Arlecchino und seine Freunde

Von Reinhard Kriechbaum

Barbellas Sonate ist ein frühes Beispiel für „Programmmusik“, höchst unterhaltende Porträts der Spaßmacher, die uns ihre übermütigen Sprünge, ihre Gesten, ihre Launen nahebringen. Kennt man eigentlich italienische Geigen-Virtuosität, wenn man mit der Musik von Corelli, Vivaldi und Tartini vertraut ist? Auch in der Geigenmusik hatten die Neapolitaner ein Wörtchen mitzureden. Klar natürlich, dass in einer Stadt mit vier Konservatorien auch der Geigennachwuchs schier unerschöpflich war – und die Nachfrage nach virtuosen Musikern war in der Opernmetropole gewiss nicht gering. Manchmal ist die Musikgeschichte schon ein wenig ungerecht, wenn sie eine Stadt, eine Region einfach rausfallen lässt.

Die Samstag-Matinee (22.5.) mit dem Geiger Giuliano Carmignola und seiner ambitionierten Continuo-Truppe im Großen Saal des Mozarteums war alles andere als eine akademische Nachhilfestunde zur Horizonterweiterung. Man durfte blutvolle, virtuose Musik kennen lernen. Nicola Porpora ist als Opern-Autorität und einflussreicher neapolitanischer Konservatoriumsleiter in der Musikgeschichte abgespeichert. Eine Geigensonate weist ihn aus als einen blutvollen Musiker, der den Kontrapunkt auch auf vier Saiten beherrschte – der Geiger muss zwei- und mehrstimmige Effekte nicht bloß andeuten, sondern ganz real ausspielen.

Manche Neapolitaner sind nordwärts gezogen: Nicola Matteis und Francesco Geminiani haben die Londoner Musikfreunde die Begeisterung für die italienische Musik gelehrt. Und das wundert keineswegs, wenn man etwa die grandios erfindungsreiche Passacaglia aus Matteis' „Ayres for the Violin“ hört.

Giuliano Carmignola ist einer, der nicht viel Aufhebens macht um seine Fingerfertigkeit. Völlig unprätentiös, ja: total cool lässt er die hitzigsten geigerischen Dinge vom Podium herunterpurzeln. Riccardo Doni (Cembalo), Ivano Zanenghi (Laute) und Francesco Galligioni (Violoncello) waren hellwach zur Stelle. Wie wichtig doch Augenkontakt ist bei solcher Musik. Irgendwie wirkte das alles wie aus dem Moment heraus erfunden.

Bild: Salzburger Festspiele / Kasskara / Deutsche Grammophon