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Gar ein wenig pfiffig

OSTERFESTSPIELE / KONZERT FÜR SALZBURG

03/04/15 Jahrzehnte ist es her, da war mal Loriot bei den Osterfestspielen. Er hatte damals gerade den „Karneval der Tiere“ neu textiert. In einem Pressegespräch gab er sich damals frohgemut: Das erste Mal sei es für ihn ein Kinderspiel gewesen, Osterfestspielkarten zu ergattern.

Von Reinhard Kriechbaum

Ganz so dramatisch ist es heutzutage nicht mehr, auch wenn die Osterfestspiele, wie man jüngst erfuhr, heuer bestens nachgefragt sind und die Auslastung vermutlich über neunzig Prozent liegen wird. Aber beim „Konzert für Salzburg“ ist es tatsächlich total eng geworden: Sitze waren am Donnerstag (2.4.) im Großen Festspielhaus auch seitlich am Bühnenrand aufgestellt. Das passiert nur in Ausnahmefällen (und bei den Osterfestspielen womöglich gar das erste Mal).

Dafür gibt es natürlich gute Gründe. Die Eintrittspreise sind erschwinglich an diesem mit der Salzburg-Präsenz der Sächsischen Staatskapelle Dresden neu eingeführten Termin. Und inhaltlich stehen die Zeichen beim „Konzert für Salzburg“ auf Wunschkonzert. Das hat diesmal mit Tschaikowskys „Capriccio italien“ begonnen und ist weiter gegangen mit ein paar Nummern aus Prokofjews „Romeo und Julia“. Dann die beiden Opern-Zwischenspiele aus „Pagliacci“ und „Cavalleria rusticana“ und schließlich „Peter und der Wolf“. Kein Wunder, dass es proppenvoll war.

Fast fällt einem das Wort „überqualifiziert“ ein, wenn Thielemann Prokofjews Musik-Märchen dirigiert. Oh ja, schon toll, wenn gleichsam mit Links das Akkurateste rausgeholt wird aus der kammermusikalisch feinen Partitur und die Nummern so charmant vorbei duften. Das war erstens Staatskapelle vom Feinsten und zweitens Thielemann vom Jovialsten.

Isabel Karajan hat die Rolle des „Fräulein Tod“ (vom Kammermusikprojekt im „republic“) eingetauscht gegen jene der Erzählerin. Kinder – die eigentlichen Adressaten des Stücks – waren natürlich nur ganz wenige da. Aber sie hat so getan als ob, hat sich gar nicht sophisticated gegeben. Loriot hat den so vertrauten Text da und dort um eine leise Pointe angereichert. Bei ihm geht es mit dem gefangenen Wolf nicht ab in den Zoo, sondern dorthin, wo ein Wolf eben wirklich hingehört: in den Wald, weswegen sich die begleitenden Jäger nicht wenig fürchten müssen. Die im Ganzen verschluckte Ente kann der Reise im Wolfsmagen durchaus etwas abgewinnen.

Fürs „Konzert für Salzburg“ werden immer zwei Dirigenten aufgeboten. Auch das ist ein sympathischer netter Luxus für anderthalb Stunden Musik. So hat sich also Nikolai Znaider, der bei den Osterfestspielen zwei Mal den Solopart im Schostakowitsch-Violinkonzert übernimmt, auch als Dirigent in diesem Raum debütierend einführen können. Schwer einzuschätzen, was da beim „Capriccio italien“ und bei den „Romeo und Julia“-Knallern Staatskapell-Routine oder Probenergebnis war. Auf jeden Fall ein nettes Konzert, gar ein wenig pfiffiges Konzert.

Bilder: Osterfestspiele / Matthias Creutziger

 

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