".

altWie sieht es nun konkret mit Sponsoring seitens einer Bank in Wirtschaftskrisen-Zeiten aus? Da scheint Vontobel durchaus zu den Krisengewinnern zu gehören. "Unsere Solidität messen wir an den Eigenmitteln", so CEO Herbert J. Scheidt. Das seien 1,5 Milliarden Schweizer Franken - doppelt so viel, wie die Schweizer Gesetze vorschreiben. Man betreut derzeit um 22 Prozent mehr Einlagegelder als 2008, nämlich 1,84 Milliarden Euro. Auch in der (Salzburger) Österreich-Niederlassung freue sich Vontobel derzeit über satte Asset- und Ertragszuflüsse, was man auch dem planvoll betriebenen Geschäft mit Zentral- und Osteuropa zuschreibt.

In Pressegesprächen wird zu solchen Anlässen routinemäßig das zu Erwartende versichert: dass die beiden Institutionen vom jeweiligen außergewöhnlichen Qualitätsbewusstsein des jeweils anderen profitieren; dass der Sponsor - horrible dictu! - selbstverständlich keinen Einfluss nehme auf künstlerische Entscheidungen; dass man aber (so Peter Alward, der neue Osterfestspiel-Geschäftsführer) in einer "Partnerschaft selbstverständlich immer in Kontakt" sei und den Geldgeber über die Vorhaben informiere.

Was diese Neuausrichtung anlangt, hat man erwartungsgemäß nichts Konkreteres ausgeplaudert. Olaf Maninger von den Berliner Philharmonikern hatte ja schon vor einigen Tagen von einer Dreißig-Prozent-Reduktion der Kartenpreise gesprochen. Dazu Peter Alward: Man sei "ganz am Anfang, konkrete Dinge zu planen", "wir haben ein weißes Stück Papier". Ob erhöhter Finanzbedarf oder Umschichtungen - das sei noch ganz offen. Der Bankier Herbert J. Scheidt machte deutlich, dass Vontobel seine Sponsorengelder vor drei Jahren signifikant aufgestockt habe, man derzeit aber den Plafond erreicht habe.

Andreas Wittmann, Orchestervorstand der Berliner Philharmoniker: Das Festival sei "betagt" und nach 43 Jahren sei es angebracht, "die Osterfestspiele breiter aufzustellen". Unter anderem habe man vor, die fast dreiwöchige Anwesenheit auszunützen, um nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land Kammermusik zu spielen. "Wir wollen die Tür aufstoßen."

Bilder: Vontobel/Pleon Publico Salzburg

 

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