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HINTERGRUND / BUDDHISMUS IN SALZBURG 2

23/09/11 Warum ist im Westen der Buddhismus durchwegs eher positiv besetzt, der Islam durchwegs eher negativ? DrehPunktKultur sprach mit Matthias Hohla vom Referat für „Ökumene und Dialog der Religionen“ der Erzdiözese Salzburg. „Im Westen hat der Buddhismus oft esoterische Elemente und großen Zulauf, weil die Leute den Buddhismus nicht kennen, wie er wirklich ist.“

Von Heidemarie Klabacher

„Warum kommen die Muslime oft so schlecht weg? Da gibt es historische Gründe, das ist auch aus der Geschichte heraus zu verstehen. Christentum und Islam sind geschichtlich eng miteinander verwandt, stoßen sich daher politisch auch am stärkten ab.“ Matthias Hohla vom Referat für „Ökumene und Dialog der Religionen“ der Erzdiözese Salzburg erinnert an die Mauren in Spanien, an die Kreuzzüge und natürlich an die Türken vor Wien.

Der Islam sei aber ein „Feindbild auch in Richtung Bildung“: „Was natürlich überhaupt nicht stimmt. Der Islam hat ganz wesentlich zur Bildung - zu Wissenschaft, Kunst und Kultur - in Europa beigetragen.“

Das negative Bild entstehe oft einfach vor der Haustür: „Viele haben in der Nachbarschaft ehemalige ‚Gastarbeiter’. Sie werfen deren Kultur und Religion in einen Topf, erleben sie als ‚ungebildet’, weisen ihnen einen negativen sozialen Status zu.“ Dazu kommt: „Der Koran ist einfach das bestimmende Buch.“ Das erschließt sich nicht beim Durchblättern.

Der Buddhismus dagegen sei hier im Westen oft eine „Life-style-Religion“: „Gerade diese Gruppe in der Linzergasse, die die Stupa auf dem Mönchsberg errichtet hat, spricht den westeuropäischen Lifestyle besonders an“, so Matthias Hohla. Eine Stupa erinnert an die Erleuchtung und an den Buddha-Status. „Buddha bedeutet ja ‚Der Erleuchtete’. Eine Stupa steht für diese Erleuchtung weit weg von der Welt: ein schönes Symbol.“

Der „Diamantweg-Buddhismus“, gepflegt von der Gruppe in der Linzergasse, sei „ein eher missionarischer Buddhismus, der stark an die Öffentlichkeit gehe“: „So wie es die Inserate in den Zeitungen vermitteln, so möchte man gerne da stehen, modern, spirituell. Man möchte durch die Stupa-Aktion die Menschen für den Buddhismus begeistern. Was ja legitim ist.“ So Matthias Hohla. Ihm sei das aber zu viel „Life-style-Buddhismus“.

Ziel aller buddhistischen Richtungen ist Erleuchtung, die Loslösung von irdischen Gegebenheiten: „Die einen machen das mehr mit einem Guru, einem Lama: Das gilt für den Tibetischen Buddhismus und den ‚Diamantweg Buddhismus’, für den das Zentrum in der Linzergasse steht.“

Der Theravada Buddhismus sei die strenge, quasi ‚evangelische’ Richtung: „Nur durch Studium der Schriften gewinne ich intellektuell Ablösung von der Welt.“ Wie es in der streng evangelisch reformierten Kirche keine Heiligen, Päpste oder Bischöfe, keine Bilder oder keinen Kirchenschmuck, sondern nur die Bibel gebe, gebe es auch in dieser Richtung des Buddhismus nur die Schriften als Weg zur Erleuchtung: „Das ist die ursprünglichste Form“, so Matthias Hohla vom Referat für „Ökumene und Dialog der Religionen“.

Der Mahayana-Buddhismus sei quasi der „Übergang“: „Der Guru ist wichtig. Der Weg zur Ablösung geschieht über die Disziplin. Der Zen-Abt in Japan etwa ist der, der den Gläubigen diszipliniert.“

„Im Westen hat der Buddhismus oft esoterische Elemente und hat großen Zulauf, weil die Leute den Buddhismus nicht kennen, wie er wirklich ist“, so Hohla. „Vietnam, Kambodscha zum Beispiel: Da schaut die buddhistische Praxis ganz andres aus. Wenn man in diesen Ländern war, sieht man, wie konsequent dort der Buddhismus gelebt wird. Das hat nichts mit unserem westlichem Buddhismus zu tun.“

Der Buddhismus sei „flexibler“, weil er ja kein Oberhaupt habe, wie die Katholische Kirche den Papst: „Es gibt kein ‚Oberhaupt’ im Buddhismus, außer bei den Tibetischen Buddhisten.“ Der Dalai Lama werde im Westen als der immer Lächelnde wahrgenommen, so Hohla. „In Wirklichkeit ist der Dalai Lama ein strenger Abt einer weltweiten Gemeinschaft, die auf strenge Disziplin baut.“ Auch habe der Buddhismus im Westen einen „friedfertigen Nimbus“, obwohl etwa Thailand viele Kriege im Inneren führt.

Disziplin, Strenge - all das, was wir im Westen nicht mit Buddhismus verbinden, versuchten westliche Lamas wie Ole Nydahl „herauszunehmen und in den westlichen amerikanischen Kontext einzubringen“, so Matthias Hohla.

Was Werner Purkhart vom Buddhistischen Zentrum Salzburg Linzer Gasse für Diamantweg-Buddhismus ganz ähnlich formuliert: „Für uns im Westen gilt es die Färbung anzunehmen, wie sie uns gefällt. Lama Ole Nydahl lehrt auf sehr moderne Art und Weise ohne traditionell tibetischen Hintergrund. Er hat die Essenz herausgenommen und in einer für uns Westler geeigneten Weise präsentiert. Lama Ole ist der Grund dafür, dass unsere Schule, der Diamantweg, so viele Zentren im Westen hat: Weil dieser Weg sehr leicht im Westen anzunehmen ist“, so Werner Purkhart im Gespräch mit DrehPunktKultur.

Dennoch ist für Matthias Hohla der Buddhismus keine europäische Religion: „Für mich spießt sich das.“ Die Errichtung einer Stupa sei „sicher ein Präzendenzfall bei uns in Salzburg“, meint Hohla. „Die Rechtsparteien folgen dem Ziel, den Islam hinauszudrängen.“ Nun müssen auch die Muslime solches Entgegenkommen - wie es den Diamantweg-Buddhisten mit der Stupa von offizieller Seite entgegen gebracht wurde - künftig erwarten dürfen. (Wird fortgesetzt)

Referat für Ökumene und Dialog der Religionen - www.kirchen.net
Bild: www.kirchen.net
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