Klein, fein und spannend

SALZBURGER FESTSPIELE PFINGSTEN 2018

02/06/17 Richard Wagner wurde am Tag der Uraufführung von Gioachino Rossinis „L’italiana in Algeri“ geboren. In Rossinis Todesjahr wurden Wagners „Meistersinger“ uraufgeführt. Dazwischen hatte man nicht viel für einander übrig. Doch im Rossini-Jahr 2018 werden die Streithähne sich vertragen - zu Pfingsten in Salzburg unter dem Motto „1868 – Zeitenbrüche“.

Von Heidemarie Klabacher

Einmal hatte Wagner einen Rossini-Ohrwurm, der ihn beim Lohengrin-Komponieren störte und mit Beethoven vertrieben werden musste. Rossini meinte zu Wagners „Tannhäuser“, diese Musik müsse man mehrmals hören, aber er werde nicht mehr hingehen. Zur Musik von Jaques Offenbach fiel Richard Wagner das anschauliche Bild eines Misthaufens ein, „in dessen Wärme die Schweine Europas sich suhlen“.

Durchaus „antagonistische Persönlichkeiten“ und „die Gegensätzlichkeiten einer Zeit, die für das 20. Jahrhundert wesentlich wurde“, prägen das Programm 2018 mit dem Motto „1868 – Zeitenbrüche“. 2018 jährt sich der Todestag Gioachino Rossinis zum 150. Mal. Seinem Andenken sind die Salzburger Festspiele Pfingsten 2018 gewidmet. „Es ist die besondere Qualität von Cecilia Bartoli, unserer phantasievollen Intendantin der Salzburger Festspiele Pfingsten, dass sie aus einem Gedenkjahr eine Reflexion über die musikalische Zeitenwende des Jahres 1868 gestaltet“, sagt Markus Hinterhäuser.

Festspielintendant Markus Hinterhäuser und Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler präsentierten heute Freitag (2.6.) das Programm der Salzburger Festspiele Pfingsten 2018 – im Namen von Cecilia Bartoli: „Es ist ein großes Glück, Cecilia Bartoli zu haben. Sie ist eine unvergleichliche Sängerin, eine profunde Kennerin der Literatur und sie verfügt über ein einzigartiges dramaturgisches Qualitätsbewusstsein“, sagt Markus Hinterhäuser. Heute Freitag (2.6.) werden die aktuellen „Pfingstfestspiele“ eröffnet – mit Cecilia Bartoli in der Titelrolle von Georg Friedrich Händels Oper „Ariodante“: Auch probe die Sängerin mit einer Stärke und Intensität, die alle anderen mitreißt: „Ich habe so etwas noch nie erlebt, dass eine Persönlichkeit dieses Kalibers über die gesamte Probenzeit keine Nanosekunde nachlässt in der Intensität.“ Daher ließ sich die Künstlerin bei der Programmpräsentation für 2018 durch den Intendanten und die Präsidentin vertreten.

Im Mittelpunkt stehen wird die szenische Produktion von Rossinis Oper „L’italiana in Algeri“, die am 22. Mai 1813 uraufgeführt wurde – just an jenem Tage, als Richard Wagner geboren wurde. In dieser musikalischen Komödie singt Cecilia Bartoli die Isabella. In Szene gesetzt wird die Oper vom Regie-Duo Moshe Leiser und Patrice Caurier, das bereits Bellinis Norma und Glucks Iphigénie en Tauride für die Pfingstfestspiele erarbeitet hat. Die musikalische Leitung übernimmt Jean-Christophe Spinosi.

Diesem Werk gegenüber stehen wird die konzertante (möglicherweise auch halbszenische) Aufführung von Jacques Offenbachs Oper Périchole, die ebenfalls 1868 uraufgeführt wurde. Spielen werden Musiciens du Louvre unter der Leitung von Marc Minkowski. Mit zwei Konzerten zu Gast sein wird die Staatskapelle Berlin unter der Leitung von Daniel Barenboim, mit Werken, die weitere Fäden um das Jahr 1868 spinnen werden. So wird etwa András Schiff das Klavierkonzert von Edvard Grieg spielen, Ausschnitte aus den „Meistersingern“ erinnern an den Clinch zwischen Wagner und Rossini. Und Johannes Brahms hat sein „Requiem“ im Schlüsseljahr 1868 vollendet: In Salzburg erklingen wird die (authentische) Fassung für Chor, Solisten und zwei Klaviere. Dirigieren wird Jérémie Rhorer, es singen Genia Kühmeier, Andrè Schuen und der Chor des Bayerischen Rundfunks. Cecilia Bartoli habe sich den Intendanten-Kollegen am Klavier gewünscht, sagte Markus Hinterhäuser. Er werde also mit Pierre-Laurent Aimard den Klavierpart übernehmen. Ein Arien-Recital mit Javier Camarena und ein Solistenkonzert mit der Camerata Salzburg und dem Geiger Maxim Vengerov ergänzen das Programm des „kleinen, schönen, kostbaren Festivals“.

Das Programm der Salzburger Festspiele Pfingsten 2018 - www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli (1); Simon Fowler/Decca (1)